Muscheln für Mutti: Roman (German Edition)
Buch, das Alltagssituationen der Millionen Menschen erzählt, die hier im Mittelalter gelebt haben: Männer über ein Brettspiel gebeugt, der Verkauf von Schweinen oder der Aufbruch in den Krieg. Hier muss es im 12. Jahrhundert sehr lebhaft zugegangen sein.
Eigentlich gleichen die Männer auf dem Fels den Mönchen, die gerade in Sandalen und ihren safranfarbenen Roben an uns vorüberschlendern. Sie sind orange Spots vor grauer Fassade.
Jetzt erst fällt mir auf, dass die hohe Luftfeuchtigkeit mein T-Shirt bereits seit Stunden am Körper kleben lässt. Ich komme mir vor wie Indiana Jones, der fieberhaft alte Gemäuer erforscht. Ja, das gefällt mir, ich bin ja auch »fiebrig«, weil in Gedanken ganz bei Jana.
» Letzte Station: Elefantenterrasse«, damit kündigt sie das Ende der Besichtigung an – und die Aussicht auf eine Dusche. Am liebsten gemeinsam, Baby! Nie haben meine Hände eine Frau sanfter eingeseift …
» Schaut mal, was für eine Aussicht! Von dieser Anhöhe ist der Königsplatz, auf dem Paraden und Zeremonien abgehalten wurden, eindrucksvoll zu überblicken.«
Wie erotisch sie das sagt.
» Den Namen verdankt die Terrasse den Elefanten, die in den Wällen eingemauert sind. Seht her, nur ihre steinernen Rüssel hängen heraus.«
Jana, o bitte, hör auf, so heiß zu reden! Ich bin scharf auf sie, gierig, rattig! Wenn ich jetzt etwas heraushängen lassen würde, hätte das rein gar nichts mit Kultur zu tun.
Kaum habe ich den Bus verlassen, flitzt mir vor dem Hotel ein Hund zwischen den Beinen herum. Jana kniet sich hin und streichelt den Köter. Moment, warum den?
» Du bist ja ein ganz Süßer.«
Hallo, ich bin hier!
Sie grinst zu mir hoch. » Du natürlich auch.«
Langsam steht sie auf. » Du-u, sollen wir uns eine Mopedrikscha nehmen und bei Sonnenuntergang noch mal zum Tempel fahren? Nur wir zwei.«
» Meinetwegen …«
» Meinetwegen? Das klingt nicht gerade begeistert.«
» Hey, wohl!«
Meinetwegen auch gleich hier und jetzt! Das wollte ich eigentlich sagen. Wäschespeicher, wir kommen. Junge, Junge, ich bin ja so was von erregt!
Nur … sie ist meine Traumfrau. Da kann ich doch nicht mit der Tür ins Haus, hier besser gesagt: mit der Pforte in den Palast, mit dem Tor in den Tempel fallen. Ruhig Blut, Andi. Du willst schließlich nicht nur ihren Körper. Natürlich nicht nur. Den aber auch!
» Super Plan, Jana! Schade nur, dass mich in Vietnam so wenig Leute kennen.«
» Warum?«
» Weil es ausgezeichnet für meinen Ruf ist, dich begleiten zu dürfen!«
Jana lächelt geschmeichelt. » Danke für das Kompliment.«
Puh, jawoll, das klingt nach einem hohen Neueinstieg in die Charme-Charts!
» Treffen also in einer Stunde wieder hier.« Sie lässt den Hund ins Hotel und folgt ihm.
Ich sehe Sternstunden vor mir, es ist Zeit zu faszinieren! Meine Stimmung begeistert selbst mich, emotional übersteuert betrete ich das Hotel. Ich habe sogar noch genug Zeit, Mutti den Vortritt im Bad zu lassen. Also kann ich am Computer im Hotelfoyer noch eben meine Mails abrufen.
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Ah, die ist bestimmt von meinem Freund Markus, der mir auf meine Mail aus Saigon antwortet. Schön, von ihm zu hören. Bester Dinge klicke ich auf den Posteingang.
Was? Meine … Kim … nee … Exfreundin?! Bitte?! Was soll das denn jetzt? Was will die denn hier?
Am liebsten würde ich ihre Mail ungelesen löschen, sie wie Spam ignorieren. Wie das Angebot einer Penisverlängerung. Doch meine Neugier setzt sich durch. Leider. Ich öffne die Nachricht.
» Hallo Andi, ich habe nachgedacht. Ich glaube, ich liebe dich noch. Lass uns bitte noch mal miteinander reden. Ganz liebe Grüße, bis sehr bald,
Deine Kim!«
In mir krampft sich alles zusammen. Gerade habe ich sie einigermaßen aus dem Kopf bekommen, da drängt sie sich wieder zwischen meine Ohren. Will sie mich quälen? Ich meine, worüber noch miteinander reden? Über das plötzliche Ende unserer Beziehung und die eigentlich ganz schöne Zeit davor? Verdammt. Die blöde Kuh. O Mann, und ich dachte, ich wäre über sie hinweg. In knapp vier Wochen lässt sich offenbar doch nicht alles abschütteln.
Beim Duschen reibe ich mein Gesicht mit den seifigen Händen. Wasserstrahlen prasseln an mir herab, vernünftige Gedanken leider auch.
Ich fühle mich nicht erfrischt, ich fühle mich schluffig in den sauberen Klamotten. So schlabberig habe ich noch nie in meinem Körper gesteckt. Erstaunlich, dass ich überhaupt aufrecht gehen kann. Jana steht
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