Muscheln für Mutti: Roman (German Edition)
allen anderen Mädels.«
Um es mal flapsig zu sagen: Nicht jeder Mann fühlt sich nach der Probefahrt an den Kauf des Wagens gebunden. Oh Mann, jetzt vergleiche ich schon Frauen mit Autos. Was soll’s, ich bin gerade nur noch schlapp und nicht besonders kreativ. Ich schlurfe ins Bad, drehe am Knopf, doch aus dem kleinen Duschkopf tröpfelt nur kaltes Wasser. Erschöpft hocke ich mich auf den Klodeckel und schließe die Augen. Minutenlang. Dann ziehe ich ein frisches T-Shirt über und schaue matt durch die knatschgrünen Vorhänge auf die andere Straßenseite.
» Aus Sicherheitsgründen gehen wir lieber als Gruppe«, sagt Jana bestimmt und öffnet die Hoteltür. Sie führt uns am Abend alle gemeinsam zu einem nicht überdachten Barbecue-Lokal, das von Einheimischen gut besucht ist. Überall wird die Grillkohle bis zur Weißglut gereizt, der Rauch über den Tischen nebelt uns mit exotischen Gerüchen zu. Ich setze mich zu Vera und Walter, die belabern mich wenigstens nicht. Antje ist auch dabei. Wir hauen uns Fisch, Hühnchen und Gemüse auf den Tischgrill und Rotwein in den Kopf. Das rauscht.
» Möchte noch jemand Bier?«, fragt Walter und winkt die Kellnerin heran.
» Für mich ein alkoholfreies«, bestimmt Antje.
» Hm, du willst doch wohl nicht nüchtern bleiben?« Ich kann mich nur wundern.
» Hat 12 Kalorien weniger«, sagt Antje spitz.
Hier ist es wirklich sehr erträglich. Meine Laune steigt mit dem Promillepegel.
» Walter, meinste, ich kann dem Serviermädel mal auf den Popo klatschen?«
» Geniale Idee. Wenn sie komisch guckt, behaupten wir einfach, das sei eine deutsche Begrüßungs-Geste.«
Walter, mein Freund, er weiß zu motivieren. Wenigstens einer, der mir das Gefühl gibt, dass ich ein gefragtes Mitglied der Gruppe bin. Und das werde ich auch den anderen beweisen!
» Stellt euch vor, ich war letztens auf einem Junggesellenabschied. Das heißt, wir sind in einem Bus mit acht Jungs ins Sauerland gefahren. Hey, kaum unterwegs, wir sind noch nicht an der ersten Raststätte, da klingelt bei einem das Handy. Seine Freundin! ›Ja‹, nuschelt er ins Telefon, ›ich wollte dich selbst gerade anrufen‹. Als er auflegt, starren ihn sieben Kumpels an.
›Nun‹, rechtfertigt er sich, ›sie wollte nur wissen, ob alles gut ist, wollte nur mal eben reinhören.‹«
Walter schüttelt belustigt den Kopf.
» Lässt sich ›nur mal eben reinhören‹! Hallo, was für ein Weichei ist der denn?!«
Antje und Vera sind nicht bereit – oder fähig – meine Verwunderung zu teilen. Schon gar nicht im Ausmaß meines lautstarken Erzählens.
Unvermittelt klappert es hinter mir. Die Kellnerin! Und zack, drehe ich mich um und haue ihr geistesgegenwärtig auf den Hintern.
» Was soll das denn jetzt?« Uups, Jana.
Falsches Ziel, richtiger Treffer.
» Äh, ich dachte, du wärst …«
» Das ist eine deutsche Begrüßungs-Geste!« Raffiniert, wie Walter mich schnell abwürgt.
» In meinem Freundeskreis ist die nicht so verbreitet«, sagt Jana. » Denkt ihr auch daran, dass wir morgen kein Programm haben.«
» Mensch, Jana«, töne ich, » trinkste einen mit?«
» Ja, für eine Cola ist noch Zeit.«
Auf dem Rückweg schüttelt mich der Abendwind ordentlich durch, entlang der Strandpromenade strecken uns Kokospalmen ihre Nüsse entgegen.
» Weiber.«
Super Gesprächsangebot, Sven. Warum meint er, sich bei mir ausheulen zu können? Ausgerechnet bei mir. Klar gönne ich es ihm, wenn er bei Jana landet. Das muss er allerdings schon selber hinkriegen. Tipps von mir kann Sven nicht erwarten, nicht in meiner aktuellen Lage. Wenn er ein Libido-Loser ist, tja, ungewöhnlich für einen Surfer, aber bitteschön: sein Problem, soll er sich doch an die Klagemauer stellen! Bestimmt denkt er sich, er kann jetzt einfach drauflosschwätzen. Weil Frauen ein Thema sind, über das sich Männer immer unterhalten können. Nach Fußball und Bier natürlich. Allerdings bin ich nicht sein Kirmes-Kumpel, den er einfach volljammern kann! Danke, kein Bedarf!
» Weiber, die können so zauberhaft sein«, sagt Sven.
» Ach so«, sage ich.
» Wir quatschen sie an, werben um sie, machen sie klar. Und wofür das Ganze?«
Du liebe Güte, was kommt denn jetzt für eine Pillepalle-Philosophie? Immerhin ist er keine Heulsuse, also kann ich frei sprechen.
» Blödsinn! Ich denke, wir machen das Angebot, letztlich aber wählen die Frauen uns aus.«
Mechthild, die vor uns gelaufen ist, hat offenbar mitgehört und dreht sich amüsiert
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