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Mundtot nodrm

Mundtot nodrm

Titel: Mundtot nodrm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Häberles Dienstwagen über den beschriebenen Weg zum Wald hochholperte, schwebte der Hubschrauber bereits mit ohrenbetäubendem Lärm über dem Kastenwagen. Im angrenzenden Wald waren schwarz gekleidete und mit Schutzmasken ausgerüstete Scharfschützen des SEK in Position gegangen. Gleichzeitig näherten sich grasgrüne gepanzerte Fahrzeuge über die Wiesenflächen.
    Häberle stoppte seinen Wagen knapp 150 Meter entfernt und schaltete den Motor ab. »Die Jungs sind spitze«, kommentierte er wieder einmal respektvoll, während er und Linkohr wie von einem Logenplatz aus die sich zuspitzende Situation verfolgten. »Es sind nicht nur Jungs«, sagte der junge Kriminalist. »In manchem Kampfanzug steckt eine Frau.«
    Häberle ließ den hellen Kastenwagen nicht aus den Augen.
    Als er sich in Richtung Wald in Bewegung setzte, beschleunigten die gepanzerten Fahrzeuge ihre Annäherung. Gleichzeitig, so erkannten die beiden Kriminalisten, tauchte aus dem Waldweg ein weiterer grüner Wagen auf. Der Kastenwagen war umzingelt. Die Frage war nur noch, ob sich die Insassen mit Waffengewalt verteidigen würden. Ihre Lage jedoch war auf jeden Fall aussichtslos.
    Katsche, Pommes und Ucki sahen das naturgemäß anders.

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    Auch in Neu-Ulm hatte das Spezialeinsatzkommando die Schlinge enger gezogen. Dort dröhnte ein Hubschrauber über einem Objekt, das Ziel des polizeilichen Angriffs war. Durch den wattstarken Lautsprecher am Helikopter schnarrte eine Männerstimme, die das Motorengeräusch übertönte: »Kommen Sie mit erhobenen Händen heraus. Das Gelände ist umstellt.« Noch allerdings war unklar, ob sich überhaupt jemand im Gebäude befand – und wenn ja, um wie viele Personen es sich handelte. Am Zufahrtsweg war jedoch ein Geländewagen mit Ulmer Kennzeichen gestanden. Er schien den Verdacht der Göppinger Kollegen zu bestätigen. Das Fahrzeug war nämlich auf Lars Konarek zugelassen.
    Als sich eine halbe Minute lang nichts rührte, erteilte der Einsatzleiter den Befehl, das Gebäude zu stürmen. Für die SEK-Mannschaft war diese Aufgabe eher Routine. Solche Situationen hatten sie schon viele Male trainiert, denn schließlich gehörten derlei Einsätze zu ihrem Standard-Programm. Die Maschinenpistolen im Anschlag, pirschten sie sich durch das Gelände und gingen an Heckenstreifen und Gebüsch in Deckung. Obwohl der Bewuchs noch kahl und nicht allzu dicht war, erwies er sich als ideal.
    Während ein Teil der Mannschaft bereits die Hausfront erreicht hatte, sich an der Wand entlang, unter Fenstern duckend, zur Eingangstür vorarbeitete, näherten sich andere von hinten und seitlich. Dabei behielten sie die Fenster fest im Auge. Doch nirgendwo war eine Bewegung festzustellen.
    Als plötzlich die Gänse zu schnattern anfingen, war Eile geboten. Für ein paar Sekunden verharrten die Einsatzkräfte und warteten auf den weiteren Befehl, der ihnen per Funk erteilt wurde. Denn jetzt war jener Moment erreicht, ab dem alles gleichzeitig geschehen musste. Sofort und ohne zu zögern. Bei ihren zielgerichteten Überraschungsangriffen, das hatte sich schon oft gezeigt, waren sie stets im Vorteil gewesen. Sie kannten den Ablauf, jede Aufgabe, jeden Handgriff und alles, was jetzt geschehen würde. Die Personen im Gebäude hingegen durchlebten einige panische Schrecksekunden, waren desorientiert und nicht in der Lage, die Ereignisse einzuschätzen. In diesen Augenblicken des Entsetzens konnte kein Mensch vernünftig reagieren, mochte er noch so hartgesotten und eiskalt sein.
    Während noch einmal die Lautsprecherstimme alles übertönte, zerschmetterten am Gebäude mehrere Fensterscheiben. Im selben Augenblick rammten vier Männer mit brachialer Gewalt die ohnehin marode hölzerne Eingangstür. Blendgranaten flammten mit ohrenbetäubendem Lärm auf, als habe ein Blitz in mehrere Räume eingeschlagen.
    Die vermummten Einsatzkräfte hechteten durch zerborstene Fenster und hielten ihre Maschinenpistolen im Anschlag, als seien sie Stadtguerillas in einem Straßenkampf.
    Einige von ihnen tasteten sich vorsichtig über die schmale Holztreppe ins Dachgeschoss, andere prüften den Verbindungsgang zu dem Scheunenanbau.
    Der Qualm lag noch wie Nebel in der Luft, als zwei Beamte die angelehnte Tür ins Wohnzimmer aufstießen und dort ihre Kollegen trafen, die durchs Fenster eingedrungen waren. Vor ihnen lag eine Person am Boden, um die herum sich der Teppich rot verfärbt hatte.
    Beinahe hätten sie die zweite Person übersehen.

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    Bleibach

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