Mundtot nodrm
geahnt, aber erst später, als er Enduro Ollerich selbst danach gefragt hatte, bestätigt gefunden. Dessen knappe Reaktion darauf ließ nicht gerade auf ein gutes Verhältnis des Brüderpaars schließen.
Konarek ließ einige seiner Trainingsteilnehmer Revue passieren. Beim weitaus größten Teil handelte es sich um ehrbare Bürger, die sich meist aus sportlichen Gründen mit den Nahkampf-Techniken befassten. Einige, bisweilen bekannte Persönlichkeiten, taten dies aber auch, um gegen eventuelle körperliche Übergriffe gewappnet zu sein. Ihnen jedoch machte er stets deutlich, dass man sich nur durch regelmäßiges Training reflexartige und vor allem effektive Abwehrgriffe aneignen könne. Sorge bereiteten ihm allerdings finstere Typen, die gleich von vornherein den Eindruck erweckten, das Erlernte nicht nur zur Selbstverteidigung anwenden zu wollen. In der sogenannten Türsteher-Szene wimmelte es vermutlich von gewaltbereiten Burschen. Einige hatte er gleich gar nicht ins Training aufgenommen, andere am zweiten oder dritten Abend ausgeschlossen. Da gab es sicher welche, die ihm deshalb nicht wohlgesonnen waren. Er musste deshalb wachsam sein – gerade jetzt, bei diesem Survival-Experiment. Zumindest die regionalen Medien hatten gestern sicher groß darüber berichtet und gewiss auch seine Route grob skizziert.
Konarek versuchte vergeblich, das mulmige Gefühl abzuschütteln, das ihn beschlichen hatte. Aber jetzt war schließlich helllichter Tag. Die Gefahren lauerten erst wieder in den Nachtstunden.
104
Linkohr war wieder einmal Richtung Ulm gefahren. Während sich die Albhochfläche noch frostig präsentierte, machte sich entlang der Donau bereits zaghaft der Frühling bemerkbar. Als er über die Brücke nach Bayern fuhr, sah er auf dem Fluss Schwäne und Enten. Über ein Stück Autobahn erreichte er das Illertal und war wenige Minuten später an seinem Ziel. Das Wohngebiet in Staig, wo sich Miriam Treibers Adresse befand, hatte er nach den Beschreibungen der Ulmer Kollegen auf Anhieb gefunden.
Sie waren ebenfalls gerade eingetroffen und warteten darauf, dass ein Spezialist die ordnungsgemäß verriegelte Eingangstür öffnete. Im Inneren bot sich ihnen eine saubere, sehr aufgeräumt wirkende Wohnung. Linkohr erinnerte es ein bisschen an die Ausstellungsräume eines Möbelhauses. Nichts deutete darauf hin, dass hier jemand vor ihnen da gewesen sein könnte, um nach etwas zu suchen. Die Kriminalisten öffneten Schränke und Schubladen und gewannen den Eindruck, dass alles seine Ordnung habe. »Das sieht nicht danach aus, als ob sie hier weg wollte«, meinte einer der Beamten.
»Guckt mal, da!«, drang die Stimme eines anderen aus dem Untergeschoss. Er war dort auf Miriams Computerraum gestoßen. Auf dem Monitor eines eingeschalteten Laptops zogen die bunten Kringel des Bildschirmschoners ihre Bahnen. Ausgesteckte Kabel, die sich unter den Tischen im Gewirr verloren, ließen vermuten, dass es mehrere Geräte gegeben haben musste, die jetzt nicht mehr da waren.
»Wenigstens hier hat jemand ausgeräumt«, stellte der Beamte fest. »Es stellt sich nur die Frage, warum dieser Jemand ausgerechnet diesen Computer da nicht mitgenommen hat.«
»Vielleicht soll’s nicht ganz danach aussehen, als ob’s hier jemand auf die Rechner abgesehen hatte«, meinte sein Kollege.
Linkohr ging unterdessen an den Tisch, nahm ein Papiertaschentuch und bewegte die Maus. Daraufhin baute sich sofort ein Bild auf, das eine Landkarte zeigte. Am linken unteren Rand pulsierte ein violetter Punkt. »Da haut’s dir’s Blech weg«, entfuhr es dem Jungkriminalisten.
Die anderen beiden waren näher gekommen. »Da läuft tatsächlich noch was«, kommentierte einer von ihnen.
Linkohr blickte angestrengt auf den Bildschirm. »Wisst ihr, welchen Stadtplan wir hier sehen?« Er wartete keine Antwort ab, sondern gab sie selbst: »Das ist Göppingen.«
105
Bleibach war so nervös wie selten. Ausgerechnet jetzt überschlugen sich die Ereignisse. Ausgerechnet jetzt, wenn er am dringendsten seine innere Ausgeglichenheit brauchte. Die ruhigen Tage in Australien erschienen ihm, als habe es sie gar nicht gegeben. Vielleicht versuchte sein Unterbewusstsein auch, sie einfach zu verdrängen. Alles zu vergessen, was ihm dieser Sallinger erklärt hatte. Und das war in einem gewissen Sinne auch gut so, denn die Kundgebung auf dem Hohenstaufen würde am übernächsten Samstag zweifelsohne einen wichtigen Markstein in seiner Karriere bedeuten. Die
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