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Muschelseide

Muschelseide

Titel: Muschelseide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Federica de Cesco
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britische Schiff, überwanden mit kaum noch verständlichem Mut glühende Stahlteile, glitten in Blutlachen aus, bargen alle, die noch lebten. Sie hatten ungefähr die Hälfte der Soldaten gerettet, da gellte ein Warnschrei: »Torpedo!« Doch die Sakaki hing fest am britischen Schiff, sie konnte sich nicht schnell genug fortbewegen, die Seeleute duckten sich in Erwartung der Explosion. Wider Erwarten traf dieses zweite Geschoss nicht die Sakaki , sondern abermals die zerstörte Transylvania . Der Torpedo explodierte im Maschinenraum. Ein Regen glühender Eisenteile barst durch die Flanken des Schiffes, riss die Männer nieder. Der Kreuzer sprang auf, schüttelte sich, fing an, sich in einem gewaltigen Sog zu drehen. In Flammen und Chaos arbeiteten die Japaner weiter, zäh, verbissen, todesmutig, manche nur notdürftig bekleidet, andere verletzt, auf das rinnende Blut nicht achtend. Nichts – auch die eigenen Wunden nicht – lähmte ihren Eifer. Es war höchste Zeit, die Sakaki in Sicherheit zu bringen, die Bordwände waren eingedrückt, eindringendes Wasser hatte das Schiff bereits absacken lassen. Als Flammen aus dem Schornstein der Trans ylvania schlugen, war das Deck der Sakaki bereits schwarz von den vielen geretteten Menschen, die von den Japanern verpflegt und verbunden wurden. Die Seeleute schafften Decken herbei, entledigten sich ihrer eigenen Uniformen, um die Schiffsbrüchigen zu wärmen. Ja, sagte Gaetano, die Japaner hatten sogar Hunde gerettet, die als Blindenhunde an Bord waren. Und dann sahen alle, wie sich die Transylvania ein letztes Mal hoch aufrichtete. Die Wasser spülten die Blutlachen fort, die Toten glitten mit offenen Augen über Bord, die See öffnete ihnen ihre Arme. Die Transylvania aber begann zu sinken, schneller und immer schneller wie in einem Trichter, bevor sie der schäumende Wellenstrudel verschluckte. Über der Stelle, wo das Schiff soeben gesunken war, schwebte nur noch weißer Nebel, und die Wellen beruhigten sich. Da wurde es still. Nur noch vereinzelte Schreie, Schluchzen und gelegentliche Befehle mischten sich in das Rasseln der Maschinen, die wieder auf Kurs gingen. Und als die Sakaki mit ihren Tausenden von Geretteten im Hafen von Savona vor Anker ging, wurde sie im Triumph empfangen. Schiffssirenen heulten, Offiziere salutierten, Tausende von Menschen drängten sich am Kai, winkten und jubelten und warfen ihre Mützen in die Luft oder standen an den Fenstern und schwenkten britische und japanische Flaggen.
    Gaetano jedoch, betäubt von Morphium, erlebte es nur wie in einem fernen Traum. Es war das zweite Geschoss gewesen, das ihn mit dem noch verbliebenen Offiziersstab von der Kommandobrücke gefegt hatte. Gaetano erinnerte sich undeutlich, dass er in einem erstickenden Chaos kämpfte, Wasser und Blut erbrach; dass er sinnlose Schwimmbewegungen machte, weil ihm die Beine und sein linker Arm einfach nicht mehr gehorchten. Und dass sich plötzlich ein Gesicht zwischen Leben und Tod schob, ein Gesicht, das er kannte. Saburo war es, der ihm zuschrie, er sollte sich an ihm festhalten. Gaetano verstand die Worte nicht, aber sie waren irgendwo da, in seinem schwindenden Bewusstsein. Die Kälte schmiegte sich bereits um ihn, so dicht und fest, dass sie ihm unter die Haut drang. Er konnte Saburo nur mit einem Arm packen, er hing im Wasser und ging immer wieder unter, die Wellen, die nach Blut schmeckten, spülten ihm über den Kopf. Er bekam den linken Arm, die beiden Beine, einfach nicht hoch, sie waren weit fort, unbrauchbar. Und dann spürte er, wie Saburo sich vor ihn schob, ihn auf seinen Rücken nahm. Wie er das gemacht hatte, konnte Gaetano nicht sagen. Er entsann sich undeutlich, dass sie von Trümmern und Leichen umgeben waren, dass Saburo mit aller Kraft schwamm, um sich von dem Sog des sinkenden Schiffes zu entfernen. Er trug Gaetano unter Aufbietung der letzten Kräfte, trug ihn über ungezählte Wellentäler und Wellenberge. Die Erschöpfung lähmte seine Bewegungen, Kopf, Hals und Schultern ragten nur über kürzere Pausen hinweg aus dem Wasser heraus. Gaetano wusste nicht, wie Saburo ihn gleichzeitig festhalten und schwimmen konnte. Das Zischen und Gurgeln des Wassers erfüllte seine Ohren. Er leckte Salzwasser und Blut, seine Beine waren eiskalt, noch viel kälter als der übrige Teil seines Körpers, sie schienen irgendwie ihre Form verloren zu haben. Er sah auch die dunkle Blutspur, die sich im Wasser mit ihnen weiter bewegte. Und dann, irgendwann, griffen Hände

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