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Mundtot nodrm

Mundtot nodrm

Titel: Mundtot nodrm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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das schreckliche Geschehen der vergangenen Nacht hin. Sander, der einen Großteil seines Berufslebens in der Provinz verbracht hatte und deshalb alle wichtigen Leute des öffentlichen Lebens persönlich kannte, lag in seiner Einschätzung nicht falsch, dass Speditionschef Michael Schlegel ihm bereitwillig Auskunft geben würde. Der Mann verließ sein Büro und führte den Journalisten und den Fotografen zu jener Stelle, an der der Sattelzug gestanden war. »Und hier lag Herr Seifried«, deutete er auf den nassen Asphalt. »Wir haben zwar einige Strahler brennen, aber wenn hier nachts mehrere Lastzüge stehen, ist’s ziemlich dunkel.«
    Sander drehte sich nach allen Seiten, während Schlegel den Wünschen des Fotografen nachkam und vor der Kamera auf den Fundort der Leiche deutete.
    »Videoüberwachung haben Sie keine?«, fragte Sander, dem seine jahrelange Erfahrung im Umgang mit polizeilichen Ermittlungen zugute kam.
    »Nein, haben wir hier nicht«, bedauerte Schlegel. »Aber wir werden drüber nachdenken müssen, wie wir das Gelände besser absichern können.«
    »Wohin sollte der Mann fahren?«
    »Hamburg. Ein großes Maschinenteil.«
    Sander machte sich auf dem feucht gewordenen Schreibblock einige Notizen.
    »Wie lange war der Angestellte bei Ihnen beschäftigt?«
    »Ich glaube, seit über zehn Jahren. Müsste ich nachsehen«, erwiderte Schlegel und ließ sich von Talheimer noch ein Stück weiter nach links dirigieren, damit im Hintergrund die Speditionshalle besser zu sehen war.
    »Wie würden Sie ihn denn beschreiben? Natürlich ganz unter uns gesagt«, trat Sander näher an ihn heran.
    »Unauffällig, fleißig. Ein typischer Berufskraftfahrer eben«, erwiderte Schlegel. »Er war ein paar Tage krank geschrieben, wollte aber gleich wieder los – so schnell wie möglich.«
    »Er war krank?«, wurde Sander hellhörig und schrieb eifrig mit, während sich Talheimer neue Perspektiven suchte.
    »Am besten, Sie fragen die Polizei«, erklärte Schlegel vielsagend und weckte damit erst recht Sanders Interesse.
    »Aber einen kleinen Tipp könnten Sie mir geben.« Der Journalist runzelte die Stirn, in die seine ungekämmten, leicht angegrauten blonden Haare hingen.
    Schlegel rang sich zu einer Bemerkung durch: »Herr Seifried wurde am Dienstagabend vergangener Woche auf einem Autobahn-Rastplatz niedergeschlagen.«
    »Wo?«
    »Leipheim. Aber Näheres weiß ich nicht, ehrlich.«
    »Auch nicht, was der Grund dafür war?«
    Der Spediteur zögerte. »Man soll keine Gerüchte verbreiten.« Er entfernte sich ein paar Schritte, um den Anweisungen des Fotografen nachzukommen. Sander folgte ihm.
    »Aber Sie wissen, ich bin selbst politisch engagiert«, fuhr Schlegel fort, »allerdings nicht bei denen, die jetzt so populär werden.«
    Sander musste sofort an Bleibach denken, erwiderte aber nichts, sondern wartete gespannt, was der Unternehmer zu sagen hatte: »Wir fahren gelegentlich für Bleibach Werbematerial. Und auf so einer Tour ist das passiert. Ob das eine was mit dem anderen zu tun hat, weiß ich nicht.« Schlegel ging jetzt in Richtung des Verwaltungsgebäudes, denn der Nieselregen hatte sich verstärkt. »Noch ein Tipp unter uns«, senkte er seine Stimme. »Ich weiß nicht, ob Ihnen der Name Ollerich was sagt.«
    Sander konnte ihn nicht auf Anhieb zuordnen.
    »Enduro Ollerich ist der Manager von Bleibach«, half ihm Schlegel auf die Sprünge.
    »Sagt mir im Moment nichts.«
    »Egal«, zeigte sich der Unternehmer enttäuscht. »Dieser Ollerich hat einen Bruder. Und der fährt auch für uns.«
    Sander musste diese Information über Personen, die er nicht kannte, zunächst verdauen. Bevor er etwas sagen konnte, hatte Schlegel die Tür zum Verwaltungstrakt erreicht: »Aber bitte, Herr Sander, das muss jetzt reichen. Ich will auch nicht zitiert werden.« Er zog die schwere, aus Sicherheitsglas bestehende Tür nach außen und verharrte einen Moment: »Aber seien Sie vorsichtig. Wenn das alles irgendwie zusammenhängt, dann haben wir’s nicht mit irgendwelchen geistigen Tieffliegern zu tun.«
    Sander wollte sich noch für die Informationen bedanken, doch da fiel die Tür bereits hinter Schlegel zu.

64
     
    Linkohr war wie in Trance die knapp 60 Kilometer nach Göppingen zurückgefahren, wo der Hohenstaufen in die tief hängenden Wolken hineinragte. Lediglich die Radiomeldungen über den für heute angekündigten Schlichterspruch Heiner Geißlers zum umstrittenen Stuttgarter Bahnprojekt hatten ihn aus seinen Gedanken

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