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Murray, Paul

Murray, Paul

Titel: Murray, Paul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: An Evening of Long Goodbyes
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die Hand gedrückt wurde. Es
war der unbespannte Dunlop-Tennisschläger. »Viel Glück«, sagte sie und küsste
mich auf die Wange.
    Wir liefen
mit den Jacken über unserer Köpfen die Straße hinunter, die einer verwüsteten
Mondlandschaft glich. Wir sprangen über Furchen, in denen schmutziges Wasser
stand, und über regenbogenfarbene Benzinpfützen. Schließlich kamen wir zu einem
niedrigen, bunkerähnlichen Betonbau. Die Metallrollläden waren mit vielen
Graffitischichten bedeckt. Auf dem zerfurchten Boden davor lagen
Zigarettenstummel und zerbrochene Nadeln. Ich war schon mal hier gewesen. Es
war das Coachman.
    »Willst du
da etwa rein?«, fragte ich.
    Frank
drehte sich um und legte mir eine Hand auf die Schulter. »Also, Charlie, du
gehst jetzt einfach hinter mir da rein und tust genau das, was ich dir sage,
okay?«
    »Okay«,
piepste ich. Ich umfasste den Tennisschläger noch etwas fester. »Also gut. Noch
einmal stürmt, noch einmal, liebe Freunde...«
    »Du sagst
keinen Ton, verstanden?«
    Wir gingen
hinein. Statt vom Regen durchnässt wurden wir nun von einem Dutzend
feindseliger Augenpaare durchbohrt. Sprachlos schaute ich mich um. Ein Laden wie
aus einem Albtraum des Guide Michelin: verzogener
Linoleumboden, viel zu grelles Licht, kein Mobiliar außer wackeligen Hockern
und Picknicktischen mit dem Schriftzug Staatliches Forstamt. An der Bar
saßen sechs Männer, die praktisch keine Stirn hatten. Einer zeigte uns seine
gebleckten Zähne.
    »Alles
paletti?«, sagte Frank. Niemand antwortete. Lässig wechselte Frank den Knüppel
von einer Hand in die andere. Als umrundeten wir vorsichtig den Krater eines
Vulkans, tasteten wir uns seitlich an der Wand entlang. Die Männer an der Bar
folgten uns mit ihren Blicken, rührten sich aber nicht. Wir kamen schließlich
zu einer Tür, auf der H erren stand.
Frank öffnete sie, und wir gingen hinein. Erleichtert atmete ich tief durch und
bereute es sofort. Es hing ein unbeschreiblich fauliger Gestank in der Luft,
der immer schlimmer wurde, je weiter wir durch den schmalen Gang gingen. Wir
kamen zu einer Stahltür, in die auf Augenhöhe eine vergitterte Klappe
eingelassen war. Frank fing an mit seinem Knüppel auf die Tür einzuschlagen.
Das Scheppern und Dröhnen war höllisch. Die Klappe glitt zur Seite, und hinter
dem Gitter erschien ein feuchtschwarzes Augenpaar.
    »Ja?«,
sagte eine Stimme.
    »Wir
wollen zu Droyd«, sagte Frank.
    »Francy!«,
sagte die Stimme. »Bist du das? Moment...«
    Die Klappe
schloss sich wieder, und es folgte eine Serie von verschiedenartigen
Schließgeräuschen. Endlich öffnete sich die Tür. Wir wurden von einem dünnen
Mann in den Vierzigern begrüßt. Er hatte glattes Haar, eine ungesunde Haut und
sah insgesamt so aus, als hätte er gerade ein paar Runden in einem Ölteppich
geschwommen. Zwei brennende, verschieden lange Zigaretten klemmten zwischen den
Fingern seiner rechten Hand. »Lange her, Francy.« Er nickte in meine Richtung.
»Dein Butler?«
    »Wir
wollen zu Droyd«, sagte Frank, bevor ich den Irrtum aufklären konnte.
    »Droyd?«
Cousin Benny fuhr sich nachdenklich übers Kinn. »Tut mir Leid, hab ich nicht
gesehen.«
    »Er ist
abgehauen, mit drei Monatsmieten.« Frank hob drohend den Knüppel. »Ich weiß,
dass du ihm Stoff verkaufst«, sagte er.
    Cousin
Benny schien das lustig zu finden. »Noch nicht gehört?«, sagte er. »Droyd ist
jetzt clean. Sauber wie 'n Kinderpopo.«
    Er schüttelte den Kopf und
seufzte. »Diese jungen Burschen, kennen einfach keine Loyalität. Erst klauen
sie dir die besten Jahre, dann lassen sie dich einfach fallen ...«
    Knurrend
vor Wut stieß Frank ihn beiseite. Ich hob entschuldigend eine Augenbraue und
folgte ihm.
    Das Erste,
was mir in dem Raum auffiel, war der Geruch - eine moderige Mischung aus Essensresten,
Körperausdünstungen und verrottendem Mauerwerk. Es gab weder Möbel noch
Teppiche; es lagen nur Matratzen auf dem Boden, verschimmelte Matratzen. Es
war so dunkel, dass ich die apathischen Gestalten auf den Matratzen erst nach
ein paar Sekunden bemerkte - und nach ein paar weiteren, dass die meisten
Kinder waren. Es waren etwa fünfzehn bis zwanzig; sie lagen auf dem Boden oder
kauerten an den Wänden, mit schlaffen Augenlidern und nickenden Köpfen, als
wären sie gerade völlig erschöpft von einem Schulausflug nach Hause gekommen.
Viele kannte ich von der Straße; sie hatten mich mit Feuerwerkskörpern
bombardiert. Mir war elend, während ich von Matratze zu Matratze

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