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Muscheln für Mutti: Roman (German Edition)

Muscheln für Mutti: Roman (German Edition)

Titel: Muscheln für Mutti: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Dörr
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Aus Sicherheitsgründen, weil seit einigen Jahren immer wieder Asiaten abgestürzt sind.
    Unverhofft finde ich hier Stille. Stille, die ich doch den ganzen Urlaub über gesucht habe. Ruhe, endlich. Statt lärmenden Besuchern lausche ich singenden Sittichen.
    Stille, die sich so gut anhört.
    Und Walters milde Stimme. » ›Königliche Stadt, die ein Kloster ist‹: So lautet der eigentliche Name des Khmer-Kolosses. ›Wat‹ steht also nicht für Tempel, sondern bedeutet Kloster.«
    Das wird mir jetzt zu speziell und geht weit über mein morgendliches Studium mit der Taschenlampe hinaus.
    » Nach neueren Erkenntnissen könnte es auch ein Mausoleum gewesen sein«, bemerkt Harald.
    Wie auch immer, ein Heiligtum ist es so oder so. Zu viele Details kann sich doch kein Mensch merken, das gilt jedenfalls für mich. Trotzdem, zweifellos grandios anzusehen ist diese Khmer-Schneekugel des Universums. Außerdem schmückt es Kambodschas Nationalflagge und die Banknoten, also muss es bedeutsam sein.
    » Diese Wandmalereien erzählen fantastische Fabeln von Göttern und Dämonen, die das Meer aufschäumten, um den Trank der Unsterblichkeit zu erlangen«, erzählt Jana.
    Bestimmt glaubt sie das wirklich. Wie drollig.
    Nun sieh mal einer an, nicht nur für die Potenz werden Schlangen in Schnaps getränkt, es gibt also auch noch ein Gesöff fürs ewige Leben. Die wissen Drinks zu mixen, die Asiaten! Unsterblich, ja, ich wäre dabei. Natürlich nur mit Jana an der Hand. Wir würden in den immerwährenden Sonnenuntergang reiten.
    Zwischen den Bilderreliefs sind die Wände immer wieder von Frauenfiguren verziert, die ihre Hände spitz gefaltet haben.
    Jana zeigt auf sie. » Das sind Apsaras, die ›Tänzerinnen des Himmels‹, die das Kulturerbe behüten.«
    Ihre blanken Brüste wirken so prall gerundet, als wären sie mit Silikon gefüllt. Clever, so sind sie auch 1000 Jahre später noch wohlgeformt. Eine gewisse Ähnlichkeit mit Janas Busen kann ich, als ich den nackten Stein befühle, so im direkten Vergleich nicht von der Hand weisen. Ihre Brüste sind ja auch schön fest, dabei aber rundum natürlich.
    Kurt wendet seinen Blick von den Apsaras und spitzt die Lippen.
    » Was für schöne Wölbungen in der Mauer. Männer, das nenn ich mal ›Vorbau‹!«
    » Kurt, ist gut, weiter geht’s.« Mechthild läuft voraus.
    » Frau, bist du ein klitzekleines bisschen neidisch? Vor 40 Jahren hätte hier glatt Verwechslungsgefahr bestanden. Ja, mit deinen beiden Offensichtlichkeiten.«
    Mechthild erwidert nichts, doch ihr scharfer Blick lässt Ungutes erahnen.
    » Oh, oh, den Bogen überspannt …« Sogar Kristin kommentiert nur flüsternd.
    Kurt macht es sich einfach: Er lenkt ein. » Ach ja, das Alter. Meine Glieder sind auch steifer geworden.«
    » Außer das eine.«
    Nur kurz blitzt es in Mechthilds Stimme und Augen. Dann wendet sie sich betont gelassen dem nächsten Säulengang zu.
    » Och guck mal, noch mehr Pampelmusen-Busen! Kommst du, Schatz?«
    Kurt folgt ihr einige Schritte, stoppt allerdings noch kurz bei Walter und mir.
    » Wenn ich nicht geil bin, macht mein Prachtstück eben nur Aufwärmübungen.«
    » Mein lieber Freund, wir sind eben schon viel zu lange verheiratet. Da wird der Lümmel zum Krümel!«, feixt Walter.
    Das würde mir bei Jana nicht passieren, auch nach Jahren sicher nicht. Dabei macht sie mir es natürlich einfach, sie ist ja viel anmutiger und attraktiver als alle übrigen Frauen. Und die besseren Formen hat sie sowieso. Ich hätte jetzt wirklich Lust, sie zu knutschen. Wenn nur Mutti und die anderen nicht wären! O Mann, zwischen überquellender Phantasie und schöner Realität liegen nur noch wenige Stunden. Hoch lebe meine Vorfreude!
    Nur einige hundert Meter entfernt erhebt sich der Bayon, auf 49 erhaltenen Türmen blicken steinerne Gesichter in alle Himmelsrichtungen, wahrscheinlich die erste Überwachungskamera der Welt. Zwischen den vierköpfigen Säulen könnte man sich also nicht mal unbeobachtet küssen. Das würde ich jetzt aber gerne!
    Grazile Apsaras tanzen wieder auf den üppig verzierten Wänden. Die Bilder gleichen Szenen eines Stummfilms, der immer wieder abrupt angehalten wurde. In meinem Kopf knattert die Filmspule weiter, und ich kann sogar Spratzer auf der steinernen Leinwand erkennen.
    » Tattoos, wie Tattoos sehen die aus«, sagt Kristin.
    Ich nicke. » Nur besser. Dagegen sind Arschgeweihe wie Malen nach Zahlen.«
    Die Zeichnungen auf den Mauern erscheinen mir wie ein aufgeschlagenes

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