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Muscheln für Mutti: Roman (German Edition)

Muscheln für Mutti: Roman (German Edition)

Titel: Muscheln für Mutti: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Dörr
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um.
    » Die Frauen, für die ihr euch ehrlich interessiert, suchen euch aus. Mit den übrigen könnt ihr ja dennoch spielen.«
    » Oder andersrum, die Frauen können uns schließlich auch verarschen!« Sven zuckt leicht zusammen.
    » Ihr solltet einfach drauflosflirten, dann seid ihr offener und wirkt viel gelassener«, fährt sie fort. » Wer sich mit Scheuklappen nur auf die Richtige fokussieren will, sieht womöglich an ihr vorbei. Flirten ist ein Spiel, auf das man sich einlassen muss. Das gilt natürlich auch für uns Frauen.«
    Ich schweige, schon aus Respekt vor Mechthilds 69-jähriger Erfahrung. Ziemlich lässig, dass sie die Männersicht vertritt. Denn was die »Spielereien« betrifft, damit sind wohl auch Affären gemeint, die man selber locker mitnimmt – ohne ernsthaft darüber nachzudenken, wie die Frau es sieht. Das ist wohl genau der Punkt, den Jana meinte, als sie auf dem Balkon sagte, sie wolle keine Urlaubsliebeleien mehr.
    Da muss ich wiederum anerkennen, wie ehrlich mein Kölner Kumpel beim Flirten ist. In Ischgl hat er mal einem blonden Schneehasen beim ersten Bier gesagt: »Feste Bindung? Gibt’s bei mir nur auf Skiern!«
    Sie ist ihm um den Hals gefallen, hat aber vor dem One-Night-Stand noch ihren Ehering abgestreift.
    Weiber.
    Plötzlich stoppt ein Moped neben uns. Der Fahrer spricht Sven und mich an und bringt sein Anliegen ohne Umschweife auf den Punkt.
    » Lady bumm bumm?«
    Na, das ist doch mal einfach zu verstehen. Simultan winken wir ab. Sieh einer an, uns ist tatsächlich ein Sex-Angebot gemacht worden. Gefährlich erschien mir das nicht, allerdings völlig unnötig.
    » Cool, da vorne ist ’ne Disco, wer kommt noch mit?«, fragt Antje.
    » Heute nicht«, sagt Mutti und gähnt.
    Auch die anderen wollen ins Bett.
    » Jana, was ist mit dir?« Antje lässt nicht locker.
    » Vielleicht komme ich nach.«
    Vielleicht. Unentschlossen wie ein Uhrenpendel. Typisch Frau.
    Nach zweihundert Metern bleibe ich vor dem Kellereingang einer Hoteldisco stehen.
    » So, Antje, ich bin ja gerne dabei, aber du lässt jetzt deine Sprüche über mich sein. Von wegen Hallodri, Checker und so weiter.«
    » Ich habe nur behauptet, dass du bei den Frauen beliebt bist.«
    » Ja, eben, was soll das?«
    » Je mehr Frauen du anziehst, umso interessanter wirst du für sie.«
    Ist klar. Und je mehr Familie ich um mich habe, desto doofer.
    » Besten Dank, deine Logik ist abgelehnt. Außerdem will ich nicht interessant sein für Jana.«
    » Und ich helfe dir auch noch! Wo du doch damals nicht wolltest, dass ich mit Ben zusammenkomme.«
    Hm, wie kommt sie denn jetzt auf meinen alten Klassenkameraden?
    » Wieso, ich hatte doch nichts gegen ihn?«
    Natürlich hatte ich das. Ben war ’ne richtige Pfeife, gegen ihn war ein Glühwürmchen die größere Leuchte. Antje war das seinerzeit nicht bewusst gewesen.
    » Ach, auf einmal weißte das nicht mehr! Aber damals haste immer dazwischengefunkt oder mir nicht Bescheid gesagt, wenn ihr euch getroffen habt!«
    » Das war ja auch meine Clique!«
    » Es waren auch Freundinnen von mir dabei!«
    Eine Gruppe junger Vietnamesen läuft vorüber und wundert sich über unsere Lautstärke. Vielleicht denken sie, dass wir uns streiten. Oh stimmt, das tun wir ja.
    » Wie auch immer: Ich bin der ältere Bruder und war damit das Original in der Clique!«
    » Ach ja, und ich eine schlechte Familien-Kopie oder was?« Antje ist stinkig. Noch immer. Das ist doch erstaunlich. Da muss man um die halbe Welt reisen, um eine Geschichte zu klären, die fast 20 Jahre zurückliegt. Manchmal ist das Leben wirklich eigenwillig.
    Der Türsteher fragt uns energisch auf Englisch, ob wir nun reinwollen oder hier weiterquatschen. Okay, verstanden: vor Discotüren nicht diskutieren. Während wir uns unsere Einlassbändchen ums Handgelenk binden, tauchen Vera und Walter auf.
    » Hallo Türsteher, wir wollen nach unseren Urenkeln sehen«, albert Walter.
    Der stämmige Asiate versteht ihn nicht und hält lächelnd die Tür auf. Richtig, ältere Menschen werden ja in Vietnam besonders geachtet.
    Die Männer stehen aufmerksam an der Theke, und junge Frauen drehen sich aufgetakelt und in engen Klamotten in den Kegeln der Scheinwerfer. Auf den ersten Blick also alles wie in Deutschland. Wobei, etwas ist anders: Ich tanze. Denn hier bin ich im Urlaub, und es sieht mich keiner dabei. Übertrieben beweglich attackiere ich die Tanzfläche, meine Beine flattern über den Boden. Disziplinlos. Auch Walter fuchtelt mit den

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