Murray, Paul
fertig.
frederick : Mam'selle, Mam'selle - du
kleines Dummerchen.
(Alle
lachen und gehen zusammen ab - bis auf lopachin, der allein zurückbleibt.)
lopachin : Nun denn, >Euer Exzellenz<,
sieht ganz so aus, als hättet Ihr mit Eurer altmodischen Sorte Idealismus die
Schlacht gewonnen. Aber jetzt kenne ich Eure Achillesferse - Eure kränkliche
Schwester Babs ... und ich werde nicht ruhen, bis ich sie habe und Euer edles
Weingut in Schutt und Asche liegt...
Ich stürzte
mich in die Arbeit. Was hätte ich sonst tun sollen? Mindestens hundertmal rief
ich zu Hause an: Bel weigerte sich, auch nur ans Telefon zu kommen. Je nachdem,
wen ich gerade erwischte, hatte sie gerade das Haus verlassen oder fühlte sich
nicht wohl oder war gerade im Bad - sie schien in jenen Tagen das Bad kaum noch
zu verlassen. Darüber hinaus wusste ich nichts - ob sie ihren Stolz
heruntergeschluckt hatte, ob sie wieder die rampe spielte und dem Publikum Abend für Abend ihren
kleinen Akt der Rebellion vorführte, oder ob sie sich, geschnitten von allen,
in ihr Elend zurückgezogen hatte. »Sie hat ihren Koffer hier stehen lassen«,
sagte ich am Telefon. »Sie soll mich anrufen, wenn ich ihn rüberschicken soll.«
Jeder versprach, es auszurichten. Mehr konnte ich nicht tun. Und am nächsten
Tag rief ich wieder an und ließ ihr wieder das Gleiche ausrichten.
Wenn
Mirela ans Telefon ging, legte ich sofort auf, auch wenn ein Teil von mir - so
wie man Mördern nachsagt, es zöge sie an den Ort ihres Verbrechens zurück -
danach gierte, mit ihr zu sprechen und sie anzuflehen. Einfach hinfahren
konnte ich nicht, weil ich Angst hatte, ihr über den Weg zu laufen. Und so
dehnte sich der November Richtung Weihnachten, die Straßen erstrahlten in
Festbeleuchtung, verschlagen dreinschauende Männer verkauften von den
Ladeflächen ihrer Pritschenwagen Tannen und Fichten, und ich betäubte mein
schlechtes Gewissen mit Arbeit und versuchte an nichts anderes zu denken.
Glücklicherweise
gab es jede Menge Arbeit, die mich auf Trab hielt. November/Dezember ist für
diejenigen von uns, die im Christstollengeschäft tätig sind, die
arbeitsreichste Zeit, und so musste Veredelungsbereich B bis an seine
Leistungsgrenze gehen. Alles schien in doppelter Geschwindigkeit abzulaufen.
Die Zigarettenpausen waren gestrichen, und um unser Soll zu erfüllen, machten
wir oft Überstunden. Edvin, Bobo, Pavel, Arvids, Dzintars und ich beugten uns
stumm und gewissenhaft über unsere Maschinen, während die Lastwagen mit
brummenden Motoren an den Laderampen warteten und Mr Appleseed, den Zeigestock
hinterm Rücken, patrouillierend über den Fliesenboden schritt. Inzwischen hatte
ich ein paar Brocken Lettisch aufgeschnappt und meisterte die Launen der
Zuckergussmaschine so weit, dass aus mir ein beispielhafter Begradiger geworden
war. Ich kann also auf meinen eigenen bescheidenen Beitrag zum jüngsten
Kraftakt von Veredelungsbereich B verweisen, mit dem die C-Schicht überflügelt
und der Luxusfresskorb sichergestellt wurde. Obendrein nutzte ich meine
einflussreiche Stellung und meine guten Kenntnisse des gesprochenen Englisch
dahingehend, dass ich Beschwerden der Mitarbeiter vortrug und versuchte, die
Arbeitsbedingungen zu verbessern. Als zum Beispiel Mr Appleseed einmal in der
Mittagspause geiferte, dass er sich nie und nimmer habe vorstellen können,
jemals eine noch üblere Bande von Tagedieben als diese Letten zu Gesicht zu
bekommen, bis er diese neuen Bastarde aus Estland kennen gelernt habe, da
lenkte ich feinfühlig und unmerklich die Unterhaltung in Richtung Duschen.
»Was ist mit den Duschen,
Arschgesicht?«
»Nun ja, es gibt keine.«
Und Mr
Appleseed - das muss ich ihm zugute halten - hörte zu und versprach, das Thema
beim nächsten Management-Briefing zur Sprache zu bringen. In der Zwischenzeit
agitierte ich unter der Arbeiterschaft selbst und verbreitete Ideen, die ich
von den Bauarbeitern zu Hause aufgeschnappt hatte. Das war nicht immer einfach.
Die meiste Zeit schauten sich mich an, als hätte ich ihnen gerade
vorgeschlagen, auf den Mond umzusiedeln. »Willst du deinen Job nicht
behalten?«, fragten sie mich. »Willst du, dass sie uns alle wieder nach Hause
schicken?«
»Natürlich
nicht«, sagte ich dann. »Ich sag nur, dass wir uns organisieren müssen, damit
sie uns nicht über den Tisch ziehen, damit auch wir ein anständiges Stück von
dem Kuchen abbekommen.«
»Was für ein Tisch?«, sagten sie.
»Und was für ein Kuchen?«
Aber
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