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Munroys & Makenzies Bd. 1 - Der Ruf der Highlands

Titel: Munroys & Makenzies Bd. 1 - Der Ruf der Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Cameron
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und führte ihn parallel zur High Street über Cowgate zurück in Richtung Grassmarket. Vor der St.-Giles-Kathedrale blieb sie stehen.
    »Danke, dass Sie mich bis hierher begleitet haben«, sagte sie mit fester Stimme. »Dort wohne ich.«
    »In der Kirche?«, fragte der Mann aus den Highlands, und ein Lächeln umspielte seine Lippen.
    »Sie brauchen mich nicht bis ganz nach Hause zu bringen«, entgegnete Lili trocken. »Es sind nur noch wenige Schritte.«
    Warum sage ich ihm nicht einfach, dass ich in einer der vielen winzig kleinen Wohnungen zu Hause bin? Dort, wo die einfachen Leute wohnen, durchfuhr es sie, doch im gleichen Augenblick erinnerte sie sich an Isobels Worte: Es ist nur so, bei uns zu Haus … Onkel Craig und Tante Shona ermahnen mich immer, dass ich nicht bei den Dienstboten in der Küche hocken soll.
    Nein, er soll nicht wissen, aus was für Verhältnissen ich stamme, dachte Lili entschlossen.
    »Gut, dann müssen Sie mir nur noch sagen, wo genau Sie wohnen, damit ich Sie morgen abholen kann«, fragte da der Mann aus dem Hochland interessiert.
    »Wozu? Ich habe morgen meinen freien Tag«, erwiderte sie abweisend.
    »Genau. Ich weiß. Und deshalb möchten wir mit Ihnen das Feuerwerk und die Dudelsackparaden erleben«, entgegnete er lächelnd.
    Lili blickte ihn fragend an.
    Er seufzte. »Es ist der ausdrückliche Wunsch meiner Tochter, dass Sie uns begleiten.«
    Lili überlegte krampfhaft. Ihr Herz schrie danach, ihn wiederzusehen, während ihr Verstand dringend davon abriet, doch da hörte sie sich bereits antworten: »Gut, morgen Mittag um zwölf an dieser Stelle. Dann können wir die Dudelsackparade ansehen.«
    Isobels Vater strahlte über das ganze Gesicht. »Ich freue mich darauf, Miss Campbell«, gurrte er, gab ihr überraschend einen Kuss auf die Wange und wandte sich zum Gehen, bevor sie überhaupt begriffen hatte, was geschehen war.
    Lili starrte ihm mit offenem Mund hinterher. Ihre Knie waren so butterweich, dass sie sich an einem der eisernen Gitter abstützen musste, die St. Giles umzäunten.

3
    Edinburgh, St. Andrew’s Day, 30. November 1913
    Lili erwachte von einem merkwürdigen Geräusch. So als sei etwas zu Boden gefallen. Sie schreckte hoch und rieb sich die Augen.
    »Mutter?«, rief sie, und als sie keine Antwort bekam, sprang sie aus dem Bett und wollte zum Zimmer ihrer Mutter eilen, doch diese lag stöhnend auf dem kalten Boden des Flurs.
    »Um Himmels willen, was ist geschehen?«, schrie Lili außer sich vor Sorge, während sie sich neben ihre Mutter kniete und Davinia das Haar aus der schweißnassen Stirn strich.
    »Ich weiß auch nicht … Plötzlich wurde mir schwindlig, und es zog mir die Beine weg.«
    »Wir müssen einen Arzt holen.«
    »Unsinn, ich bin doch nicht krank!«, widersprach Davinia und richtete sich energisch auf. »Reich mir die Hand!«, befahl sie. »Ich will sofort aufstehen.«
    »Mutter, bitte, du bist umgefallen, du gehörst ins Bett!«
    »Ins Bett? Heute am St. Andrew’s Day? Weißt du, wie viele Gäste Mrs Denoon erwartet?«
    »Nein, und das ist mir auch völlig gleichgültig. Ich werde sie aufsuchen und dich entschuldigen.«
    »Reichst du mir jetzt endlich die Hand?«, schnaubte Davinia.
    Seufzend half Lili ihrer Mutter beim Aufrichten. Davinia war bereits fertig angezogen und strich das Kleid glatt, bevor sie sich durch ihr dickes, immer noch dunkelblondes Haar fuhr und nach ihrem Mantel griff.
    Lili beobachtete das Ganze missbilligend. Ihre Mutter war weiß wie eine Wand, aber wie sollte sie sie daran hindern, ungeachtet dessen in das Haus am Charlotte Square zu gehen, um zu arbeiten? Davinia ließ sich von keinem Menschen etwas sagen, am allerwenigsten von ihrer Tochter.
    »Mutter, bitte, sei nicht unvernünftig«, versuchte Lili ihr noch einmal ins Gewissen zu reden.
    »Es war nur ein Schwächeanfall. Nicht der Rede wert«, lautete die barsche Antwort. Kaum hatte Davinia diese Worte ausgesprochen, als sie laut aufstöhnte und sich ans Herz griff.
    Lili durchfuhr ein eiskalter Schrecken. Ihre Mutter war noch blasser geworden und stützte sich an der Garderobe ab.
    »Komm, Mutter, ich bringe dich ins Bett«, sagte sie leise, doch Davinia stöhnte nur.
    »Bis auf die Tage um deine Geburt herum habe ich noch keinen einzigen Tag lang meine Arbeit versäumt, und es gibt nur einen Grund, eine Ausnahme zu machen: wenn man mich mit den Füßen voran hier hinausträgt.«
    Lili atmete ein paarmal tief durch. Sie wusste, dass jeder weitere Widerspruch

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