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Muscheln für Mutti: Roman (German Edition)

Muscheln für Mutti: Roman (German Edition)

Titel: Muscheln für Mutti: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Dörr
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mich in diesem Urlaub erhole. Dennoch fühlt es sich so an, als hätten sich meine seelischen Stichwunden über Nacht deutlich kuriert.
    Zugegeben, mein Enthusiasmus hält sich heute in Grenzen. Was für eine Aussicht, mit einem Touristenboot den Strand abzuschippern. Andererseits, wenn es eine private Tour ist, auf der ich fortwährend Cocktails gereicht bekomme und unbelästigt lesen darf, würde ich den freien Tag ja richtig genießen können. Okay, Jana sitzt neben mir, aber sie stört ja eigentlich nicht. So zweisam und unausweichlich wie in einer venezianischen Gondel wird’s schon nicht werden.
    Warum lümmelt denn meine Badehose unter dem Stuhl rum? Ich packe sie zu meinen Sachen.
    » Mutti, ich mache heute eine Bootstour. Der Ausflug ist sogar kostenlos, den haben Jana und ich gestern in der Disco gewonnen.«
    » Jana ist mit dabei!?« Mutti horcht auf.
    » Ja, das ist der Haken an der Sache.«
    Ich stopfe ein Handtuch in den Rucksack, es passt so gerade noch hinein.
    » Sei nett zu ihr. Ich bin mit Mechthild und Kurt am Pool verabredet.«
    Vera und Walter schlendern zum Frühstück, noch mit leeren Tellern in den Händen. Dann stehen sie vor dem üppigen Buffet mit den exotischen Früchten und den nicht weniger bunten Marmeladen. » Ich kann mich einfach nicht entscheiden. Das sieht ja alles so lecker aus.«
    Walter stutzt.
    » Ist dir eigentlich bewusst, meine Liebe, dass du das jedes Mal sagst, wenn du ein tolles Buffet siehst?«
    » Na und?« Vera sieht sich weiter um. » Denk bitte daran, unseren Schlüssel mit der Zimmernummer vorzuzeigen.«
    » Moin Moin, Andi! War ’n super Abend!«, grüßt Walter.
    » Guten Morgen, definitiv.«
    Jana trinkt bereits einen Kaffee.
    » Guten Morgen, Jana.«
    » Morgen, Andi. Gut geschlafen?«
    » Danke, ja. Ein Schwarm Sardinen hat mich eingekreist, als auf einmal ein Hai angeschossen kam. Du hast dich an seiner Rückenflosse festgehalten und mir zugerufen: ›Hier, ein Snack für dich!‹«
    » Uff, ein Albtraum«, schmunzelt sie. » Sag mal, sollen wir da wirklich mit?«
    » Ja nun, gewonnen ist gewonnen. Das wird so gemütlich wie auf einem schwimmenden Liegestuhl, schätze ich.«
    Sie schaut hoch und steckt ihre Sonnenbrille in die Haare. » Nur wir beide?«
    Was ist denn das für eine Frage? Als wenn ich stören würde.
    » Ich denke mal, es sind noch ein paar andere mit an Bord. Aber hey, wir sind Preisträger! Da darf doch nicht jeder mit, also muss es eine Art Geheimtipp sein!«
    » Okay«, sagt Jana und streicht Butter auf ihr Brötchen. » So voll wie auf der Titanic wird’s schon nicht werden.«
    » Klar nicht! Titanic, ha. Nee, bei uns ist ohne Gedränge, ohne Bordkapelle, ohne Absaufen!«
    » Wobei ich den Film ja toll finde.«
    Au weia, schlimmes Mädchenkino! Mit einem schleimigen Leonardo DiCaprio.
    » Naja, ganz nett.«
    » Leonardo hat super gespielt!«
    » Jana, vielleicht stellst du dir besser das Traumschiff vor.«
    » Mit Sascha Hehn, dieser Schmierwurst? Nein, kein Interesse. Wenn du mich fragst, Andi: Hätte es im ersten Teil vom Traumschiff einen Eisberg gegeben, uns wäre einiges erspart geblieben.«
    Sven bummelt barfuß an unseren Tisch, selbst mit zerzausten Haaren hat er eine Frisur.
    » Na, schon ’n Plan für heute?«, fragt er.
    » Wir haben eine Bootstour gewonnen«, erwidert Jana. » Willst du mitkommen?«
    » Nein.« Sven wendet sich zum Buffet. » Ich schau mir die Orgel der Kathedrale an.«
    » Jo, die soll sehenswert sein«, antworte ich desinteressiert.
    Die Orgel der Kathedrale, o Mann, dann doch lieber die Bordkapelle der Titanic.
    » Goood Mooorning!« Wie aus dem Nichts gekommen, steht der Hotelhobbit an unserem Tisch. Seine ungeputzten Lackschuhe hat er gegen froschgrüne Badeschlappen getauscht, die unter seinem Gewicht quietschen. Er legt uns eine Zeitung aufgeschlagen neben die Frühstücksteller und guckt erwartungsfroh.
    Ich sehe asiatische Schriftzeichen, die ich nicht entziffern kann. Und da, ein Foto, auf dem ich Jana im Arm halte. Oh bitte.
    Ich lächle gequält. » Schön.«
    » Winner!«, plärrt der drollige Dicke durch den Raum.
    » Die machen keine halben Sachen«, grinst Jana.
    Mutti beugt sich von hinten über unsere Stühle. » Junge, du stehst in der Zeitung. Das muss ich mir ausschneiden.«
    Vor dem Hotel nimmt uns ein VW -Bus auf und klappert an der Strandpromenade entlang. Das Meer scheint ebenfalls in Morgenstimmung zu sein, ganz ruhig liegt es da, als würde es auf etwas warten. Einige

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