Mundtot nodrm
immer dies hieß.
Linkohr, der seit Tagen gegen den drängenden Wunsch ankämpfte, Joanna Malinowska endlich privat treffen zu können, hatte eine geniale Idee – wie Häberle es empfand. Der junge Kollege vereinbarte telefonisch einen Termin mit Speditionschef Michael Schlegel.
Dieser empfing die beiden Kriminalisten in seinem Büro, ließ ihnen von einer charmanten Sekretärin Kaffee bringen und rückte einen Computerbildschirm zurecht. »GPS ist eine segensreiche Erfindung«, schwärmte Schlegel. »Wir können den Standort unserer gesamten Flotte in Echtzeit verfolgen.« Er klickte mit der Maus. »Hier.« Ein Landkarten-Ausschnitt von Südspanien tauchte auf. »Der fährt gerade nach Algeciras zur Fähre nach Marokko.«
Linkohr hatte sich zuvor am Telefon danach erkundigt, inwieweit auch bereits gefahrene Routen registriert wurden. »Natürlich kann man auch sehen, wo die Flotte in den vergangenen Tagen war«, gab Schlegel Auskunft. Er klickte wieder einige Male mit der Maus, worauf sich auf dem Monitor nacheinander verschiedene Fenster öffneten. »An besagtem Dienstagabend – Sie sagen, es sei der 30. gewesen –, war Herr Seifried auf dem Weg nach München. Was auffällt …«, er ließ den Mauszeiger über die Landkarte wandern, »… er ist nicht in Ulm-West, also bei Dornstadt, von der B10 auf die A8 Richtung München abgebogen, sondern auf der B10 weiter nach Ulm gefahren. Hier …«, wieder bewegte er den Mauszeiger, »ist er dann abgebogen – zur Wissenschaftsstadt. Und dann ist er in die Weststadt hinuntergefahren. Weshalb, das entzieht sich allerdings unserer Kenntnis.«
»Er hatte dort keine Ladestelle?«, hakte Häberle nach.
»Nein. Die erste wäre in München gewesen.«
»Und was hat er in der Weststadt gemacht?«, fragte Linkohr ungeduldig.
»Er ist dort rund eine Viertelstunde im Weinbergweg gestanden und dann übers Blaubeurer Tor – das ist der große Kreisverkehr – wieder auf die B10 und zurück zur A8.«
»Er hat also einen Schlenker durch die Ulmer Weststadt gemacht«, stellte der Chefermittler fest, um sich dann vielsagend an Linkohr zu wenden. »Sie wissen, wen er dort aufgesucht haben könnte?«
Der Angesprochene schüttelte den Kopf.
»Konarek. Lars Konarek«, half ihm Häberle auf die Sprünge.
Schlegel sah die beiden Kriminalisten ratlos an.
71
»Die Tatwaffe im Fall Seifried war eine Pistole, Beretta, 9 Millimeter«, erklärte Häberle, nachdem Linkohr zu einer Kurzbesprechung in sein Büro gekommen war. »Die Beretta wird auch von Sportschützen benutzt«, fuhr der Chefermittler fort, um nach einer kurzen Pause hinzuzufügen, »aber die hier wurde noch bei keinem Verbrechen benutzt. Zumindest ist nichts davon registriert.« Die Waffenexperten des Landeskriminalamts hatten die am Projektil festgestellten Spuren mit jenen verglichen, die in entsprechenden Dateien gespeichert waren.
»Sicher auch keine registrierte Waffe«, meinte Häberle, während er sich einem weiteren ausgedruckten E-Mail zuwandte. »Und was die Spuren auf dem Rock dieser Malinowska anbelangt«, er suchte nach einer Textstelle, »da hat sich tatsächlich eine geringe Menge Sperma gefunden. Die Kollegen meinen aber, es sei noch relativ jüngeren Datums.«
»Ach«, staunte Linkohr und verkniff sich seinen Allerweltsausdruck. »Nichts mit 15 Jahre und so?«
»Offenbar nicht. So gesehen, macht es dann auch wenig Sinn, bei Bleibach eine DNA-Vergleichsprobe einzufordern.«
»Zumindest nicht zum jetzigen Zeitpunkt. Das sehe ich auch so.«
Häberle räusperte sich und legte die Blätter beiseite. »Schmittke sagt, dass sich auf Seifrieds PC daheim nichts Brauchbares gefunden hat. Aber wir wissen ja, dass es noch einen zweiten gegeben hat, der verschwunden ist. Wenn’s Spannendes gegeben hätte, dann wahrscheinlich auf diesem Rechner.«
»Hm«, machte Linkohr. »Und welch großer Computerfreak ist sein Sohn Boris?«
Häberle verschränkte die Arme vor der Brust, wie er dies immer tat, wenn er sich in Ruhe unterhalten wollte. »Er besitzt nach Angaben der Kollegen nur einen gebrauchten Laptop, fünf Jahre alt. Ziemlich ungewöhnlich für so einen jungen Kerl.«
»Er schafft zwar auf’m Bau, aber das muss ihn nicht davon abhalten, am Computer rumzuspielen«, konstatierte Linkohr.
»Immerhin«, ergänzte Häberle, »wollte der Knabe aufs Gymnasium und studieren – was ihm der Vater nicht ermöglicht hat.«
»Und um den Kontakt zu seinen Schulfreunden zu halten, die ins Gymnasium durften,
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