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Mum@work: Roman

Mum@work: Roman

Titel: Mum@work: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Ahlswede
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Tag«, sagt der Mann und tippt sich an die Mütze auf seinem Kopf, die ebenfalls im Leopardenlook gehalten, aber auch reichlich mit Goldstickerei verziert ist. »Ozo-Mekuri Bamgbose mein Name.«
    »Äh, guten Tag, Katharina Stein. Ich wohne hier. Und das ist Mareike, meine Tochter.«
    Mareike versteckt sich jetzt hinter meinem Rücken.
    »Dürfen wir reinkommen?«
    Mister Bamgbose lacht. »Aber natürlich!«
    Doch so einfach ist das nicht, schließlich stehen im Flur mindestens ein Dutzend riesige Plastiktaschen und mehrere Kisten. Aus einer Kiste ragt eine Bananenstaude hervor. Es müssen Kochbananen sein, denn so riesig und gerade sind die Standard-Chiquitas nicht.
    Mareike hängt immer noch an meiner Jacke, was das Klettern über das Bananenlager nicht gerade einfacher macht.
    »Meiki, jetzt lass mich doch mal los. Das ist ein Kollege von Papa, Herr Bangbohne.«
    »Bamgbose«, verbessert mich Herr Bamgbose mit einem breiten Lachen. Er ist mir sehr sympathisch, wenn seine Ankunft bei uns auch etwas überraschend kam.
    »Natürlich. Entschuldigung.«
    »Kathi, da bist du ja!« Tobias kommt aus dem Wohnzimmer, auf dem Arm hat er Max, in der Hand ein Glas, das er mir entgegenstreckt.
    »Hier, probier mal, das ist der beste Palmwein, den ich je getrunken habe.«
    »Aha. Danke. Aber vielleicht können wir erst mal reinkommen.«
    »Ja, gute Idee, dann kannst du auch gleich Ayo Ndimele, seine Familie, Chukwueneka Emeagwali und ihre Kollegen kennen lernen.«
    Im Wohnzimmer sitzen etwa fünf Männer, sechs Frauen und ein paar Kinder: Tobias' Wissenschaftler-Zeltlager - ich hatte es irgendwie verdrängt.
    Die Frauen tragen alle lange Gewänder aus den buntesten Stoffen, die ich je gesehen habe. Rot, gelb und grün, doch auch Tiger- und Leopardenmuster sowie Elefanten, Palmen und ... Fußbälle. Auf ihren Köpfen haben die Frauen kunstvoll dieselben Stoffe zu riesigen Turbanen geschwungen. An den Füßen tragen sie alle Badelatschen, während die Kinder durch Nike-, Adidas- und Puma-Outfits auffallen. Max rutscht fröhlich zwischen ihnen herum.
    »Guten Tag«, sage ich freundlich in die Runde. Ein Mann stürzt auf mich zu und drückt mir ein Glas Palmwein in die Hand.
    »Ayo Ndimele«, sagt er und streckt mir seine Hand entgegen. »Welcome.«
    Guter Witz, ich wohne hier.
    »Welcome!«, sage ich. »Katharina Stein. Ich bin Tobias' Frau.«
    »Das dort sind meine Frauen«, sagt Ayo und zeigt auf die beiden Damen im Elefanten- und Palmenlook, die auf unserem Sofa Platz genommen haben.
    Polygamie?!
    »Guten Tag«, sage ich und winke in Richtung Ehefrauen-Sofa. »Ich muss mich jetzt kurz entschuldigen, weil ich noch schnell meine E-Mails lesen muss.«
    »Ich auch«, sagt Mareike und stürmt die Treppe hinauf.
     
    »Meiki, wieso stellst du dich denn so an? Hast du noch nie Afrikaner gesehen? Papa arbeitet doch ständig mit Kollegen aus Nigeria, aus Kamerun ...«
    »Ich stelle mich nicht an«, lügt Mareike. »Ich will meine E-Mails lesen! Vor dir.« Ach, so.
    »Nein, mein Schatz, jetzt bin ich dran. Da musst du einen Moment warten.«
     
    Wie sich herausstellte, mussten wir beide einen Moment warten, weil mein Büro nämlich voll war mit Luftmatratzen, Isomatten, Koffern und Kisten, durch die Tobias aber freundlicherweise doch noch eine Schneise zu meinem Computer geschlagen hat. Trish hätte vermutlich wenig Verständnis dafür, dass mein Büro einem UNO-Flüchtlingslager gleicht. Wie gut, dass eine Videokonferenz in den nächsten Tagen ausgeschlossen ist, da das BetterMedia-Management ja sowieso nach Hamburg kommt.
    »Na, bist du überhaupt von der Alster weggekommen?«, erkundigte sich Tobias, während er einen besonders schweren Karton zur Seite schob. »Yams und Maniok sind da drin, sieh mal. Lecker!«
    »Ja, lecker. Nein, der Heimweg war nicht leicht. Aus der Tiefgarage kommt man noch einigermaßen heraus, aber vor dem Haupteingang ist praktisch kein Durchkommen mehr. Sag mal, wie lange bleiben denn deine Kollegen? Du hättest mir ja ruhig mal Bescheid sagen können!«
    »Hab ich doch.«
    »Ja, im Sommer. Heute ist der 20. Dezember. Ich meinte so ein bisschen kurzfristiger.«
    »Ach, nun sei doch nicht so spießig. Die sind alle sehr nett. Und für unsere Kinder ist das eine ganz neue Erfahrung, ein anderer Kulturkreis - ist doch prima.«
    »Ja, Polygamie finde ich auch prima. Fast so gut wie Palmwein und ... was ist da noch mal in den Kisten?«
    »Yams und Maniok. Die kochen wir bald alle zusammen. Das sind doch die besten

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