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Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition)

Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition)

Titel: Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Falke
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die HoloGraphik eingeblendet wurden. Masse, Spektrum, Umlaufzeiten, Temperatur, atmosphärische Zusammensetzung. Ein grünes Leuchtband malte die optimale Flugroute in den dreidimensionalen Raum.
    »Bist du jetzt vollends durchgedreht«, tönte Jennifer, während sie durch die Abteilung auf mich zugestürmt kam.
    Frankel, der sich einige Meter entfernt mit einer Gruppe seiner Adjutanten unterhielt, sah irritiert auf. Auf den Gesichtern einiger junger Wissenschaftler malte sich ein schadenfrohes Grinsen.
    »Bist du wahnsinnig«, schnaubte sie. Sie war jetzt herangekommen und baute sich vor mir auf. Ihre Augen schleuderten Funken. Ihr Pferdeschwanz sträubte sich, als sei er elektrisch geladen. Sie stieß die Fäuste in die Hüften und starrte mich herausfordernd an.
    »Was meinst du, Liebling?«, fragte ich arglos.
    »Tu nicht so scheinheilig«, knirschte sie. »Und stehl’ dich nicht aus der Verantwortung.«
    Ich wischte durch das Hologramm, das in bläulichem Rieseln erlosch. Dann drehte ich den gravimetrischen Stuhl herum, sodass ich ihr frontal gegenübersaß.
    »Wovon sprichst du?«, sagte ich ruhig.
    Sie warf einen gehetzten Blick in die Runde. Die Mitarbeiter der Wissenschaftlichen Abteilung wandten sich erschreckt ab und taten so, als würden sie an ihre Arbeit zurückkehren. Es war jedoch klar, dass sie mit großen Ohren jedem Wort unserer Auseinandersetzung folgen würden.
    »Reynolds«, stieß sie hervor. »Warum ausgerechnet Reynolds?!«
    »Er ist der Leiter des Sondenprogramms«, führte ich gelassen aus. »Hier findet er optimale Arbeitsbedingungen. Zweitausend Mann werden ihm zuarbeiten. Schürfroboter, Verhüttungsstationen, ein Ingenieursteam.«
    Sie atmete keuchend aus. Es klang, als entwiche der Dampf aus einer überhitzten Turbine, die kurz vor dem Zerbersten stand. »Die Kolonie ist ohne militärische Verteidigung«, lamentierte sie. »Und ohne Fluchtmöglichkeit. Das Drohnendeck ist manövrierunfähig. Wenn sie von den Sinesern entdeckt werden ...«
    »Haben sie ihnen nichts entgegenzusetzen«, fiel ich ihr ins Wort. »Das gilt für uns alle, Liebes!«
    »Du willst ihn abschieben«, brach es aus ihr hervor. »Du willst ihn loswerden. Das ist ein Himmelfahrtskommando.« Sie brachte sich immer mehr in Fahrt. Mir kurzen, stampfenden Schritten marschierte sie vor meiner Konsole hin und her und gestikulierte dabei mit den geballten Fäusten. »Warum«, giftete sie, »schickst du ihn nicht gleich als Unterhändler nach Sina City. Dann könntest du sichergehen, dass er nicht lebend wiederkehrt!«
    Ich sah sie an, wie sie vor mir herumtobte. In wenigen Minuten würde sich das Gerücht, wir hätten öffentlich eine Ehekrise ausgetragen, bis in den letzten Winkel der MARQUIS DE LAPLACE ausgebreitet haben.
    »Du phantasierst«, sagte ich knapp.
    »Ohne die Ressourcen der MARQUIS DE LAPLACE kann er wenig ausrichten«, sagte Jennifer. Ihr cholerischer Ausbruch sackte in sich zusammen.
    »Die Ressourcen der MARQUIS DE LAPLACE sind erschöpft«, antwortete ich. »Mir scheint, du hast den Ernst unserer Situation noch nicht begriffen.«
    In ihren Augen flackerte es bedrohlich. »Auf den Ernst der Lage reden sich immer die heraus, die in Sicherheit sitzen und andere ins Feuer schicken!« Sie wandte sich ab und trommelte mit den geballten Fäusten gegeneinander.
    »Jeder muss seinen Job machen«, sagte ich salomonisch.
    Sie hielt auf ihrer Wanderung inne und funkelte mich an. »Dann bleibe ich auch hier«, knurrte sie leise.
    »Das wirst du nicht tun«, gab ich zurück. »Du hast den neuen Einsatzbefehl bekommen!«
    Sie kam jetzt ganz langsam auf mich zu. Für einen Augenblick glaubte ich, sie werde mich körperlich attackieren.
    »Jaja«, höhnte sie. »Und dieser Befehl ist vom Himmel gefallen!«
    Ich betrachtete meine Hände, die gefaltet auf meinem Bauch ruhten. »Es wurde von den dafür zuständigen Instanzen erlassen«, führte ich aus.
    »Die zufällig in persona vor mir sitzt«, grollte sie.
    Sie kam noch näher an mich heran. Ich spürte ihren Atem, der vor Erregung sauer war. Mit einemmal sah ich sie ganz nackt und unverstellt. Der wächserne Glanz ihrer Haut. Die Ringe unter ihren Augen, die von durchgearbeiteten Nächten und Schlafmangel sprachen. Der sonderbar blasse Teint an ihrem Hals und ihren Händen. Es war, als wäre ein Schleier von ihr abgefallen.
    »Ich weiß, dass ein Explorer hier zurückbleibt«, sagte sie. »Und ich werde eine persönliche Eingabe an Wiszewsky richten und mich um das

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