Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Munroys & Makenzies Bd. 1 - Der Ruf der Highlands

Titel: Munroys & Makenzies Bd. 1 - Der Ruf der Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Cameron
Vom Netzwerk:
Zimmer zu verlassen. »Und du bist sicher, dass du allein sein willst? Ich meine, wenn du darüber sprechen möchtest …«
    »Lieber nicht. Ich bin noch … gar nicht zum Reden aufgelegt«, stammelte sie und setzte sich auf das Bett.
    »Gut, dann bis gleich.«
    Lili atmete erleichtert auf, als er die Tür endlich hinter sich schloss und seine Schritte sich entfernten.
    Beim Anblick des überladenen Tabletts drehte sich ihr der Magen um. Sie würde keinen Bissen hinunterbekommen. Aber ein heißer Tee tat ihr sicher gut. Erst einmal jedoch musste sie das Tagebuch verschwinden lassen. Ihr zitterten die Knie, als sie sich vom Bett erhob, Caitlins Aufzeichnungen unter der Decke hervorzog und das Buch in die geheime Schublade zurücklegte.
    Ist es ein Wink des Schicksals, dass Niall mich gestört hat?, fragte sie sich gequält. Ich darf mich nicht auf das Tagebuch einer Toten stürzen wie ein Geier auf das Aas.

21
    Inverness, 25. Dezember 1913
    Niall und Lili schlenderten inmitten zahlreicher Bewohner der Stadt eingehakt die Promenade am River Ness entlang. Lili hatte Isobel gefragt, ob sie mitkommen wolle, aber die hatte abgelehnt. »Ich unternehme etwas mit Onkel Dusten«, hatte sie fröhlich erklärt.
    Auf Schritt und Tritt musste Niall entgegenkommende Spaziergänger grüßen. Waren diese paarweise unterwegs, verrenkten sich die Damen, kaum waren sie weitergegangen, die Hälse nach Lili. Wahrscheinlich fragen sie sich, wen Sir Niall da wohl spazieren führt, dachte Lili amüsiert.
    Die Stimmung am Fluss war heiter, was nicht zuletzt am Wetter lag. Keine Wolke war am stahlblauen Himmel zu sehen, und die Sonne brachte den Schnee geradezu spielerisch zum Glitzern. Lili liebte diese seltenen Tage im Winter, an denen es bis zur frühen Dämmerung hell und freundlich war. Sie musste plötzlich an Madame Larange denken, die sich jedes Mal erneut gewundert hatte, wenn sich das schottische Wetter von seiner Sonnenseite gezeigt hatte.
    »Du lächelst ja. Es freut mich, dass du nicht mehr wie ein verschreckter Hase dreinschaust«, hörte sie Niall raunen. Sie hatte gar nicht gemerkt, wie er sie besorgt von der Seite betrachtet hatte.
    »Ich musste an unsere Französischlehrerin denken, die bei jedem schönen Tag zu sagen pflegte: Das kann isch nisch glauben. Es regnet nisch. Der liebe Gott at eute daran gedacht, auch nach Schottland der Sonne zu schicken.«
    Niall lachte. »Du imitierst sie perfekt. Wenn ich nicht wüsste, das du es bist, ich würde dich für die exzentrische Mademoiselle halten.« Dann blieb er stehen und nahm sie in die Arme. »Es ist schön, wenn du guter Laune bist. Und es tut mir schrecklich leid, was gestern alles über dich hereingebrochen ist.«
    »O ja, das war wirklich ein bisschen viel.« Lili wollte rasch weitergehen, doch Niall hielt sie sanft am Arm fest und blickte ihr tief in die Augen.
    »Lili, wenn ich mich gestern Abend dumm verhalten habe, dann bitte ich dich, mir zu verzeihen. Ich hätte nicht leugnen sollen, dass du meiner ersten Frau verblüffend ähnlich siehst, aber du bist wirklich ganz anders. Und das mag ich an dir so sehr. Bitte, denk nicht, dass ich dich deshalb gebeten habe, meine Frau zu werden. Nein, ich war allein von dir entzückt und wie hingebungsvoll du den Gillie Callum getanzt hast, und dann erst habe ich die Ähnlichkeit bemerkt.«
    »Und warum hast du alle Zeugnisse dieser Ähnlichkeit wie ein Dieb bei Nacht und Nebel fortgeschafft?«
    »Ich möchte endlich ein neues Leben anfangen. Und meine Erinnerungen an Caitlin sind zum Teil sehr belastend. Gestern hatte ich das Gefühl, sie zerstört mir diesen Neuanfang, und deshalb habe ich alle Beweisstücke verschwinden lassen. Es war töricht von mir, dich in ihrem Zimmer unterzubringen. Das bedaure ich zutiefst. Kannst du mir verzeihen?«
    Als Lili in seine Augen blickte, in denen nichts als die Sorge zu lesen war, dass sie ihm nicht vergeben könne, wurde ihr warm ums Herz. Sie hatte schon befürchtet, dass sie Niall niemals werde lieben können, weil er so unerreichbar war. In diesem Augenblick war er ihr nahe. Sehr nahe sogar.
    »Ich würde dich gern küssen«, flüsterte Niall. »Aber dann wüsste es morgen ganz Inverness. Sieh nur, da kommt …«
    Er hatte den Satz noch nicht beendet, als eine schrille Stimme zu hören war. »Miss Campbell? Sie hier in Inverness?«
    Und schon war Lady Ainsley auf Lili zugeeilt und musterte sie verdutzt von Kopf bis Fuß. Auch Murron starrte sie zunächst an wie einen Geist, doch

Weitere Kostenlose Bücher