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Mum@work: Roman

Mum@work: Roman

Titel: Mum@work: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Ahlswede
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abbestellen und den Schnittlauch ... ach ... der wird schon reingehen, oder, Meiki?«
    »Ei mit zerschnippeltem Gras? Nö, will ein Nutellabrötchen!«
    »Ein Nutellabrötchen? So, so. Warte, hier ist was für dich: Gänseleberparfait mit Scho-ko-la-de, hörst du, Meiki?«
     
    Beim nun folgenden Kardamom senke ich die Stimme wieder bis fast zum Flüstern, ähnlich wie schon bei der Gänseleber, um dann Meiki die Krönung zu verkünden: hausgemachte Brioche.
    »Brötchen, Meiki!«
    Ein perfektes Essen für Mareike und ein außerordentlich gutes Timing, denn jetzt schwebt lautlos einer der fünf Kellner, die für unseren Tisch zuständig zu sein scheinen, über die makellos glänzenden Kirschholzdielen zu uns.
    Diskret und aufmerksam, ein Pluspunkt für den Laden.
    »Monsieurdame, darf ich Ihnen die Tagesempfehlungen unseres Küchenchefs übermitteln?«
    Na, der könnte ja auch mal selbst vorbeikommen. Ein Minuspunkt.
    »Aber gem.«
    »Wir können Ihnen heute als Entree besonders empfehlen die Roulade von Ziegenfrischkäse an geeistem Tomatensaft...«
    »Das heißt am«, sagt Mareike mit einem gespielt entsetzten Unterton, der ihren Triumph des Tages anklingen lässt.
    »... und gebackenem Olivenkaramell, gefolgt von einem Zanderfilet mit Thymian, gebraten in Safranbutter an Cassoulet von ...«
    »Am!«
    »Meiki«, zische ich. »Sei jetzt mal still.«
    »Cassoulet von weißen Bohnen. Des Weiteren hätten wir geschmorte Müntzer Lammschulter in Meaux Senfsauce an Chicoree ...« »Am!«
    »... und gebackener Polenta.«
    »Po-po, Po-po, Popo-corn, Popo-corno.« Max kichert vor Vergnügen, während er die mit Serrano-Schinken umwickelte Dattel seziert. Die hat er sich von dem Häppchenteller geklaut, der in seinen Aktionsradius geraten war.
    Der Ober, der bisher noch erstaunlich ruhig geblieben ist, legt jetzt seine Stirn in Falten und zupft nervös die Serviette zurecht, die völlig überflüssig über seinem angewinkelten Arm liegt.
    Ich versuche, mich auf die vielen komplizierten Wörter zu konzentrieren. Schließlich muss ich ja beim Bestellen gleich irgendetwas wiederholen.
    »Anbieten können wir Ihnen noch Piccata vom Seeteufel an Sa...« »Am!«
    »... franbutter mit Spitzkohl und Rotweinschalotte sowie pochiertes Bisonfilet an ...«
    Ein böser Blick von Meiki zum Kellner. Ein böser Blick zurück. Ein Minuspunkt.
    »... Pfefferpotthastsauce, Kartoffelpüree und dicken Bohnen.« »Das nehme ich«, sagt Tobias.
    Genialer Schachzug. Schließlich muss sein Kurzzeitgedächtnis derzeit auch noch mehr beeinträchtigt sein als meins, und so tritt er einfach die Flucht nach vorn an. Er hat Max neben sich, der jetzt unbedingtseinen frisch gepressten Orangensaft trinken möchte und einer gewissen Bändigung bedarf, die Tobias' Aufmerksamkeit deutlich einschränkt. Ich werde dagegen nur ein kleines bisschen abgelenkt durch Mareikes Kunstwerke auf dem eigens dafür mitgebrachten Malblock. Ihre Pinguine erinnern mich irgendwie weniger an Caruso von Lars, dem kleinen Eisbären, als an den befrackten Herrn neben mir.
    »Madame?«, erkundigt sich der Kellner.
    »Tja, sehr verführerisch alles, ich denke, ich nehme ...«
    Oh, werter Pinguin, kannst du das nicht noch mal schnell zusammenfassen?
    »... den, den Seeteufel, genau, ich hätte gern Seeteufel. Und die Vorspeise nehmen wir alle, oder, Tobias?«
    Tobias ist jetzt gar nicht mehr auf Empfang. Er ringt mit Max und dem Orangensaftkristallglas.
    »Also viermal Ziegenfrischkäse«, sagt der Kellner.
    »Nein, nein, zweimal. Die Kinder eher nicht. Für meine Tochter hätten wir stattdessen lieber gern das Nutella ... ich meine ...«
    Wo ist denn bloß die Karte? Wie hieß dieses Gericht mit dem Schoko-Brioche doch gleich?
    Ah, da ist es ja.
    »Das Gänseleberparfait, und für meinen Sohn die ... das ... gekräu-terte Maishuhn, aber bitte ohne Trüffelrührei.«
    »Sehr wohl, die Herrschaften.«
    »Aber unbedingt mit viel Popcorn«, sagt Tobias.
    »Popp-popp, Pooo-po«, Max ist ganz begeistert. Die Lautstärke steigt. Zum Glück hat er aber endlich von seinem Orangensaft abgelassen.
    »Co-co, com. Po-po, pom. POR-NO!« »Max! Das heißt Popcorn.«
    Der Ober, merkwürdig errötet, schreibt seinen Block voll, als müsste er jedes Wort unserer Bestellung protokollieren. Vielleicht Präzision? Oder eher Unsicherheit angesichts Mäxchens verbaler Entgleisungen. Neutral, kein Punkt.
    »Por-no, Por-no ...«
    Max gefällt sein neues Wort. So sehr, dass er vor lauter Begeisterung die

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