Mundtot nodrm
als all die elektronischen Technologien – es wird sträflich vernachlässigt. Was Hunderttausende Schwerlastzüge tagtäglich an Schäden anrichten, weil unsinnige Transporte stattfinden, nur weil man in manchen Ländern die Arbeiter ausbeuten kann, um die Ware anschließend Tausende Kilometer entfernt billiger verkaufen zu können –, diese Schäden an den Straßen, liebe Freunde, gehen auf unsere Kosten. Ein einziger voll beladener Sattelzug belastet die Fahrbahnen ums viel Tausendfache mehr als ein einziger Pkw. Doch was fällt den Verantwortlichen ein? Immer neue Abzocke der Autofahrer. Und ich wette mit euch, dass die Einführung einer Pkw-Maut nicht mehr lange auf sich warten lässt. Weil’s die ja im Ausland auch gibt, wird man argumentieren. Dass man damit Äpfel mit Birnen vergleicht, braucht das Volk ja nicht zu wissen. Denn in vielen Ländern gibt es entweder keine oder nur eine modifizierte Kfz-Steuer, wie wir sie kennen. Glaubt aber bloß nicht jenen Blendern, die behaupten, hierzulande würde mit der Einführung der Pkw-Maut diese Steuer abgeschafft.«
Diesmal gab’s uneingeschränkten Applaus, weshalb sich Bleibach entschloss, noch eins draufzusetzen: »Und dann diese grün, gelb, roten Umweltplaketten an der Windschutzscheibe. Schön, dass man etwas gegen alte Stinkermotoren unternimmt, werden manche denken. Dass man damit aber nur die kleinsten der Stinker trifft, interessiert die militanten Umweltfanatiker nicht. Wo sind denn die Umweltplaketten für den Schwerlastverkehr, der allüberall aus riesigen Auspuffrohren Rußpartikel zuhauf in die Luft bläst? Denkt überhaupt jemand an die Ozeanriesen, die unvorstellbare Mengen Öl verbrennen und auch zur Klimaverschlechterung beitragen? Aber draußen auf den Ozeanen sieht’s ja keiner. Nein, liebe Freunde, diese Plaketten, die keiner in der EU so herrlich bürokratisch eingeführt hat und verwaltet wie wir – sie tragen nur dazu bei, Volksvermögen in großem Stil zu vernichten. Plötzlich sind Autos, die keine grüne oder gar keine Plakette haben, auf dem Gebrauchtwagenmarkt so gut wie nichts mehr wert. Und denkt bloß nicht, das betreffe nur Besitzer von Uraltwagen. Es gibt sehr viele Handwerker oder Eigentümer eines Wohnmobils, die sich ihre Fahrzeuge mühsam erspart haben, und die sie jetzt nicht einfach so mal schnell austauschen können.« Jemand rief: »Sehr richtig! Aber nicht mal der ADAC tut was.« Bleibach nahm die Zustimmung zufrieden zur Kenntnis, weshalb er noch eine Bemerkung nachschob: »Und wieder sind die Blender und Dummschwätzer am Werk, die uns glauben machen wollen, man könne die Motoren nachrüsten. Das stimmt erstens nicht bei allen Fabrikaten und zweitens fallen dafür horrende Kosten an.«
Beifall. Bleibach kniff die Augen zusammen, um im Gegenlicht der Scheinwerfer den Saal besser überblicken zu können. Es gab nichts, was ihn hätte beunruhigen müssen.
108
Linkohr war außer Atem. Er hatte an diesem Samstagvormittag zusammen mit den Kollegen der Spurensicherung nicht nur Miriam Treibers Computer, sondern noch einige weitere Gegenstände aus deren Wohnung nach Göppingen gebracht. Während sich über den Rechner sofort einige EDV-Experten hermachten, schleppte Linkohr eine Schachtel von der doppelten Größe eines Schuhkartons in Häberles Büro. »Viel ist von dem, was wahrscheinlich mal da war, nicht mehr vorhanden gewesen«, wiederholte Linkohr, was er dem Chefermittler bereits gestern Abend noch erklärt hatte. »Man könnte fast meinen, man hat uns nur hinterlassen, was wir ganz gezielt finden sollten.« Er deutete auf den Karton, den er auf den Besuchertisch gestellt hatte. »Raten Sie mal, was da drin ist.«
Häberle erhob sich hinter seinem Schreibtisch, um die Verpackung aus der Nähe zu betrachten. »Keine Ahnung. Noch ein Computer oder so was?«
»Ganz falsch«, erwiderte Linkohr und faltete den Karton auf. Häberle konnte mit dem, was er sah, nicht auf Anhieb etwas anfangen. Er erkannte den Rumpf eines schwarzen Modellhubschraubers, dessen Rotoren abmontiert und sorgfältig neben der Maschine in Papier gebettet lagen.
»War so verpackt in einem Regal«, erklärte der Jungkriminalist, den Häberles Gleichgültigkeit irritierte. »Schauen Sie mal genau hin, was unten am Rumpf montiert ist – hier, zwischen dem Fahrwerk.« Er zeigte auf die besagte Stelle.
Häberle kniff die Augen zusammen und bückte sich, um das Objekt genauer betrachten zu können. Dann erkannte er, was Linkohr meinte:
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