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Muscheln für Mutti: Roman (German Edition)

Muscheln für Mutti: Roman (German Edition)

Titel: Muscheln für Mutti: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Dörr
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Motor röchelnd ausgeht, sind wir immer noch auf dem Meer. Bis auf eine Insel mit schroff braunen Steinen in einiger Entfernung ist nichts zu sehen. Der Anker rumpelt in scheinbar unendliche Tiefen, jedoch nach wenigen Metern hört die Eisenkette auf zu rasseln.
    Als sich die unzähligen Leute zum Schnorcheln fertig machen, wird es noch enger an Bord. Flossen treten mir vors Schienbein, und Masken schlagen an meinen Kopf. Ich kann noch nicht mal motzen, die Asiaten schubsen zwar, allerdings sehr zuvorkommend, so dass ich mich noch nicht mal beschweren kann.
    Ich schubse auf deutsche Art zurück.
    » Winner!« Der Bootsbuddha schiebt sich vorbei und fotografiert uns dabei. » Winner!«
    » Spinner!«, rufe ich ihm hinterher.
    Jana schlüpft in gelbe Flossen.
    » Schöne Schuhe, stehen dir!«, lobe ich.
    » Halt mich lieber mal fest, du.«
    Vor der Reling lehnt sie sich an mich, die flaumigen Haare meines Unterarms kribbeln, als sie ihren Bauch berühren.
    » Du musst mich retten, bevor ich absaufe!«, fordert sie.
    » Klar doch! Obwohl sonst ein Mittagessen über wäre …«
    Mit einem vergnügten Aufschrei platscht Jana ins Wasser, das spritzend den Weg frei macht. Ich drücke mir die Maske aufs Gesicht und lasse mich rückwärts von Bord plumpsen. Hoffentlich gibt’s hier keinen Ölteppich. Ach was, ganz viele Tiere und Pflanzen, was sonst sollte mich im Meer erwarten.
    Ich tauche ein und sehe nur Wasser, sonst eigentlich nichts. Der Meeresgrund sieht geradezu ausgewaschen aus, die Korallen sind ziemlich blass und die Fische nur spärlich unterwegs. Da gibt es ja in jeder Regenpfütze mehr zu entdecken! Man hat uns reingelegt.
    Da sind ja sogar die Asiaten sehenswerter, die so ausgelassen plantschen, als wären sie noch nie über ihre Badewanne hinausgeschwommen.
    Jana rollt hinter der Maske mit den Augen.
    » Hilfe, Leonardo, rette mich!«
    Oh bitte, Jana, das ist doch nicht dein Ernst. Nein, ich spiele nicht diesen Hanswurst!
    » Los komm, du bist jetzt der Leo!«
    Der Leo? Ich bin Käpt’n Jack Andi Sparrow!
    » Das ist so romantisch.« Jana neigt ihren Kopf zur Seite.
    Wenn jetzt noch » My Heart will go on« erklingt, kotze ich! Ich bin ein Mann!
    » Kate Winslet ist langweilig gegen dich«, schmeichle ich strategisch. » Weißt du eigentlich noch die letzten Worte von mir … also Leonardo … im Film!?«
    » Nö, aber die sind bestimmt hinreißend gefühlsbetont.«
    » Ich glaube, er hat sich total gefreut: ›Land in Sicht!‹ Und dann hat er gemerkt: ›Oh blöd, der Meeresboden.‹«
    Gespielt beleidigt dreht Jana sich von mir weg und blickt zur Insel. » Du bist doof.«
    Lieber doof als Leo. Obwohl, das tut sich nicht viel.
    Sie schiebt sich die Maske in die Stirn, ihr Schnorchel wippt nach hinten.
    » Also, Andi, ich sehe hier im Wasser nichts, was wirklich faszinierend wäre.«
    » Und was ist mit mir?« Ha, so schlagfertig muss man erst mal reagieren!
    Jana sieht mich sanft an. Wasser rinnt aus ihren schwarzen Haaren über die Stirn, fängt sich kurz im Abdruck der Maske, perlt dann Richtung Mund.
    » Flossen her!«
    Na gut. Allerdings ist es ganz schön umständlich, die Füße übers Wasser zu heben. Ohne festen Halt ist das gar nicht so leicht.
    » Nein, die Hände!«
    Ach so, das ist natürlich einfacher.
    Sie hält meine Hände an ihre Wangen, rückt näher, sieht mir tief in die Augen.
    Jetzt kommen bestimmt wieder meine Schwestern und würgen die Stimmung ab. Wie ich das hasse! Kann ich nicht ein Mal unbeobachtet und ungestört sein?
    » Wo sind Antje und Kristin, verdammt noch mal!?«
    » Weiß nicht, was ist denn mit ihnen?«
    » Gute Frage, sorry, die Hühner haben mich abgelenkt.«
    Ungewöhnlich, die beiden sind tatsächlich nirgends zu sehen. Sie sind doch sonst immer zur Stelle, wenn man sie nicht braucht.
    Wir sind uns jetzt sehr nahe, die Wassertropfen, die kurz davor sind, auf unseren Nasenspitzen zu verschmelzen, glänzen wie winzige Weihnachtskugeln.
    Boing! Ein Schwimmreifen knallt seitlich gegen unsere Köpfe.
    » Oioioioi!« Ein Asiate verneigt sich entschuldigend, soweit ihm das im Wasser möglich ist.
    » Hat gar nicht wehgetan«, brumme ich.
    » Ich glaube, auf dem Boot ist gerade weniger los.« Jana paddelt zurück.
    An den metallenen Sprossen der Leiter zieht sie sich hoch, ich helfe von unten nach.
    Mmh, fühlt sich recht knackig an, ihr Po.
    » Willst du denn nicht ins Wasser, Harald?« Ich fahre mir mit dem Handtuch übers Gesicht, alles andere trocknet in der Hitze von

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