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Muscheln für Mutti: Roman (German Edition)

Muscheln für Mutti: Roman (German Edition)

Titel: Muscheln für Mutti: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Dörr
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alleine.
    » Naja, einer muss doch auf die Wertsachen aufpassen. Und jetzt guck mal, was da im Meer rumschwappt: Dosen, Plastik, Stricke.«
    » Vielleicht ist ein Klärwerk in der Nähe?«
    » In Vietnam! Wenn du mich fragst, Andi, denen fehlt hier der europäische Sinn fürs Recycling.«
    Ich frage aber nicht. Harald trägt sich erneut Sonnencreme auf, wasserdicht, Lichtschutzfaktor 35. » Hör mal, die Idee hinter dem Recycling, die ist doch gut.«
    Was für ein Murks-Thema in der Mittagssonne! Er darf sich gerne verdrücken, über Bord springen wäre cool.
    » Jaja, Harald.«
    Jana kommt umgezogen zurück, ihren Bikini hat sie gegen ein Shirt getauscht. Schade eigentlich, aber das steht ihr auch.
    » Hier, Jungs, gekühlte Cola.«
    Die Eiswürfel klirren in den Gläsern.
    » Danke«, freut sich Harald, » das ist ja ein Service wie auf dem Traumschiff.«
    Jetzt fängt der auch noch an!
    » Hör mal, Pfiffikus, weißt du eigentlich, was der Unterschied zwischen dem Traumschiff und der Titanic ist?«
    » Der Name.«
    » Ähm, ja, gut erkannt, sachlich richtig. Außerdem: Beim Traumschiff gehen die Passagiere immer erst im Hafen von Bord …«
    » Oooh!« Jana bewirft mich mit ihren Eiswürfeln. » Damit du mal spürst, wie kalt es dem Leo gewesen ist!«
    » Hey Leute, da seid ihr.« Kristins Badeschlappen schmatzen, als sie über die Holzbohlen läuft. » Na, nervt mein Bruder wieder?«
    » Er hat Titanic schlechtgemacht. Dabei ist der Film soo romantisch.«
    Mooh, Jana ist so ein Mädchen! Meine Exfreundin hat den Film mal als »Romantik von der Resterampe« bezeichnet.
    » Ach, er muss noch so viel lernen.« Kristin weidet sich an meiner misslichen Lage. » Es gibt eben Filme, die Frauen besonders berühren. Dirty Dancing oder Pretty Woman zum Beispiel auch.«
    » Ja, oder Rosamunde Pilcher.«
    » Nee, Harald!«, rufen Jana und Kristin wie aus einem Mund.
    » Nicht?«
    » Pilcher gucken doch nur Omis.«
    » Und warum?« Harald scheint das wirklich spannend zu finden.
    » Wegen der Landschaft.«
    » Das ist ja interessant, das muss ich mir aufschreiben.« Er zückt einen Spiralblock.
    Der Bootsbuddha drängt sich in unsere Ecke vor und zeigt an, dass wir näher zusammenrücken sollen. » Cheese!« Er drückt einige Male auf den Auslöser. » Winner!«
    Jedenfalls würde ich das Titanic -Thema jetzt gerne beenden.
    » Mein Schlusswort: Wir Männer haben null Lust auf diese Gefühlsfilme. Und wenn wir die mal mitgucken, dann nur in der Hoffnung, dass … öhm … danach noch was geht.«
    » Das sag ich der Mutti!« Kristin gibt sich pikiert.
    » Na, was meinst du wohl, warum Papa immer das Traumschiff mit ihr geschaut hat?«
    Jana stemmt die Arme in die Hüfte. » Klar, ihr Supermänner lasst Leonardo lieber im Wasser erfrieren, euch doch egal.«
    » Hallo, das is’n Film! Eure Sache, wenn ihr bis zu den Knien in Taschentüchern davorsitzt«, ereifere ich mich. » Was soll’n wir denn da machen?« Meine Augenbrauen heben sich fragend.
    Jana zuckt mit den Schultern.
    » Vielleicht umschalten?«, fragt Harald konstruktiv und beißt auf seinen Stift.
    » Okay, in der Hoffnung, dass parallel eine Doku über die Erwärmung der Ozeane läuft!«
    Kristin lacht, Jana nicht. Jedenfalls nicht so, dass man’s sehen könnte.
    Das Boot schaukelt nun stärker, die Menschenmenge ist anscheinend fast komplett zurück an Bord. Mit ihren Poolnudeln haben die Kinder scheinbar noch mehr Arme, wie Kraken staksen sie aus dem Wasser.
    » Wisst ihr, wegen dieser Gefühlsduselei schaue ich ja lieber Erotikfilme.«
    » Harald«, fragt Kristin streng, » was kommt denn jetzt?«
    » Naja, die sind doch auch so mit Liebe. Trotzdem fließen mir da nicht die Tränen.«
    » Nee, Harald, dir fließt was anderes. Und dann sitzt du da – bis zu den Knien in Taschentüchern!«
    Harald lächelt, was ich in diesem Moment für die denkbar dümmste Reaktion halte.
    » Hallöchen, in Emmanuelle IV war die Landschaft auch schön.«
    » Wo ist denn eigentlich Antje?« Danke für den Themenwechsel, Jana.
    Antje schnorchelt nicht, sondern rotiert unentwegt seit einer Stunde kraulend um das Boot. Wie ein Hai, der sein Futter einkreist. Ach nein, schlechtes Bild, sie ist ja Vegetarierin. Also eher wie eine Ente auf der Suche nach Brotkrumen. Als wir ihr zuwinken, schnappt sie nach Luft.
    » Achtet nicht auf mich, ich drehe nur meine Runden. Wie um den Sportplatz«, ruft sie.
    Kristin schlägt die Hand vor den Kopf.
    » Sport im Urlaub, so kann man auch seine

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