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Munroys & Makenzies Bd. 1 - Der Ruf der Highlands

Titel: Munroys & Makenzies Bd. 1 - Der Ruf der Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Cameron
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unterbrach Lady Caitronia Lilis Schwärmereien. Dabei hätte sie noch gern von Isobels Bild erzählt, die nicht nur die Bäume und Hochebenen, sondern sogar das Wasser in rotbraunen Tönen gemalt hatte.
    »Sie waren vorher noch nie in den Highlands?«, hakte Nialls Mutter nach.
    »Nein, ich bin eigentlich kaum aus Edinburgh hinausgekommen. Bis auf einige Male, als ich mit Doktor Denoon und seiner Frau in Glasgow war.«
    »Doktor Denoon? Darf ich erfahren, wer dieser Herr ist?«
    Lili zuckte zusammen. Es war nicht die Frage selbst, die sie störte, sondern die Anmaßung, die in Lady Caitronias Stimme mitschwang. Ähnliches Unbehagen bereitete ihr Nialls Art, seit sie in Inverness angekommen waren.
    Lili zögerte, die Frage zu beantworten, doch dann sagte sie mit klarer Stimme: »Aber natürlich dürfen Sie fragen, Lady Caitronia. Doktor Denoon und seine Frau, das sind die Herrschaften, für die meine Mutter arbeitete und die mich immer großzügig förderten. Unter anderem bezahlten sie meine Studien.«
    Lilis und Craigs Blicke trafen sich. In seinen Augen ist ja förmlich die Enttäuschung zu lesen, dass ich bei der Erwähnung meiner Mutter nicht vor Scham unter den Tisch gekrochen bin, stellte Lili schadenfroh fest. »Oje, ich weiß gar nicht, ob Ihnen Niall von meiner Herkunft berichtet hat«, fügte sie zwitschernd hinzu. »Meine Mutter war Köchin, eine sehr gute sogar, und mein Vater, tja, man weiß so wenig von ihm, in meinen Papieren steht: Vater unbekannt. «
    Sie legte eine kleine Pause ein, während sie sich an den entsetzten Gesichtern von Nialls Bruder und dessen Frau weidete. »Meine Mutter weigerte sich, seinen Namen preiszugeben«, fuhr sie genüsslich fort. »Aber sie waren ja auch nicht verheiratet. Er soll schon vor meiner Geburt gestorben sein. Man munkelt, er sei nebenher Schwarzbrenner gewesen, aber so genau weiß man es nicht.«
    »O, mein Gott, ist das degoutant!«, entfuhr es Shona in manieriertem Ton.
    »Finden Sie? Ich habe da völlig andere Erfahrungen gemacht. Sehen Sie, ich hatte in der Schule viel mit der feinen schottischen Gesellschaft zu tun, und auch dort gibt es Menschen, die sich durch einen guten Charakter auszeichnen, und andere, deren Benehmen zu wünschen übrig ließ. Genauso ist es bei unsereins. Meine Mutter war die mutigste, fleißigste und warmherzigste Frau der Welt.«
    »Und Ihre Eltern stammten beide aus Edinburgh, nicht wahr?«, fragte Lady Caitronia nach, als lasse sie die niedere Herkunft ihrer zukünftigen Schwiegertochter völlig kalt.
    Lili erstaunte dieser Gleichmut zwar ein wenig, aber vielleicht hatte Isobel auch übertrieben, als sie ihr prophezeit hatte, dass ihre Großmutter dieser Eheschließung allein aus Standesgründen niemals zustimmen werde. Und was hatte sie vorhin auf dem Flur noch zu Craig gesagt? Ach ja, die Hauptsache sei doch, dass sie, Lili, aus Edinburgh stamme. Warum ihr das wohl so wichtig ist?, fragte sich Lili und antwortete ohne Zögern. »Meine Mutter, ja, die ist in Edinburgh geboren. Ihre Mutter war schon Köchin. Mein Vater hingegen soll aus den Lowlands stammen. Aber das weiß ich nur, weil mir meine Mutter davon erzählt hat.« Und das ist ja nicht einmal gelogen, schoss es Lili durch den Kopf. Hätte ich ihre Kiste nicht geöffnet, ich würde es ja selbst immer noch glauben. Doch niemals würde sie diesen eingebildeten Snobs auf die Nase binden, dass ihr Vater vielleicht von vornehmer Herkunft war, dass er aber offenbar einen Menschen auf dem Gewissen hatte. Diese Blöße würde sie sich vor diesem Craig und seiner Frau niemals geben. Und auch nicht vor Niall. Hatte er ihr vorhin nicht deutlich zu verstehen gegeben, dass er sich um ihre Herkunft keinen Deut scherte? Außerdem gab es noch einen weiteren guten Grund, ihm ihre Geheimnisse vorzuenthalten: Er verschwieg ihr ja auch hartnäckig die Umstände, wie und warum sich seine Frau umgebracht hatte. Nein, sie waren quitt. Er wollte eine unbelastete Zukunft. Die sollte er bekommen, obgleich sich Lili in diesem Augenblick kaum vorstellen konnte, dass sie mit dieser Familie unter einem Dach jemals wirklich glücklich werden konnte. Shona und Craig lehnten sie allein deshalb ab, weil ihre Mutter Köchin gewesen war. Lady Caitronia wirkte zwar an der Oberfläche freundlich, doch Lili traute ihr nicht. Sie besaß ungewöhnlich kalte Augen, war die heimliche Herrscherin über die Familie und sah in ihr ohnehin nur die Mutter eines zukünftigen Baronets.
    »Sie haben sonst auch keinerlei

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