Muscheln für Mutti: Roman (German Edition)
auf dem ein Vereinswimpel prangt. Unter dem Emblem, das eine schwarze Maske darstellt, steht: »Hier spielen die Dart Vader.«
Okay, das ist ziemlich originell für ein Kneipen-Team.
Der italienische Poldi läuft mit einem Kölsch-Kranz an mir vorbei. » Ich bin ’ne kölsche Jung, wat willste maache …«
Sein schiefer Gesang entfernt sich Richtung Dartscheibe.
» Vielleicht haste schon mal von mir gehört. Ich bin Rudi, der Rollstuhl-Rowdy.«
» Der Rollstuhl-was …?«
» Der einzige Rollstuhl-Hooligan in Köln!«, sagt er und richtet seinen Oberkörper auf.
» Ach was, mit wem gerätst du denn aneinander?« Das frage ich erstaunt, nicht belustigt.
» Rudi fährt den Polizeipferden in die Hacken!« Der Dart-Typ prostet uns prustend zu.
» Du Tuppes! Willst du wieder im Armdrücken verlieren?«, droht Rudi ganz von sich selbst überzeugt, dann wendet er die Räder wieder in meine Richtung. » Das Randalieren überlasse ich der Südkurve. Ich bin mehr so subtil drauf, werfe immer Sachen aufs Spielfeld. Rollmöpse nach den Bremern, Weißwürste nach den Bayern, Tulpen nach den Gladbachern.«
» Wieso Tulpen?«
» Stell dir vor, wir hätten Mönchengladbach nach’m Krieg an die Holländer verschenkt. Wie geil wäre das denn gewesen?!« O Mann, dieser Rudi dreht echt am Rad, aber ich habe tatsächlich einen Moment nicht an meine Kim gedacht. » Behindert, na und? Ich kann trotzdem alles machen!« Stolz hebt er einen Arm. » Noch ’n Kölsch, Poldi!«
» Noch eins?«, frage ich. » Kerl Rudi, du musst doch noch fahren.«
» Na und, ich bremse auch für Bekloppte«, sagt er und grinst mich breit an.
Die Männer verabschieden mich wie einen alten Bekannten. Sollte ich mal eine Stammkneipe brauchen, dann wäre ich hier am richtigen Ort. Kölsch, Kumpels und der FC , herrlich, so muss es sein.
Beim Rausgehen stoße ich gegen den Türrahmen. Als ob der mir den Weg versperren dürfte, in meinem Zustand. Hoppla, ich versuche einfach trotzdem, Luftlinie nach Hause zu gehen. Eigentlich kennen meine Beine den Heimweg, dennoch laufen sie Luftschlangenlinie. Tätä, de Prinz kütt!
An der Kreuzung, die ich überqueren muss, stoppe ich kurz und schaue verwundert auf die Ampel auf der anderen Seite. » ’n grünes Männchen. Jetzt sind se gelandet!«
Auf einmal muss ich laut loslachen, weil mir in den Sinn kommt, dass ich meine Freundin Kim, jetzt also Ex-Kim, ausgerechnet bei einem Heimspiel des 1. FC Köln kennen gelernt habe!
Allerdings nicht im Fanblock, sondern am Rasen vor dem Stadion. Sie ist Polizistin und stand neben einem stämmigen Kollegen. Trotz der schweren Kluft wirkte sie richtig sexy. Ich bin beherzt hingegangen und habe die beiden Beamten einfach angequatscht.
» Na, wie arbeitet es sich denn so im Blaulicht-Milieu?« Humor kommt ja immer gut bei Frauen, und ich sage ja gerne schon mal Sachen, nur um zu sehen, wie die Reaktion ist. In diesem Fall gab es keine. Die beiden beobachteten weiter den Tross der Auswärtsfans.
» Hallo, sind Sie beiden eigentlich zusammen?«
» Nee«, brummte der männliche Kollege, » wieso?«
» Na, ich dachte – wegen des Partnerlooks.« Kim zumindest hat gegrinst. Da habe ich sie fix nach ihrer Nummer gefragt. » Also, äh, für ’n Notfall.«
Ihr Kollege verdrehte nur noch die Augen. Sie hat allerdings zu meinem Glück schlagfertig reagiert. » Also, im Dienst immer die 110, privat die 34 29 89«, meinte sie und zwinkerte mir zu. Was soll ich sagen: So ist eine Beziehung draus geworden. Und der FC hat Bayer Leverkusen mit 2:1 aus dem Pokal gekickt.
Schon aus fünfzig Metern Entfernung erkenne ich vor unserer Haustür die Umrisse einer Frau. Hab ich’s mir doch gedacht! Klar wartet sie dort auf mich, wird mich schluchzend umarmen, und der Spuk ist endlich vorbei! Natürlich werde ich ihre Entschuldigung annehmen, jeder hat mal einen schlechten Tag. Ich eile, atme schneller, mein Herz rast, meine Knie wackeln. Kim, ich komme! Wahrscheinlich wollte sie mich nur provozieren, nur mal testen, wie weit sie gehen kann. Es war alles nur ein Spielchen, o Mann, meine Freundin ist so ein verrücktes Mädchen. Ich hab’s ja immer gewusst.
» Hallo, Andi.« Meine Nachbarin. Mist.
» Monika, du. Und wo ist …?« Meine Frage kann ich mir gleich selbst beantworten. Nicht da. Mist! Dafür also nur Monika.
» Kannst du bitte mal nach den Flecken an meiner Schlafzimmerdecke sehen? Nicht, dass sich da Schimmel bildet«, sagt sie und spielt keck mit einer
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