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Murray, Paul

Murray, Paul

Titel: Murray, Paul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: An Evening of Long Goodbyes
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ihrer früheren Studienkollegen
aus der Schauspielklasse in Verbindung gesetzt, die ihr mit dem Entwurf für
ein Theater helfen sollten. Den Entwurf hatten sie Mrs Ps Sohn Vuk gegeben,
der, wie sich herausgestellt hatte, Architekt gewesen war, bevor er Wohnstatt
in meinem vormaligen Gartenturm genommen hatte. Ich sollte hier vielleicht
anmerken, dass Vuk, Zoran und die betörende Mirela in diesem Klima der
Anarchie, das in Amaurot inzwischen die Oberhand gewonnen zu haben schien, in
die Gästezimmer gezogen waren, bis über ihre Asylanträge entschieden sein
würde; Mrs P blieb als Haushälterin in Stellung, ohne dass Mutter ihr Gehalt
auch nur gekürzt hätte. Während Bel redete, dämmerte mir langsam, dass es sich
dabei nicht um eines der Hirngespinste handelte, von dem sie eine Woche lang
besessen war und das sie dann wieder vergaß, dass Bel und Mutter - ohne den
mäßigenden, stabilisierenden Einfluss meinerseits - eine Art unheiliger Allianz
geschlossen und schon damit begonnen hatten, ihr wahnwitziges Projekt ins Werk
zu setzen.
    »Wir
werden den alten Ballsaal wieder aufmachen und da die Bühne einbauen. Wir
warten nur noch darauf, dass die Bauarbeiter aus Tibet zurückkommen. Ist das
nicht wunderbar, Charles? Schluss mit der Rumhechelei von einem Vorsprechtermin
zum anderen, wir können spielen, was wir wollen...« Sie stand auf, tänzelte mit
vor der Brust verschränkten Händen durchs Zimmer und fing an, Stücke und
Dramatiker, Projekte und Strategien herunterzurasseln. Darin kamen unheilvoll
nebeneinander stehende Worte wie Künstler und Wohnort, wie jede Menge
Platz und Gemeinschaft vor. Und
währenddessen saß ich da, mein Kopf blubberte unter dem Verband wie ein
gewaltiger Pudding, und von der gegenüberliegenden Wand verspottete mich das
Poster - Heute ist der erste Tag vom Rest deines Lebens.
    »Das ist
doch absurd.«
    Sie hörte
auf herumzutänzeln und schaute mich an. Hinter meiner linken Schulter piepste
einer der Monitore schrill. »Das ist doch absurd«, sagte ich noch einmal. »Die
ganze Idee. Amaurot ist schon ein Wohnort, ich wohne da.
Tut mir Leid, dass du all die Pläne umsonst gemacht hast. Aber das ist ein
Haus, in dem Menschen leben. Du kannst nicht einfach hergehen und was anderes
draus machen.«
    »Aber wir
haben schon alles durchgesprochen«, sagte sie. »Du weißt, dass wir das Haus
nicht halten können, so wie es ist. Das weißt du genau. Wir müssen uns
umstellen, oder wir verlieren es.«
    »Ich
verstehe nicht, wie der Umbau in ein Theater irgendwem helfen soll.«
    Sie
zögerte kurz und schlängelte sich dann vorsichtig zurück zum Bett. »Na ja, es
wird kein normales Theater«, sagte sie. »Es soll ein Ort für Menschen sein, die
sonst nicht mal in die Nähe eines Theaters kommen. Sie können hier lernen, sich
selbst auszudrücken. Wir wollen, dass Menschen aus unterprivilegierten
Schichten herkommen und bleiben können und...«
    Mein Kopf
fiel zurück aufs Kissen. »Bist du noch bei Sinnen? Hast du überhaupt eine
Ahnung, wie es in unserer Gesellschaft zugeht?«
    »Ich weiß,
es klingt komisch.« Sie streckte flehend den Arm aus. »Hör mir bitte einfach
nur zu, okay? Es gibt einen guten Grund dafür. Ich hab das mit Geoffrey
durchgesprochen. Er sagt, wenn wir uns richtig präsentieren, dann hätten wir
Anspruch auf jede Menge staatlicher Zuschüsse. Wir bieten Menschen unsere Hilfe
an, dann kommt der multikulturelle Aspekt dazu, wegen Mirela, weil sie vom
Balkan kommt. Wenn das Theater Erfolg hat, könnten wir vielleicht sogar
erreichen, dass Amaurot als gemeinnütziger Verein anerkannt wird. Denk doch
mal nach, Charles. Wir könnten immer hier bleiben, wir brauchten uns keine
Sorgen mehr zu machen wegen Banken oder Gläubigern oder Unterhaltskosten ...«
Sie lehnte sich zurück und schaute mich ernst an. »Mal abgesehen vom Geld ist
das auch eine Chance, dass Amaurot wieder bekannter wird, dass es wieder für
etwas steht. Das wolltest du doch immer, oder? Und es würde für etwas Gutes
stehen. Wir haben zahllose Möglichkeiten, wenn man erst mal genauer drüber
nachdenkt. Wir können Unterricht geben, Schauspielunterricht, für die Kids aus
der Stadt; sie kommen für einen Tag hier raus und...«
    »Warum so
bescheiden?«, sagte ich. »Reiß die Tore doch gleich ganz auf. Wir könnten
Führungen veranstalten: >Und hier sehen Sie das Schlafzimmer von Charles
Hythloday. Dies ist das Album mit den Briefmarken, die er als Kind gesammelt
hat. Ich darf Sie bitten, keine Zigaretten

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