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Murray,Paul

Murray,Paul

Titel: Murray,Paul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Skippy stirbt (Teil 1)
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allgemeine Lethargie wieder um sich greift.
    »Minus
fünfundzwanzig Grad gestern in Minsk«, liest Farley aus der Zeitung vor. »Ein
Grad in London ... Wow, fünfundzwanzig auf Korsika. Vielleicht sollten wir
nach Korsika ziehen - was meinst du, Howard?«
    »Sie
wird doch nicht auf Tom stehen, oder was meinst du?«, fragt Howard.
    »Wer,
Aurelie? Sie hat ihn doch eben erst kennengelernt.«
    »Aber
sie schien interessiert zu sein.«
    »Hast
du nicht gesagt, sie hätte ein übertriebenes Selbstwertgefühl? Wieso regt's
dich dann auf, dass sie sich für einen anderen interessiert?«
    »Tut's
ja nicht«, versichert Howard eilig.
    »Hast
du Angst, sie wird ihm auch sagen, dass sie nicht mit ihm schlafen will?«,
fragt Farley hinterhältig.
    »Nein,
es ist bloß ...«
    »Vielleicht
hat sie ja vor, mit dem gesamten Lehrkörper nicht zu schlafen!«
    »Hörst
du jetzt bitte damit auf?«, blafft Howard.
    »Die
uneinnehmbare Aurelie«, kichert Farley und widmet sich wieder dem
Wetterbericht.
     
     
    »Hey!,
Von Blowjob, zeig mir deine Hausaufgabe.«
    »Geht
nicht, keine Zeit mehr.«
    »Ich
will sie doch nur sehen. Mach schon, Cujo kommt erst in ... hey!, Skippy, zeig
mir deine Hausaufgabe ... hey! Skippy?«
    »Erde
an Skippy!«
    »Hmm?
Was ist?«
    »Mann,
alles okay mit dir? Du bist ganz grün im Gesicht.«
    »Mir
geht's gut.«
    »Aber
du bist richtig grün, wie ein Frosch.«
    »Ich
bin nur ein bisschen -«
    »Hey!,
ihr alle, seht euch mal Skippy an!«
    »Halt
den Mund, Geoff.«
    »Der
verwandelt sich in einen Lurch!«
    »Hey!,
wenn du dich in einen Frosch verwandelst, dann kannst du ja mal dein Glück bei
den Meerjungfrauen versuchen. Hört mal her, Skippy denkt, wenn er sich in einen
- aua!«
    Max
Brady, der darauf wartet, dass Dennis ihm seine Hausaufgabe zurückgibt, behält
die Tür im Blick. »Wo bleibt denn der alte Scheißer?«
    »Vielleicht
füttert er seine Schlangen.«
    »Vielleicht
hatte er ein Stelldichein mit dem Satan.«
    »Oder
er ist unterwegs, Schmalz an die Armen verteilen.«
    »>Was
ist das, Schmalz ?< >Probieren Sie's, es wird Ihnen schmecken.<«
    Vincent
Bailey dreht sich auf seinem Stuhl um und sagt leise, er habe gehört, Cujo sei
heute wieder mal mies drauf. Ja, sagt Mitchell Gogan, er habe gehört, in der
Elften habe der Pater heute morgen jemanden dabei erwischt, wie er unter
seinem Pult ein Spiel auf seinem Handy gespielt habe, und ihm den Pultdeckel
mit solcher Wucht auf den Kopf geknallt, dass er genäht werden musste.
    »Das
ist doch totaler Quatsch, Gogan.«
    »Ja,
die Pulte in der Elften haben gar keine Deckel.«
    »Ich
sag bloß, was ich gehört hab.«
    »Ich
hab gehört, dass er mal einen halb tot geschlagen hat.«
    »Jetzt
darf er ja keinen mehr schlagen«, wirft Simon Mooney ein. »Mein Vater ist
Anwalt, und er sagt, dass Lehrer von Rechts wegen niemanden ...«
    »Psst!
Still! Er kommt!«
    Wie
auf Befehl verstummen alle Gespräche, und die Schüler erheben sich
pflichtschuldig. Der Priester kommt herein und geht ans Pult. In der
eingetretenen Stille durchforschen seine schwarzen Augen den Raum, und obwohl
die Jungen sich nicht bewegen, kauern sie sich innerlich zusammen, als hätte
sich unversehens ein eiskalter Wind erhoben.
    »Asseyez-vous.«
    Pater
Green: Frühere Generationen fanden insgeheim einen gewissen Trost darin, dass
sich das recht bündig mit Pere Vert übersetzen lässt. Erwähne ihn gegenüber
deinem Vater, und er wird sich mit Sicherheit an ihn erinnern und
wahrscheinlich in sich hineinlachen über die Furcht und den Schrecken, die er
verbreitet hat - denn so funktioniert offenbar die Erinnerung von Vätern: als
sei nichts, was sie in diesem Alter fühlten, wirklich real gewesen! Ob es nun
ein weiteres Beispiel für Verblödung ist oder daran liegt, dass die
Stimmungsschwankungen des Paters im Lauf der Jahre extremer geworden sind - der
Sprachwitz wurde zugunsten des direkteren »Cujo« über Bord geworfen; denn so
fühlt man sich in der Französischstunde: mit einem tollwütigen Tier in einem
engen Raum eingesperrt. Spindeldürr und einen Kopf größer als der größte
seiner Schüler, sieht der Pater schon an seinen besten Tagen aus wie der
Weltuntergang; seine bloße Anwesenheit gleicht einem schwelendem Kienspan oder
ständig knackenden Fingerknöcheln.
    Auf
dem Papier jedoch ist Pater Green fast ein Heiliger. Neben seinen diversen
Aktionen für Afrika - die Fahrradpatenschaft des Seabrook Indoorcycling Club,
das Seabrook Telethon mit der Miss-Irland-Zweitplazierten

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