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Murray,Paul

Murray,Paul

Titel: Murray,Paul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Skippy stirbt (Teil 2)
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wohlerprobten, ausdruckslosen Blick. »Was ist?«, sagt er. »Das ist
doch Scheiße, Lawlor.«
    »Was hat Carl denn schon je für dich getan? Du hast
doch schon haufenweise Arschtritte von ihm gekriegt, das kann ich bezeugen.«
    »Jetzt hört mal zu«, sagt Damien und nimmt rasch noch
fünf Euro von Hai Healy entgegen, der darauf wettet, dass Carl Skippy um elf
Minuten vor zwei mit einem Hieb k. o. schlagen wird. »Mit dem Herzen stehe ich
hundertprozentig, voll und ganz hinter Skippy. Mein Glaube an ihn ist total
unerschütterlich. Das hier ist ein davon vollkommen unabhängiges
Geschäftsunternehmen, bei dem mein Kopf das Sagen hat. Das eine hat mit dem
anderen nichts zu tun.« Er lässt den Blick über die eingefrorenen, skeptischen
Mienen wandern. »Leute, ihr müsst lernen, so was voneinander zu trennen«,
belehrt er sie.
    »Wie stehen die Chancen, dass Skippy gewinnt?«, fragt
Geoff.
    »Dass Skippy gewinnt ... mal schauen ...« Damien tut,
als blättere er in seinem Wettbuch. »Ah, das wäre ... hundert zu eins.«
    »Ich wette fünf Euro auf Skippy«, erklärt Geoff
energisch.
    »Bist du sicher?«, fragt Damien überrascht.
    »Ja.«
    »Ich auch«, sagt Mario und hält ihm seinerseits einen
Schein hin. »Fünf Euro auf Skippy.«
    Dennis und Niall schließen sich an, desgleichen
Ruprecht, der allerdings etwas zögerlich, als ob er im Stillen die Chancen berechnet
hätte und auf einen astronomisch höheren Wert gekommen wäre. »Fünf Euro auf
einen Sieg von Skippy bei einer Quote von hundert zu eins«, wiederholt Damien
munter und händigt Ruprecht seinen Wettschein aus. »Viel Glück, meine Herren.«
    »Was ist hundert zu eins?« Keiner von ihnen hat Skippy
kommen sehen; hier draußen in der Kälte und umringt von den älteren Jungen
sieht er bleicher und schmächtiger aus denn je und erweckt außerdem, obwohl er
knochentrocken ist, irgendwie den Eindruck, bis auf die Haut durchnässt zu
sein.
    »Nichts«, sagt Mario schnell.
    »Wie fühlst du dich?«, fragt Ruprecht ihn.
    »Super«, sagt Skippy fröstelnd und stopft die Hände in
die Hosentaschen. »Wo ist Carl?«
    Carl ist noch nicht da; die Meute wird unruhig. Aus
fünf nach vier wird zehn nach wird viertel nach; Nieselregen setzt ein, das
Licht schwindet, von den Rändern der versammelten Menge löst sich die eine oder
andere Gestalt und macht sich davon, und Geoff Sproke gibt sich der winzigen,
winzigen Hoffnung hin, dass Carl nicht aufkreuzen wird - vielleicht ist er ja
so zugedröhnt, dass er es vergisst, oder die Polizei hat von der Sache mit dem
Spind Wind bekommen und ihn auf dem Weg hierher wegen Brandstiftung verhaftet,
oder er ist einfach ein nachlässiger Typ und zu faul, um sich herzubemühen.
Sowie Geoff der Möglichkeit Raum gibt, findet er tausend Gründe, warum der
Kampf nicht stattfinden wird, und der kleine Hoffnungsschimmer kämpft sich frei
und wächst, bis er fast zur Gewissheit wird, und Geoff gerät in Hochstimmung
und will schon Skippy, der so vergrämt und graugesichtig aussieht, in die
Rippen puffen und ihm erklären, dass er sich keine Sorgen zu machen braucht,
weil Carl nicht kommt, was heißt, dass der Sieg kampflos an Skippy geht und
Skippy losziehen und mit Lori abhängen kann und sie alle bis an ihr Lebensende
glücklich und zufrieden sein werden - da schnappt die Menge vernehmlich nach
Luft, und das Stimmengewirr schrumpft auf einen Ton zusammen, und alle drehen
sich um und sehen in dieselbe Richtung, und Geoff lässt die Mundwinkel sinken,
und die Hoffnung schwindet wie Eis in der Sonne und ist dahin.
    Zunächst scheint Carl die Versammlung gar nicht zu
bemerken - er lümmelt beim Heizungsraum herum und nimmt einen letzten Zug von
seiner Zigarette. Dann schnippt er die Kippe weg und macht einen Satz auf die
Menge zu. Die Leiber rings um Skippy spritzen zur Seite, bis er im Zentrum
einer kreisrunden Lichtung steht, nur Mario quasselt ihm noch immer die Ohren
voll, irgendwas von einem hundertprozentig und buchstäblich todsicheren
Karatetrick aus Italien -
    »Italienisches Karate?«, murmelt Skippy.
    »Die tödlichste Karateform, die es gibt«, sagt Mario,
und es geht noch weiter, aber Skippy hört ihn nicht mehr. Er heftet den Blick
auf Carl, der in sich hineinlacht, als könne er nicht glauben, dass er sich mit
so was überhaupt abgibt, und andere lachen auch, denn als er näher kommt, sieht
man, was für ein Schrank er ist und wie lächerlich die Vorstellung, dass Skippy
es mit ihm aufnehmen will, und Skippy wird rot

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