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Muscheln für Mutti: Roman (German Edition)

Muscheln für Mutti: Roman (German Edition)

Titel: Muscheln für Mutti: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Dörr
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an.
    » Wieso, bist du noch in der Pubertät?«, fragt mich Walter und schnippt eine Olive in die Luft.
    » Seht es mal pragmatisch: Er ist nun wieder zu haben«, sagt Kristin zwischen zwei Bissen.
    Diese Verräter! Das geht hier doch keinen etwas an. Ich bin doch kein Freiwild, das man den Jägerinnen zum Abschuss freigeben kann. Außerdem, was für eine Auswahl: Diese Jana ist hier nicht nur die Erstbeste in meinem Alter, sondern auch die Einzige! Nicht mit mir! Ich bin doch der Andi.
    Kurt ist voll auf seinen Teller konzentriert, er schmatzt. » Ja leck mich doch, das Huhn ist hammerlecker!«
    » Und genau das unterscheidet es von dir«, bemerkt Mechthild trocken.
    » Ach, Andi, du bist gerade erst wieder Single?« Danke, Vera, aber ich möchte nicht ständig an meine sonstige Lebenslage erinnert werden!
    » Nichts für ungut, meine Frau ist eben eine richtige Klatsch-Kolumnistin«, erklärt uns Walter augenzwinkernd. Womit der 67-Jährige die Neugierde seiner Frau nicht rechtfertigen will, sondern eher weiter anstachelt. Vera mustert erst Jana, dann mich.
    » Du bist ’n Hübscher. Das passt, ihr seht ja fast aus wie Geschwister.«
    Danke, ich habe schon genug.
    » Cool, dann bin ich als Schwester ja raus!« Kristin freut sich mehr, als nötig wäre. » Seine Ansprüche bei Frauen sin d …«
    » … hoch sind die, verdammt hoch! Die Latte überspringt keine mehr!« Endlich, ich habe mich gesammelt. Ja, ich bin wegen meiner Exfreundin gekränkt, eine blöde Kuh ist sie. Und deswegen darf ich auch die übrige Herde von der Weide verscheuchen!
    » Auf einmal.« Kristin lässt sich einfach nicht ausbremsen. » Die Kim war ja schon ein bisschen ordinär.«
    Was war sie? Und warum erfahre ich das erst jetzt? Also, dass Kristin so denkt. Nein, natürlich war sie nicht ordinär! Nur eben etwas … handfest und eigen. Wer sonst würde sich ein Bauchnabelpiercing tätowieren lassen? Zumal auf dem Rücken.
    So nicht, Kristin!
    » He, sag mal …!«
    » Andi, sachte.« Antje will beruhigen. » Kommt, das ist jetzt nicht soo toll für die Gruppendynamik.«
    » Ja, lasst ihn doch in Ruhe.« Sven, der Surfer-Typ, hat den ganzen Abend zugehört, sich selbst jedoch nicht eingebracht. Clever rausgehalten hat er sich. Um nicht selbst Jana über die Türschwelle tragen zu müssen! Na, immerhin hat er sich zu meinen Gunsten gemeldet.
    » Prost, Leute!« Kurt hebt selig sein Bierglas, außer seinem Essen scheint er nicht viel mitbekommen zu haben. » War das gut, alles weggeputzt! Wenn nur alle Frauen so gut kochen könnten.« Er stößt mit mir an. » Hast du eigentlich eine Freundin?«
    Walter winkt die Kellnerin heran. Eigentlich winkt er nicht, sondern wirft seine langen Handgelenke in die Luft.
    » Zahlen, bitte!« Er nimmt die neue Währung aus dem Portemonnaie und betrachtet die Scheine einigermaßen ratlos.
    Vera nimmt ihm zwei aus der Hand und gibt sie der Kellnerin.
    Beim Aufstehen hilft Sven Jana lässig in die Jacke. Na also, er ist der richtige Kandidat!
    Harald sieht das und will zu Kristin ebenfalls höflich sein. Dabei verheddert er sich aber mit der Jacke im Stuhl, verdreht die Ärmel, hält sie ihr zu tief und auf links entgegen.
    »Mach jetzt keinen Spruch!«, besagt mein flehentlicher Blick, obwohl ich noch sauer auf Kristin sein sollte.
    »Na gut, ausnahmsweise«, sagen ihre Augen, und sie belässt es dabei, sich mit einem reizenden Blinzeln bei Harald zu bedanken.
    Die Gassen auf dem Fußweg zum Hotel sind nun menschenleer. Fischreste und Gemüseblätter dümpeln im Brackwasser des Rinnsteins. Der Duft von Gewürzen ist simplem Gestank gewichen.
    » Gute Nacht, Andi.« Jana schaut mich von der Seite an.
    » Auch so.«

Mittwoch, 28. Januar
    REISFELDER IM WASSERBETT,
TOURISTEN AUF SCHLAFMATTEN C
    » Habt ihr alle eure Reisepässe dabei?«, fragt Jana, bevor der Motor anspringt.
    Bereits um 8:30 Uhr verlassen wir die Stadt in Richtung Norden.
    Harald schwenkt seinen Pass stolz über den Sitzen.
    » Du, ich bin mir nicht sicher.«
    Kurt blickt seine Mechthild ratlos an. Nein, eher vorwurfsvoll, um genau zu sein. » Hast du ihn wieder vergessen, Trulla?«
    » Wieso ich? Frag doch mal den Mann von der Trulla!«, entgegnet Mechthild schnippisch.
    Gut möglich, dass sie ihre Reisepässe im Hotelzimmer vergessen haben. Wir halten an der belebten Straße. Ein Einheimischer stoppt seinen Maulesel ruckartig, als Kurt und Mechthild auf den schmalen Bürgersteig hüpfen. Sie durchsuchen ihr umfangreiches Handgepäck und

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