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Mundtot nodrm

Mundtot nodrm

Titel: Mundtot nodrm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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finden. Es war bereits dunkel, als er aus einem Waldstück herauskam. Eigentlich hätte er schwören können, dass er sich auf der geplanten Route befand. Doch obwohl er sich bei der Vorbereitung die Umgebung der Pflichtmeldepunkte eingeprägt hatte, erschien ihm die Landschaft hier fremd. Er drehte sich um, sah, wie sich einen halben Kilometer entfernt sanft ein bewaldeter Höhenzug erhob und noch weiter davon entfernt eine Reihe Straßenlampen brannte. Vielleicht war es schon Zusmarshausen – aber der asphaltierte Güterweg, der hinüberführen sollte, war nicht zu erkennen. Er ließ seinen scharfen Augen Zeit, sich auf die schlechten Lichtverhältnisse einzustellen. Dann entschied er, an dem vereisten Waldrand weiterzugehen. Vor ihm, ein paar Hundert Meter entfernt, nahm er eine Bewegung wahr. Er blieb stehen, hielt den Atem kurz an und ließ das Objekt nicht mehr aus den Augen. Sekunden später gab er sich Entwarnung: Es handelte sich um ein Tier, vermutlich um ein ausgewachsenes Reh.
    Diese genaue Beobachtung der Umgebung hatte ihm die Orientierung zurückgebracht. Klar und deutlich erkannte er plötzlich, dass sich der Pflichtmeldepunkt genau dort befand, wo er die Bewegung wahrgenommen hatte.
    Er drehte sich noch einmal nach allen Seiten, wie er dies immer tat, wenn er stehen geblieben war. In freier Landschaft war es immer wichtig, das Umfeld im Auge zu behalten. Etwaigen Angreifern, egal ob Menschen oder Tieren, durfte niemals die Chance für einen Überraschungsangriff gegeben werden. Das war eines der obersten Gebote, das er den Teilnehmern seiner Survival-Kurse vermittelte. ›Feindbeobachtung‹ nannte man dies beim Militär. Konarek wusste allerdings nicht einmal, ob es zu einer ›Feindberührung‹ kommen würde.

107
     
    Bleibach spürte Magenschmerzen. Er aß zu wenig und schlief schlecht. In diesen Tagen hatte er das Gefühl, die Zeit zerrinne ihm wie Sand zwischen den Fingern. Seine Ruhe- und Rastlosigkeit raubte ihm Energie – und bisweilen glaubte er schon, die typischen Symptome eines Burn-out-Syndroms an sich zu erkennen. Seit der Kontakt zu Evelyn so gut wie abgebrochen war, weil sie ihrer beider Jobs wegen keine Zeit mehr füreinander gefunden hatten, zog er sich immer mehr zurück. Dann wiederum telefonierte er stundenlang mit seinem Berliner Büro und mit den Verantwortlichen für die nahende Kundgebung auf dem Hohenstaufen. Er legte sich nachmittags auf die Couch, doch anstatt zu schlafen, jagten ihm unkontrollierte Gedanken durch den Kopf. Würde er es durchstehen? Wie konnte er sich von seinem Umfeld lösen, das ihm so lange als eingespieltes Team erschienen war? Seit seiner Australienreise nagten Misstrauen und Zweifel an ihm. Doch jetzt, in den entscheidenden Tagen vor der großen Veranstaltung, wäre es gefährlich, würde er weitere Disharmonie säen.
    Er hatte an diesem Freitagnachmittag schnell geduscht und war nach Friedrichshafen gefahren, wo ihn im voll besetzten Zeppelinhaus, dicht am winterlichen Bodensee gelegen, die Zuhörer freudig und mit stehenden Ovationen begrüßten. Hier, an der Wiege der Luftschiffe, wollte er besonders Verkehr und Umwelt hervorheben.
     
    » Liebe Freunde, wir leben in einem Land, das die Mobilität erfunden hat. Für die Luft war es hier der Graf Zeppelin und für die Straße waren es Carl Benz und Gottlieb Daimler – alles Männer, die ihrer Zeit weit voraus waren. Gerade die Erfinder des Automobils haben der Menschheit eine umwälzende Technologie beschert, die nicht nur Mobilität, sondern auch Wohlstand beschert hat. Aber auch – und das dürfen wir bei aller Euphorie nicht übersehen – die damit verbundenen schädlichen Einflüsse auf die Umwelt. Doch die Signale sind gesetzt, dass wir uns von der allgegenwärtigen Lobby der Mineralölkonzerne befreien und uns eines nicht mehr fernen Tages mit einer sauberen Energie bewegen – nämlich mit Strom, der aus regenerativen Quellen kommen wird. Vorausgesetzt natürlich, wir stehen zusammen und akzeptieren Windräder, Wasserkraftanlagen und Fotovoltaik. Und natürlich die Stromleitungen, die wir dazu brauchen. «
    Einige Pfiffe wurden laut. Jemand rief etwas dazwischen, das sich nicht wie Zustimmung anhörte. Bleibach, der dies nicht gewohnt war, sah zu seinen beiden Bodyguards, die dies registriert hatten und ihm ermutigend zunickten. »Doch unsere Mobilität«, fuhr er fort, »sie leidet seit vielen Jahren unter dem desolaten Zustand unserer Straßen. Das, was uns menschlich mehr verbindet

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