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Munroys & Makenzies Bd. 1 - Der Ruf der Highlands

Titel: Munroys & Makenzies Bd. 1 - Der Ruf der Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Cameron
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Sie sich auf den Boden!«
    »Hier vor allen Leuten?«, stöhnte Lili, doch sie gehorchte den Anordnungen des Arztes. Sie hatte auch keine andere Wahl. Alles verschwamm vor ihr, und sie fürchtete, bewusstlos zu werden. Wie durch einen Nebel bekam sie mit, was ringsum geschah.
    »Ein Kissen, schnell, und eine Decke!«, befahl der Arzt und schob ihr gleich darauf etwas Weiches unter die Beine.
    »Atmen Sie ganz ruhig. Und winkeln Sie die Beine an. So ist es gut, ja, so ist es richtig. Keine Angst, es ist nur eine kleine Unpässlichkeit. Ihr Blut wird gleich wieder regelmäßig zirkulieren. Sie dürfen sich nur nicht aufregen.«
    Lili atmete tief durch. Das war gar nicht so einfach, denn um sie herum hatten sich sämtliche Gäste versammelt und starrten auf sie herab. Niall war neben ihr niedergekniet und hielt ihre Hand. Panik stand ihm ins Gesicht geschrieben. Lili aber wandte sich rasch von ihm ab und suchte den Blick des weißhaarigen Arztes.
    »Sieh da, Sie bekommen schon wieder Farbe!«, beruhigte er sie. »Aber bleiben Sie bitte so lange liegen, bis Sie das Gefühl haben, dass alles wieder in Ordnung ist.«
    Lili nickte und spürte bereits eine deutliche Besserung ihres Zustandes. Der Druck auf den Magen ließ nach, und die Schwäche schwand.
    »Alles wieder in Ordnung«, hauchte sie.
    Der Arzt hielt ihr den Arm hin und half ihr hoch. »Ich glaube, Niall, du solltest deine Braut ins Bett bringen«, empfahl er, doch Lili rang sich ein Lächeln ab. »Aber Herr Doktor Brodie, ich darf doch den Jahreswechsel nicht verschlafen! Ich danke Ihnen, aber es geht mir wirklich wieder blendend. Dank Ihrer Hilfe.«
    »Dann begleiten Sie Ihre Verlobte wenigstens nach draußen und gehen mit ihr an der frischen Luft spazieren«, brummte der Arzt.
    »Selbstverständlich«, erwiderte Niall und führte Lili zu einem Sessel. »Du bleibst hier sitzen, während ich deinen Mantel hole«, befahl er ihr streng. Lili folgte seufzend seiner Anordnung.
    Isobel eilte herbei und kauerte sich auf die Lehne. »Du bist doch nicht etwa krank, oder?«, fragte sie besorgt.
    »Nein«, lachte Lili. »Es ist die ungewohnte Luft hier oben im Norden, die vielen Menschen und …«
    »… und die dumme Lady Ainsley, nicht wahr?«
    »Wie kommst du darauf?«
    »Ich habe es genau gesehen. Sie hat dir etwas zugeflüstert, du bist weiß geworden und lagst auch schon am Boden. Aber ich schwöre dir, die wäre nie Daddys Frau geworden. Er kann sie nämlich nicht leiden, weil sie ein blödes Tratschmaul ist.«
    »Dann bin ich ja beruhigt«, versuchte Lili zu scherzen, doch dann fiel ihr das misslungene Geschenk ein. Das Grauen überkam sie mit solcher Macht, dass sie sich fragte, wie sie diesen schrecklichen Abend jemals überstehen sollte.

31
    Inverness, 31. Dezember 1913
    Die klare Nachtluft tat gut. Lili atmete bei jedem Schritt tief durch. Niall hatte sie untergehakt. Alle Geschäfte waren geschlossen, und es waren wesentlich weniger Menschen unterwegs als bei Tag, doch diejenigen, die ihnen entgegenkamen, grüßten überschwänglich. Sie trugen festliche Kleidung, schwenkten Whiskyflaschen und waren bester Laune.
    Niall schien das gar nicht zu behagen, und er schlug den Weg zum Fluss ein. Dort war es einsam an diesem letzten Abend im Jahr. Das Rauschen des River Ness wirkte beruhigend. Im Fluss spiegelte sich der Vollmond, der bläulich vom sternenklaren Himmel herabschien. Eine selten schöne Winternacht, dachte Lili, und doch lag ihr die Sache mit dem Dolch noch immer auf der Seele. Ob sie ihn darauf ansprechen sollte?
    »Ich muss dir etwas sagen. Es betrifft dein Geschenk«, kam Niall ihr zuvor. »Wie du vielleicht bemerkt hast, trage ich keinen Dolch im Strumpf, auch wenn es von der Tradition her zu unserer Kleidung gehört wie der Sporran. Ich besaß einen sehr schönen Sgian Dubh, doch ich trage ihn seit Caitlins Tod nicht mehr. Sie entwendete ihn mir an jenem Tag, um sich damit die Pulsadern aufzuschneiden.«
    Lili blieb stehen und schlang ihm die Hände um den Nacken. »Ach, mein armer Liebling! Das tut mir so leid, und jetzt schenke ich dir ausgerechnet so ein Mordwerkzeug …«
    »Das konntest du doch nicht ahnen. Und weißt du was? Ich werde dein Geschenk zum Anlass nehmen, wieder einen Sgian Dubh zu tragen.«
    »Die geschwätzige Lady Ainsley hatte mich bereits darüber aufgeklärt, unmittelbar bevor ich diesen kleinen Zusammenbruch hatte.«
    »Sie ist ein intrigantes Schandmaul«, regte sich Niall auf.
    »Warum sagst du das nicht offen? Und

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