Mundtot nodrm
Gegnern geben – und es erschien uns allen für ratsam, dies nicht zu riskieren. Wir wollen doch friedlich bleiben, oder?«
Konarek fügte freundlich an: »Haben Sie bitte Verständnis für seine Situation.«
Bleibach hastete davon, doch sein trainierter Begleiter hatte trotz der zurückliegenden anstrengenden Tage keine Mühe, ihm zu folgen. An der Haustür angekommen, war Konarek für einen Augenblick verunsichert, ob er ihn allein lassen sollte. »Ich glaube, ich bin dir noch eine Erklärung schuldig«, sagte er, worauf ihn Bleibach erschöpft in die Wohnung bat.
Als die Haustür hinter ihnen zufiel und sie sich in die Sessel fallen ließen, erschien es Bleibach, als sei alles nur ein Traum gewesen. Er hatte all seine Energie zusammengenommen, um die Massen zu begeistern. Und dann dieses abrupte Ende! Gott sei Dank hatte es keine Panik gegeben.
»Möchtest du was trinken?«, fragte er, doch Konarek wehrte ab. »Ich muss mich erst wieder an normale Nahrungsaufnahme gewöhnen.«
Bleibach nickte verständnisvoll. »Du wolltest mir was sagen?« Es klang ungeduldig.
Konarek fiel es schwer, die richtige Formulierung zu finden. »Wir beide wissen momentan nicht, was da oben gelaufen ist.« Er machte eine Kopfbewegung in Richtung Berg. »Aber es sieht so aus, als habe mich mein Gefühl nicht getrogen.« Er runzelte die Stirn. »Du bist ganz offensichtlich von Leuten umgeben, die es nicht unbedingt ehrlich mit dir meinen. Was natürlich in dieser Situation durchaus zu befürchten war.«
Bleibach spürte eine tiefe Enttäuschung, ohne dies aber sein Gegenüber merken zu lassen.
»Nachdem ich erfahren habe, dass es Enduros Bruder war, der sich bei mir zum Training angemeldet hat, bin ich hellhörig geworden.« Konarek lächelte verkrampft. Sein Magen schmerzte. »Du weißt ja, dass ich schon verschiedentlich bei Spezialeinheiten tätig war. Da entwickelt man ein gewisses Gespür für so etwas.« Er wusste noch immer nicht so recht, wie er es ausdrücken sollte. »Na ja, und wenn du dich so allein durch die Gegend schlägst, geht dir mancherlei durch den Kopf und dir fallen Dinge auf, die dir im Alltagsstress nicht in den Sinn kommen. Und nach allem, was in den vergangenen Wochen geschehen ist, war mir schließlich klar, dass sowohl dieser Seifried als auch Enduros Bruder Andy ein falsches Spiel spielten. Ich wusste nur nicht, welches.«
Bleibach sank in sich zusammen. »Du hast keine Ahnung, wie enttäuscht ich bin. Man sagt immer so leicht, eine Welt bräche für einen zusammen. Aber genauso ist mir zumute, Lars. Der größte Tag meines Lebens sollte es heute werden – und nun sitze ich vor einem Scherbenhaufen.« Er atmete tief. »Sie haben ihr Ziel erreicht. Ich werde nie mehr die Kraft haben, dies alles durchzustehen.« Eine nie bei ihm gekannte Resignation machte sich breit.
Konarek bemerkte den psychischen Zustand des Mannes, der seit einem Jahr mit unglaublicher Energie gekämpft hatte. »Ich kann mir vorstellen, wie es jetzt in dir aussieht, Steffen. Aber denk bitte dran: Egal, was da heute geplant war, dir ist es auch in dieser Situation gelungen, die Menschen für dich zu gewinnen. Du hast sie noch, diese Kraft.«
Bleibach schloss die Augen und versuchte, sich auf Konareks Erklärungen zu konzentrieren. »Und was war dann mit Andy?«
»Ich bin zu ihm hin. Als alle Welt geglaubt hat, ich sei verschollen, hab ich mein Experiment unterbrochen und bin heimlich nach Neu-Ulm. Mit dem Taxi.« Konarek unterdrückte seinen Stolz, den er jetzt für unangebracht hielt. »Ich hab das Taxi sogar unterwegs gewechselt, falls mir so ein Paparazzi gefolgt wäre. Dann hab ich Andy zur Rede gestellt. Stundenlang haben wir gestritten und diskutiert, doch es war nichts aus ihm rauszukriegen. Und ich sag dir, wir sind heftig aneinandergeraten.« Mehr wollte Konarek nicht darüber berichten.
»Und was hat dich zu dieser spontanen Aktion veranlasst?«
»Boris. Ja, insbesondere war’s wohl er. Er war einige Male bei mir gewesen und hat Andeutungen gemacht, aus denen ich aber nicht ganz schlau geworden bin. Er habe irgendwas Schriftliches gefunden, aus dem er schließe, dass sein Vater und Andy etwas gegen dich vorhätten – und zwar auf dem Hohenstaufen. Es hat aber nie nach einem ernsthaften Anschlag geklungen. Sonst hätt ich dich darüber informiert. Dich und auch die Polizei. Es waren nur so diffuse Andeutungen, wie das Jugendliche in Boris’ Alter manchmal so tun, um sich wichtigzumachen.«
Bleibach hatte das
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