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Murray, Paul

Murray, Paul

Titel: Murray, Paul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: An Evening of Long Goodbyes
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Namen wie Hekate oder Isis. Die Sonne konnte immer noch
ziemlich heiß sein, sodass Yeats darauf bestand, seinen absurden Sombrero zu
tragen, unter dessen riesiger Krempe fast sein ganzes Gesicht im Dunkeln lag.
Das hieß nicht, dass er die Angelegenheit nicht sehr ernst nahm. Er hatte
immer so eine Art Kalender dabei, in den er während der Dauer eines Rennens
wie im Fieber hineinkritzelte. Er machte ein großes Geheimnis darum und hielt
argwöhnisch den Arm darüber. Ich vermutete, dass es sich um eine Art
Rennprogramm handelte. Die wenigen Male, als ich es schaffte, einen Blick über
seine Schulter zu werfen, sah ich allerdings nur fremdartige Runen und
astrologische Diagramme. Er wollte mir nicht verraten, was sie bedeuteten;
genauso wenig, warum er sich anscheinend mehr für das Verhalten der verschiedenen
Hunde interessierte als dafür, wer das Rennen gewann. Er beschränkte sich auf
geheimnisvolle Bemerkungen über logische Verknüpfungen.
    »Was haben
logische Verknüpfungen damit zu tun? Das ist ein Rennen, aus. Ich meine, die
einzige Frage ist doch, ob diese Shiva da gewinnt, damit wir uns den pompösen
Samowar kaufen können, auf den Sie so stehen, oder ob sie nicht gewinnt, in
welchem Falle wir uns weiter mit dem gewöhnlichen Teekessel bescheiden
müssten.«
    »Die
Gestalt der Dinge, Charles«, erwiderte er darauf, und ein undurchdringliches
Grinsen blitzte unter der Krempe des Sombreros auf. »Ist das nicht die weit
interessantere Frage? Wie unterscheiden wir den Tänzer von dem Tanz?«
    »Keine
Ahnung«, sagte ich. »Was anderes ... Warum laufen Sie nicht rüber zu einem von
den Imbissverkäufern da und holen uns ein paar Hotdogs? Na, wie wär's?« Während
ich die würzige, warme Wurst kaute, fragte ich mich, nach was für zusätzlichen
Informationen er suchte, wo doch alles, was sich ein Mensch nur wünschen
konnte, direkt vor uns lag. Sonnengebräunte Einheimische jubelten und rissen
die Arme in die Höhe, während die Hunde der Ziellinie entgegenhechelten. Ich
schaute nach Westen, wo über dem Ozean die Sonne unterging, und wünschte mir
für einen Augenblick, dass Vater jetzt hier wäre und das sehen könnte. Ihm
hätte es hier gefallen, hier oben an diesem kleinen Holzgatter, zusammen mit
mir und Yeats: alte Jäger, die mit den Göttern schwatzen.
    Dann,
eines Tages, aus heiterem Himmel, sagte Yeats, ich solle mich auf die Seite
legen, weil er irgendetwas Anales zu erledigen habe. Als ich ihn anschaute, um
mich zu vergewissern, ob ich ihn auch richtig verstanden hätte, hatte er sich
in eine Krankenschwester mit knochigen Zügen und Chile in ein schwach
beleuchtetes Zimmer mit grün gestrichenen Wänden und perforierten
Deckenplatten verwandelt. Irgendetwas klebte fest an meinem Schädel, und um
mich herum standen Schattengestalten.
     
    Ich wehrte
mich, so gut ich konnte: Ich schloss die Augen, ich bettelte, dass sie mich in
Frieden lassen sollten. Aber es war wie unter Wasser: So sehr ich auch strampelte,
mit jeder Sekunde trieb es mich weiter der Oberfläche entgegen. Und Chile,
unser kleines Haus, die Zitronenbäume waren schon weit, weit weg...
     
    Sechs
     
    »du! du! du !« Bel stapfte über die
Bodendielen, die goldenen Armbänder an ihrem Unterarm klackerten. »Du bist
schuld, dass ich auf Heroin bin!«
    »Ich?«,
sagte Mirela ungläubig und stand vom Tisch auf. »Aber wie kann ich daran schuld
sein?«
    »Verstehst
du denn nicht?«, sagte Bel mit beschwörender Stimme. »Meine Sucht war ein
Hilfeschrei. Das Heroin war der Ersatz für die Liebe, die du und, auf einer
höheren Ebene, die Gesellschaft mir verweigert haben.«
    Mirela
stützte sich an der Rückenlehne des Stuhls ab. Das lange Kleid berührte den
Boden. »Wie kannst du sagen, dass ich dich nicht geliebt habe?«, sagte sie
stockend. »War nicht ich es, die dich all die Jahre gekleidet und genährt hat?
War nicht ich es, die immer ihre letzten Schillinge zusammengekratzt hat für
deine Schulbücher?«
    »Du
verstehst mich nicht, Mama«, sagte Bel. »Was dein Unverständnis gegenüber der
jüngeren Generation angeht, bist du genau wie die Regierung. Wir brauchen mehr
als Methadonkliniken und Wiedereingliederungsprogramme. Wir müssen uns wieder
als richtige Menschen respektieren, die so viel wert sind wie alle anderen.
Richtig, du hast all das für mich getan. Aber du hast es nie geschafft, die
drei kleinen Worte auszusprechen, die für jedes Kind auf der Welt die
wichtigsten sind.«
    Mirela
schien direkt vor unseren Augen

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