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Murray, Paul

Murray, Paul

Titel: Murray, Paul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: An Evening of Long Goodbyes
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mein
Wachbleiben die dunkle, verregnete Welt anhalten zu können und so vom morgigen
Schicksalstag verschont zu bleiben.
    Plötzlich
stand Laura in der Tür, im Schlafanzug. »Warum bist du noch auf?«, fragte sie.
»Geh ins Bett, das bringt doch nichts, wenn ihr euch beide Sorgen macht?«
    »Ich mache
mir keine Sorgen wegen Droyd.«
    »Nicht?«,
sagte sie und ging an mir vorbei zum Kühlschrank.
    »Wenn du
mich fragst, sollten wir dankbar sein«, sagte ich leise, damit Frank mich nicht
hören konnte. »Man muss schon ein besonders abgefeimter Lump sein, um einem
Mann das Sparschwein zu klauen.«
    »Machst du
dir Sorgen wegen Bel?« Sie machte die Kühlschranktür auf, und ein akurates
Lichtrechteck öffnete sich über ihrem Gesicht wie eine leere Seite. Ich wollte
ihr gerade antworten, hielt jedoch inne. Aus irgendeinem Grund war mir
entfallen, auf welch schlichte, nüchterne Art sie schön war. Und für einen
Augenblick erfüllte mich die alte Sehnsucht, dass ich nur mit den Augen zu
blinzeln brauchte, und schon würden wir beide in eine andere, nicht so
widerborstige Welt versetzt, eine Welt, die dieser Art Schönheit angemessen
war. »Du solltest dich freuen«, sagte sie und schenkte sich ein Glas
laktosefreie Schokoladenmilch ein. »Das ist die Chance ihres Lebens. Wo sie
doch so drauf abfährt, auf diese Schauspielerei und so.«
    »Ich freu
mich ja auch«, sagte ich wenig überzeugend und fragte dann: »Übrigens,
erinnerst du dich an ein Mädchen aus eurer Klasse, Kiddon, Jessica Kiddon?«
    Laura
dachte darüber nach, wobei sie den Namen leise vor sich hin sagte. »Nein«,
sagte sie schließlich. »Wer ist das?«
    »Das
Mädchen, das mit Bel nach Jalta fährt«, sagte ich mit gerunzelter Stirn. »Sie
soll in Bels Klasse gewesen sein, aber ich kann mich nicht erinnern, dass ich
ihr Bild in irgendeinem von den Jahrbüchern gesehen hätte.«
    »Die
Schule ist so groß, Charles, wer kann da schon ein ganzes Jahrbuch im Kopf
behalten.«
    »Hmm.« Ich
räusperte mich zweideutig.
    »Kein
Grund sich Sorgen zu machen. Sie kommt sicher bestens zurecht.« Sie stand jetzt
hinter mir und legte eine Hand auf meine Schulter. »Charles«, sagte sie sanft.
»Du kennst doch diesen Spruch ... wen man liebt, den soll man freigeben. Der
war in dieser Eiscremewerbung, die mit dem sprechenden Bären.«
    Ihre
Finger fuhren über meinen Nacken. Ich senkte den Kopf und schloss die Augen. In
der Küche war nur noch der gegen die Fensterscheiben trommelnde Regen zu hören.
    »Hat ganz
den Anschein, als hätte jemand was gegen uns«, sagte sie wie zu sich selbst.
Dann schnalzte sie plötzlich mit den Fingern, ging um den Tisch herum und
schaute mich an. »Jetzt weiß ich endlich, wem du ähnlich siehst«, sagte sie.
    »Was?«,
sagte ich verwirrt.
    »Ohne den
Verband. Das macht mich wahnsinnig, seit du aus dem Krankenhaus gekommen bist.
Das Bild, du sieht genauso aus wie der auf dem Bild in euerm Haus.«
    »Welches
Bild?«, fragte ich. »Wir haben haufenweise Bilder.«
    »Na ja,
das mit diesem Kerl. In der Halle. Du siehst genauso aus.« Offenbar erfreut
über diese Entdeckung, fing sie an zu lachen, verstummte aber sofort, als Frank
in die Küche platzte. Er schaute uns mit wildem Blick an und sah völlig
erledigt und irgendwie prähistorisch aus, wie einer von diesen gefrorenen
Höhlenmenschen, die sie ab und an im Eis finden.
    »Charlie«,
sagte er. »Es gibt was zu tun.«
    Ich
glaubte, er wolle nun endlich die Behörden einschalten, und machte mich im
Geiste schon an die Auflistung der gestohlenen Güter. Aber das meinte er
nicht. Er wollte, dass wir uns auf die Suche nach Droyd machten.
    »Das ist
nicht dein Ernst!«, sagte ich.
    »Wir
können ihn nicht einfach da draußen lassen«, sagte er. »Es regnet, es ist
saukalt, und der Kleine irrt da draußen rum.«
    Ich
protestierte. Und ich wies darauf hin, dass wir allen Grund hätten, ihn da
draußen herumirren zu lassen. Er hatte uns angelogen, hatte uns hinters Licht
geführt, hatte uns drei Monatsmieten gestohlen, hatte im Grunde den
Gesellschaftsvertrag zwischen uns aufgekündigt, ganz zu schweigen von der Sache
mit dem Sparschwein...
    »Scheiß
auf dein Sparschwein!«, sagte Frank aufgebracht. »Wer soll denn nach ihm
suchen, wenn nicht wir? Wir müssen ihn finden, sonst landet er ruckzuck wieder
im Knast.«
    Die Pennys
aus vier Jahren waren in dem Sparschwein gewesen, aber Frank blieb hart.
Schließlich gab ich nach und erklärte mich bereit, bei der Suche zu helfen -
und wenn auch

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