Munroys & Makenzies Bd. 1 - Der Ruf der Highlands
fröstelte beim Anblick des Alten, der, so war bei näherem Hinsehen zu erkennen, sein weißes Haar mit Kohle geschwärzt hatte. Sein Gesicht war faltig und wettergegerbt. Er wirkte ärmlich. Sein dunkler Anzug war an vielen Stellen fadenscheinig, sein ehemals weißes Hemd starrte vor Schmutz, und ihm fehlten einige Zähne. »Wer ist der Chef hier?«, fragte er mit heiserer Stimme.
Niall trat vor und baute sich vor dem Fremden auf. »Lassen Sie sich in der Küche von den Mädchen Whisky und Black Bun geben. Nehmen Sie, so viel Sie wollen. Ich hoffe, Sie bringen uns wirklich Glück.«
»Ich hoffe nicht. Ihr sollt verrecken, Ihr Munroy-Pack, allesamt!«, fluchte der Fremde und spuckte auf den Boden.
Niall war so fassungslos, dass ihm die Worte fehlten, doch Mhairie hatte sich von ihrem Sessel erhoben und trat langsam auf den Mann zu. Sie war leichenblass.
»Bist du es, Blaan?«
»Mhairie?«, fragte er ebenso ungläubig zurück.
Sie nickte schwach.
»Was suchst du im Haus der Munroys?«
Mhairie holte tief Luft. »Ich lebe hier.«
Diese Antwort schien den alten Mann nicht zu befriedigen. »Wie das in drei Teufels Namen?«
Mhairie war kalkweiß geworden. »Ich habe Angus geheiratet.«
»Du? Den Mörder meines Bruders?« Der alte Mann warf ihr einen vernichtenden Blick zu, ließ sich auf einen Stuhl fallen und schlug die Hände vors Gesicht. »Diese verdammten Munroys«, murmelte er. »Ich bringe sie alle um.«
»Blaan, es ist genug Blut geflossen. Er hat für seine Tat gebüßt. Aber sag mir, wie kommst du hierher? Was verschlägt dich nach Schottland?«
»Ich habe nicht mehr lange zu leben, Mhairie. Es ist mir gleichgültig, was mit mir geschieht. Ich wollte nur in heimischer Erde begraben werden. Und ich wollte meinen Bruder Artair wiedersehen, aber man erzählte mir, er sei vor vielen Jahren kurz nach seiner Rückkehr aus Nova Scotia durch die Hand dieses verdammten Angus Munroy umgekommen. Der alte Alec gewährte mir Unterschlupf. Er erzählte mir auch von Artairs Enkelin, dem armen Ding, das von dieser verdammten Munroy-Sippe in den Tod getrieben wurde. Ihr verfluchten Munroys, ich wünsche euch alles Schlechte dieser Welt!«
»Ich glaube, Sie sollten besser gehen«, mischte sich Niall mit bebender Stimme ein.
Der alte Mann musterte ihn eindringlich, bevor er sich an Mhairie wandte und sie mit Blicken schier durchbohrte. »Ist das dein Enkel, Mhairie? Habt ihr ihn etwa zu einem Munroy gemacht? Oder ist er nicht eher das Kind deines Erstgeborenen? Weiß er eigentlich, zu wem er gehört?«
»Ja, das weiß ich allerdings«, erwiderte Niall mit fester Stimme. »Ich bin Sir Niall Munroy, fünfter Baronet von Conon. Und ich verlange, dass Sie jetzt auf der Stelle mein Haus verlassen. Sonst werde ich Sie hinauswerfen lassen.«
Der alte Mann lachte hämisch auf.
»Oho, ganz der Großvater! Hast du ihm jemals die Wahrheit über Brian erzählt, Mhairie? Du hasst uns Makenzies, nicht wahr, mein Junge? Aber glaube mir, wir sind nicht halb so hinterhältig und verlogen wie die Munroys.«
Lili, die das Geschehen atemlos verfolgt hatte und nur froh war, dass Isobel mit Murron auf die Straße hinuntergelaufen war, um die Hogmanay-Feuer zu sehen, rang nach Luft. Makenzie? Hatte der alte Mann wirklich Makenzie gesagt? Es gibt viele mit diesem Namen, sprach sie sich gut zu, und doch zitterten ihre Hände so heftig, dass sie sie unter dem Tisch verbarg.
»Genug, verschwinden Sie auf der Stelle!«, kreischte Caitronia. Ihr Gesicht war hochrot, und sie fuchtelte drohend mit den Armen.
Der Alte erhob sich ächzend und ließ seinen hasserfüllten Blick noch einmal in die Runde schweifen. »Möge das neue Jahr Unglück über das Haus Munroy bringen!« Teuflisch lachend fuhr er sich durch das Haar. Der Kohlenstaub nebelte ihn völlig ein und rieselte zu Boden wie schwarzer Schnee.
»Ein weißhaariger alter Mann bringt Unglück. Das ist gewiss!«, dröhnte er, während er immer noch höhnisch lachend aus dem Salon humpelte, ohne Mhairie auch nur noch eines Blickes zu würdigen.
Die Gäste schwiegen betroffen. Etliche verabschiedeten sich sogar überstürzt und gaben vor, noch andere Besuche machen zu müssen.
Caitronia aber gab den Dudelsackspielern ein Zeichen. »Alle auf die Tanzfläche!«, befahl sie mit schriller Stimme. »Wir lassen uns von einem solchen Spinner doch nicht unser schönes Fest verderben!«
Zögernd folgten ihr die verbliebenen Gäste, bis sie sich alle zum Spiel des Dudelsacks bewegten. Niall trat
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