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Murray, Paul

Murray, Paul

Titel: Murray, Paul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: An Evening of Long Goodbyes
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ich
blieb hartnäckig. Und wenn mir alles besonders aussichtslos vorkam, sagte ich
mir, dass ich es für Bel tat, dass meine Bemühungen einer inständigen Bitte an
sie glichen, die sie irgendwie erreichen und in ihr Bewusstsein dringen würde,
und dass sie dann, ohne eigentlich genau zu wissen, warum, aufhören würde, mich
zu verachten, und wieder mit mir sprechen wollte.
    Abends
mühte ich mich an meinem Stück ab, was jedoch - um es auf den Punkt zu bringen
- ein aussichtsloses Unterfangen war angesichts der neuen
Herrschaftsverhältnisse im Theater. Zudem hatte mein Schurke Lopachin seit der
Entdeckung der Bosnier den Einsatz erhöht. Im Moment tanzte er Frederick dermaßen
auf der Nase herum, dass ich mich fragte, ob Letzterer seiner Rolle überhaupt
gewachsen war. Trotzdem drängte ich energisch vorwärts. Wenn ich mein Anliegen
auf Papier festhielte, dachte ich mir, werde sich schon eine wundersame
Veränderung ergeben und das Universum wieder ins Lot gerückt.
    Und dann, eines Abends, etwa zwei
oder drei Wochen nach jenem verfluchten Rendezvous, klingelte das Telefon. Aus
irgendeinem Grund wusste ich, dass es für mich war. Ich legte den Stift zur
Seite und stürmte ins Wohnzimmer. Aber es war nur Mutter, die mir eine
Strafpredigt hielt, weil ich nicht auf ihre Einladung zu irgendeiner
Dinnerparty reagiert hatte. Draußen stürmte es. Zudem war die Verbindung so
schlecht, dass ich vor lauter Rauschen und Zischen kaum verstand, was sie
sagte. »Welche Dinnerparty?«, sagte ich.
    »Na, die Dinnerparty,
Charles, Herrgott noch mal! Das Telsinor-Dinner. Die Einladungen sind schon vor
über einer Woche verschickt worden.«
    »Ich hab
keine bekommen«, sagte ich und blätterte durch die Post, die in der Obstschale
lag: Rechnung, Rechnung, letzte Mahnung ...
    »Das ist
wirklich höchst ärgerlich. Es ist mindestens eine Woche
her, dass ich die Einladungen eigenhändig diesem...« Ein heulender Windstoß
packte das Haus, und ihre Worte gingen im Pfeifen und Knacken der Leitung
unter. »... sichergehen wollte, dass sie umgehend zugestellt werden.«
    »Was?«,
sagte ich und steckte mir einen Finger ins Ohr. »Von wo rufst du eigentlich an?
Hört sich an, als stehst du mitten in einem Wirbelsturm?«
    »Von meinem
neuen Handy«, sagte sie. »Ich habe gesagt, dass ich die Einladungen diesem
Freund von dir gegeben habe. Ich verstehe einfach nicht, warum du deine nicht
bekommen hast...«
    »Welchem
Freund?«
    »Du weißt
schon, diesem Postmenschen, Macavity the Mystery Cat, oder wie der heißt.«
    Ein mir
vertrautes flaues Gefühl beschlich mich. »Das ist nicht mein Freund«, sagte
ich.
    »Das ist
höchst ärgerlich«, sagte Mutter wieder. »Ich werde das nachprüfen. Nun ja, wie
auch immer, das Essen ist am Donnerstag, punkt acht, schwarze Krawatte, und
damit meine ich schwarze Krawatte, Charles. Das ist ein förmliches Essen, also
keine von deinen albernen Fliegen, wenn ich bitten darf...«
    »Aber
worum geht's denn da?«, unterbrach ich sie. »Du hast mir immer noch nicht
gesagt...«
    »Telsinor.« Ihre Stimme knackte wie ein altertümliches Grammophon. »Das habe ich
dir jetzt schon drei oder vier Mal gesagt: Es ist ein Essen anlässlich des
offiziellen Beginns der Partnerschaft zwischen Telsinor und dem Ralph Hythloday
Centre. Nichts übermäßig Pompöses, etwa ein Dutzend Gäste. Aber Mr O'Boyle hat
freundlicherweise zugesagt, daran teilzunehmen, wir können uns also für seine
Großzügigkeit persönlich bei ihm bedanken.«
    »Oh«,
sagte ich lustlos. Als ich ihr gerade mitteilen wollte, dass mir nicht ganz
klar sei, warum sie mich da unbedingt dabeihaben wolle, kam Mutter mir zuvor.
»Ich sollte hinzufügen, Charles, dass ich Bedenken hatte, dich überhaupt
einzuladen. Sogar große Bedenken. Ich hatte gehofft, was möglicherweise naiv
von mir war, dass deine Arbeit im öffentlichen Dienst dich das eine oder andere
darüber gelehrt hat, dass man Verantwortung zu übernehmen und seinen Beitrag
zu leisten hat. Doch nach den Vorfällen bei der Premiere zu urteilen, ist das
wohl nicht der Fall gewesen.«
    »Welche
Vorfälle? Du willst mir ja wohl nicht die Schuld dafür geben, dass...«
    »Dieses
Golem-Gedöns, Charles, ist das etwa nicht dein kleines Steckenpferd? Aber
egal, ich habe nicht die Absicht, das jetzt weiter zu erörtern, nur so viel:
Was an jenem Abend vorgefallen ist, ist unentschuldbar. Du bist ein erwachsener
Mann, du stehst auf eigenen Beinen, und wenn du deine höhere Macht denn unbedingt
ignorieren

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