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Mundtot nodrm

Mundtot nodrm

Titel: Mundtot nodrm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Politische Motive?‹
    Linkohr überflog den Text, in dem über Zusammenhänge mit dem Leipheimer Überfall spekuliert wurde. Aus der Tatsache, dass mit Seifrieds Sattelzug Werbematerial für Bleibach transportiert wurde, hatte Sander geschickt politische Intrigen ins Spiel gebracht. Der Kerl musste beste Beziehungen haben und sich vor allem auch in den Strukturen der Polizei auskennen, dachte der Jungkriminalist.
    »Der macht das verdammt gut«, kommentierte Häberle anerkennend. »Jeder, der zwischen den Zeilen lesen kann, weiß doch, was gemeint ist: Da wird einer aus dem Verkehr gezogen, der möglicherweise irgendjemandem unbequem geworden ist.«
    Häberle hatte noch während des Frühstücks mit seiner Frau Susanne entschieden, die Witwe Seifrieds aufzusuchen. Obwohl gestern bereits Schmittke bei ihr gewesen war, gab sie sich erstaunlich kooperativ, als Häberle telefonisch sein Kommen ankündigte.
    Eine halbe Stunde später saßen er und Linkohr bei Barbara Seifried und ihrem Sohn Boris am Esszimmertisch. Die Frau war kreidebleich und die geröteten Augen ließen darauf schließen, dass sie geweint hatte. Boris war ein schlanker junger Mann, blass und mit Pickeln im Gesicht. Er spielte nervös mit den Fingern und wusste offenbar nicht so recht, ob er Emotionen zeigen sollte.
    Die Kriminalisten sprachen beiden ihr Beileid aus. »Wenn wir Sie hier aufsuchen«, fuhr Häberle fort, »dann nur deshalb, weil es unsere Aufgabe ist, etwaige Zusammenhänge mit Steffen Bleibach …«
    »Jetzt kommen Sie mir doch nicht schon wieder damit!«, unterbrach ihn Frau Seifried gereizt. »Ich hab Ihnen doch schon letzte Woche gesagt, dass Jens mit ihm nichts zu tun hat. Außerdem haben Ihre Kollegen auch schon danach gefragt.«
    »Bitte, haben Sie Verständnis«, entgegnete Häberle mit seiner sonoren Stimme, die schon oft eine Situation beruhigen konnte. »Eigentlich geht’s uns nur um eine einzige Frage: Welche Kontakte hat Ihr Mann gepflegt? Freunde, Bekannte, Kollegen.«
    »Auch das hat mich Ihr Kollege schon gefragt. Jens war viel unterwegs, beruflich – ist doch klar. Aber Namen sind da selten gefallen – und wenn, dann hab ich sie mir nicht gemerkt.«
    Boris hörte aufmerksam zu und drehte jetzt ein leeres Wasserglas in den Händen. »Mir fällt da einer ein«, sagte er unvermittelt, worauf ihn seine Mutter streng anblickte.
    »Ja?«, wandte sich Häberle an ihn.
    »›Andy hat er ihn genannt. Andy, mehr weiß ich nicht.«
    »Einen Nachnamen hat er nicht gesagt?« Während Häberle den jungen Mann taxierte, ließ Linkohr seine Blicke durch das Esszimmer streifen, das mit Billigmöbeln eingerichtet war. Die seitliche Wand bedeckte zu einem Großteil ein gehäkelter Wandteppich, der eine Gebirgslandschaft mit Seen darstellte, links daneben war schräg zur Zimmerecke ein Kreuz mit Jesuskorpus angehängt.
    »Keinen Nachnamen«, erwiderte Boris. Wieder erntete er einen strafenden Blick seiner Mutter. »Vor einigen Tagen hat er mit jemandem telefoniert und dabei den Namen einer Frau erwähnt, der sich angehört hat wie Malowska oder so ähnlich.«
    »Malowska«, wiederholte Häberle, worauf Linkohr sofort die Betrachtung des Zimmers einstellte. »Könnte es auch Malinowska geheißen haben?«
    »Könnte, ja«, sagte Boris und wurde von seiner Mutter unterbrochen. »Ob mein Mann irgendwelche Liebschaften gehabt hat, wissen wir nicht. Ist mir auch egal. Wissen Sie, einem Fernfahrer wird vieles angedichtet. Manche meinen, die hätten in jeder Stadt eine Braut.«
    Häberle ignorierte die Bemerkung und blieb Boris zugewandt: »Mit wem er da gesprochen hat, wissen Sie aber nicht?«
    »Nö.«
    »Und worum’s in dem Gespräch ging, auch nicht?«
    Boris zuckte mit den schmächtigen Schultern. »Er hat irgendwie gesagt, man müsse aufpassen, weil diese Frau aufgetaucht sei.«
    »Wo aufgetaucht?«
    Wieder Schulterzucken. »Mehr hab ich wirklich nicht gehört, ehrlich.«
    Häberle nickte verständnisvoll. »Und wie war Ihr Verhältnis zu Ihrem Vater?«
    Frau Seifried fuhr ihrem Sohn, der etwas antworten wollte, in die Parade: »Was soll diese Frage? Es war ein ganz normales Vater-Sohn-Verhältnis. Boris wird im Frühjahr 19, ist zwar volljährig, aber wie das halt so ist: In diesem Alter kann man noch nicht alles überblicken.«
    »Mein Vater …«, begann Boris erneut, wurde aber wieder von der Mutter unterbrochen. »Du brauchst gar nicht zu sagen, dass er streng war. Das meinst du, weil’s nicht immer nach deinem Kopf ging.« Sie

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