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Mummenschanz

Mummenschanz

Titel: Mummenschanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Mauerwerk gewachsen zu sein. Ankh-Morpork existierte schon seit Tausenden von Jahren. Andere Städte waren auf Ton, Granit oder Lehm errichtet. Ankh-Morpork hingegen stand auf Ankh-Morpork. Neue Häuser wurden auf den Resten früherer erbaut. Man mauerte einfach ein paar Türen zu und verwandelte das einstige Schlafzimmer in einen Keller.
    Die Treppenstufen gingen schließlich in feuchte Steinplatten über. Es herrschte fast völlige Finsternis.
    Perdita fand das alles auf romantische Weise unheimlich.
    Für Agnes war es vor allem zappendüster.
    Wenn sich hier unten jemand aufhielt, so brauchte er Licht. Eine kurze Suche bestätigte diese Annahme. In einer kleinen Wandnische fand sie eine Kerze und Streichhölzer.
    Das wirkte nicht nur auf Agnes ernüchternd, sondern auch auf Perdita. Jemand benutzte ein ganz gewöhnliches Streichholzheftchen mit dem Bild eines grinsenden Trolls und eine ganz gewöhnliche Kerze. Eine lodernde Fackel wäre Perdita lieber gewesen. Agnes wußte nicht genau, was ihren Erwartungen entsprochen hätte. Eine mysteriöse Person, die irgendwo im Gemäuer Lieder sang, wie ein Geist umherhuschte und vielleicht Leute umbrachte… Von einer solchen Person erwartete man mehr Stil als ein Streichholzheftchen mit dem Bild eines grinsenden Trolls. Solche Dinge benutzte ein Mörder.
    Perdita und Agnes entzündeten die Kerze, um anschließend den Weg durch die Dunkelheit fortzusetzen.
     
    Das Schokoladenentzücken mit spezieller Spezialsoße raste mit voller Geschwindigkeit über die schnell heißer werdende Straße des Erfolgs.
    »Noch etwas mehr, Herr Salzella?« fragte Eimer. »Der Pudding ist wirklich erstklassig, nicht wahr? Ich muß Frau Kluppe gratulieren.«
    »Er zeichnet sich durch eine gewisse Pikantheit aus«, erwiderte der Musikdirektor. »Was ist mit dir, Señor Basilica?«
    »Mmmf.«
    »Lady Esmeralda?«
    »Ja, danke«, sagte Oma und reichte ihren Teller über den Tisch.
    »Ich glaube, ich habe da etwas Zimt entdeckt«, sagte der Dolmetscher mit einem braunen Ring um den Mund.
    »Ja, und vielleicht auch ein wenig Muskat«, meinte Herr Eimer.
    »Und… Kardamon?« fragte Salzella.
    »Cremig und würzig«, stellte Eimer fest. Seine Augen trübten sich ein wenig. »Außerdem wird einem… warm davon.«
    Oma kaute nicht mehr und blickte argwöhnisch auf den Teller hinab.
    Sie schnüffelte am Löffel.
    »Bilde ich mir das nur ein, oder ist es hier drin ziemlich… warm geworden?« fragte Eimer.
    Salzellas Hände schlossen sich um die Armlehnen seines Stuhls. Die Stirn des Musikdirektors glänzte. »Könnten wir vielleicht ein Fenster öffnen? Ich fühle mich irgendwie… seltsam.«
    »Ja, ein Fenster öffnen, gute Idee«, pflichtete ihm Eimer bei.
    Salzella stand halb auf, und Besorgnis zeigte sich in seiner Miene. Er nahm wieder Platz.
    »Nein, ich glaube, ich bleibe ganz ruhig sitzen«, sagte er.
    »Meine Güte«, ächzte der Dolmetscher. Dampf stieg von seinem Kragen auf.
    Basilica klopfte ihm auf die Schulter, brummte hoffnungsvoll und deutete auf den Teller mit der nur halb verspeisten Puddingportion.
    »Mmmf?« fragte er.
    »Meine Güte «, sagte der Dolmetscher.
    Herr Eimer tastete mit dem Finger über seinen Kragen. Schweißtropfen rannen seine Schläfen hinunter.
    Basilica verzichtete auf weitere Fragen, beugte sich vor und zog den Teller mit der Gabel heran.
    »Äh… ja«, sagte Eimer und versuchte, Oma nicht anzusehen.
    »Ja… in der Tat.« Salzellas Stimme schien aus weiter Ferne zu kommen.
    »Meine Güte «, wiederholte der Dolmetscher mit tränenden Augen. »Ai! Meu Deus! Dio mio! O Gott! D’zuk f’t! Aagorahaa!«
    Señor Basilica goß den Rest der speziellen Spezialsoße auf seinen Teller und drehte die Schüssel um, damit nicht der kleinste Rest in ihr blieb.
    »Das Wetter in der letzten Zeit…«, brachte Eimer hervor. »Es war immer recht… kühl. Sogar regelrecht kalt .«
    Enrico hielt die Soßenschüssel ins Licht und betrachtete sie kritisch, für den Fall, daß sich irgendwo ein Tropfen versteckt hatte.
    »Schnee, Eis, Rauhreif… solche Sachen«, sagte Salzella. »Ja! Kälte in allen Formen, genau!«
    »Ja! Ja!« schnaufte Eimer dankbar. »Bei solchen Gelegenheiten halte ich es für sehr wichtig, daß man sich an die Namen von langweiligen, herrlich kühlen Dingen erinnert!«
    »Wind, Gletscher, Eiszapfen…«
    »Keine Eiszapfen!«
    »Oh«, sagte der Dolmetscher und kippte nach vorn. Sein Kopf sank ruckartig auf den Teller hinab und traf den Löffel, der nach einem

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