Munroys & Makenzies Bd. 1 - Der Ruf der Highlands
isch in Ihre Augen. Sie gucken wie ein verschreckte Ase vor die Jäger.«
Wider Willen musste Lili über diesen schiefen Vergleich schmunzeln.
»Sir Niall hat mir am St. Andrew’s Day seine Absicht angekündigt, dass er Isobel in seiner Nähe haben möchte, und mich gefragt …«
»Er will Ihnen abwerben? Mon dieu. Sie als Auslehrerin? Non, das ist nischt gut für Ihnen. Und da oben in die Norden. Da ist Schnee und Eis und kein Sonne.«
Da hörte sich Lili bereits stöhnen. »Er hat mich gefragt, ob ich ihn heiraten will.«
Ehe sie sichs versah, hatte Mademoiselle Larange sie in ihre knochigen Arme geschlossen und stieß eine Reihe spitzer Schreie aus. Dann ließ sie Lili los und musterte sie verzückt.
»Isch kann es mir zauberaft vorstellen. Sie aben das Zeug für ein Baronesse – oder wie heißt die Frau eines Baronet?«
Lili hob die Schultern. »Keine Ahnung, aber das soll mich nicht weiter kümmern. Ich habe seinen Antrag nicht angenommen.«
»Sie aben was ? Isch öre wohl nischt rischtisch.«
»Sehen Sie, ich kenne den Mann doch gar nicht. Und so kurz nach dem Tod meiner Mutter kann ich eine solche Entscheidung auch gar nicht treffen.«
»Gerade jetzt. Sie müssen nischt mehr nehmen Rücksischt«, erwiderte die Französin ungerührt.
»Ja, gut, aber er liebt mich nicht, er braucht eine Erzieherin für seine Tochter …«
»Und Sie, lieben Sie ihm?«
Lili hob die Schultern. »Zuerst dachte ich, ich sei in ihn verliebt, aber inzwischen bin ich mir gar nicht mehr so sicher. Ich glaube, ich habe bloß Sorge, dass es meine letzte Chance ist, eine eigene Familie zu gründen. Noch dazu kommt er aus einer völlig anderen Welt. Das passt nicht zusammen. Tief in meinem Inneren sträubt sich etwas dagegen, alles hinter mir zu lassen und ihm zu folgen.«
»Das ist ganz normal, aber, ma chère, Mais, es kommt nicht jeden Tag ein Baronet vorbei, der at kein Frau.«
Lili heftete ihren Blick bedrückt zu Boden. Sie wollte auf keinen Fall aussprechen, was ihr solches Unbehagen bereitete, aber Madame Larange ließ nicht locker.
»Wovor aben Sie Angst?«
»Ian hat mir erzählt, dass sich seine erste Frau, die Mutter von Isobel, umgebracht hat. Wussten Sie das?«
»Nein, aber sie wird krank gewesen sein. Verrückt vielleischt. Umso mehr sollten Sie Isobel eine normale Leben bieten. Das Kind liebt Sie und könnte kein bessere Maman aben als Ihnen. Und Ian ist ein dummer Junge, Ihnen das auf der Nase zu binden. Das at er nur gemacht aus Rache, weil Sie ihm abgewiesen aben.«
»Aber ich kann doch keinen völlig fremden Mann heiraten!«
»Also, pardon, aber was isch für Blicke gesehen abe in die Saal. Das war nischt fremd, das war, wie sagt man … begehrlisch.«
Lili schüttelte unwillig den Kopf. »Lassen Sie uns das Thema beenden. Ich habe Sir Niall bereits einen Brief geschrieben, dass ich sein großzügiges Angebot leider ablehnen muss.«
Madame Larange seufzte theatralisch auf. »Schade, dass isch nisch jünger bin. Isch würde nisch zögern. Er sieht gut aus, er ist reisch, und er at eine geeimnisvolle Ausstrahlung.«
»Vielleicht ist es ja gerade das, wogegen ich mich wehre. Ich habe das Gefühl, man darf ihm nicht wirklich näher kommen.«
»Mon dieu, was wollen Sie mehr? Oder träumen Sie von eine Langweiler? Dann ätten Sie doch unsere Mathematiklehrer nehmen sollen.«
Lili lachte herzlich auf, wurde aber sofort wieder ernst. »Ich glaube, größere Gegensätze kann es gar nicht geben. Aber der Baronet ist auch so schrecklich ernst.«
»Was erwarten Sie von eine Mann, der sein Frau so grausam verloren hat? Isch meine, bringen Sie ihm zum Lachen!«
»Ich hätte gar nicht davon anfangen sollen. Ich habe seinen Antrag abgelehnt und stehe zu meinem Entschluss. Punktum.«
»Aber bedenken Sie, er geört zu die beste Gesellschaft. Oder ist es das, was Ihnen stört? Aben Sie Bedenken? Die kleine Tochter von die Köchin und …«
Lili musste schmunzeln. Sollte sie der Moiselle erzählen, dass ihr leiblicher Vater angeblich ebenfalls aus den besseren Kreisen der Highlands stammte? Sie entschied sich dagegen. Vielleicht war dieser Gordon Makenzie einfach nur ein gewöhnlicher Hochstapler gewesen, der sich hochtrabende Namen zugelegt und sie mit Titeln versehen hatte, um die Polizei zu foppen und von seiner Spur abzulenken. Schwarzbrennerei war schon lange kein Kavaliersdelikt mehr und wurde scharf geahndet.
»Nein, liebe Mademoiselle Larange, ich bezweifle nämlich, dass es den Sir interessiert,
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