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Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition)

Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition)

Titel: Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Falke
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Entscheidungen, die ich morgen zu treffen haben würde.
    »Ich verstehe«, sagte sie nach einer Weile. »Du weißt nicht, ob, wenn du jemanden zum Hierbleiben verdammst, das nicht einem Todesurteil gleichkommt.“
    »Ganz so krass würde ich es nicht ausdrücken«, gab ich zurück. »Aber es sind schwerwiegende Entscheidungen, die das Leben jedes Einzelnen auf Jahre verändern werden. Und schlimmstenfalls, ja, kann das auch den Todesfall einschließen.«
    Sie legte die Hand auf die meine und sah mich an. »Und du überlegst, was du mit den besten Leuten deiner Crew machst?«
    »Selbstverständlich«, gab ich zurück.
    Sie trank einen Schluck und drehte das Glas zwischen den Händen. Mir fiel wieder auf, wie schön ihre Hände waren. Ich überlegte, wann ich mit Jennifer zum letzten Mal ein so ruhiges Gespräch geführt hatte.
    »Geht es«, fragte die Kleine, »um jemanden Bestimmtes?«
    Es berührte mich, wie anteilnehmend ihre Stimme klang. Mir kam schmerzhaft zu Bewusstsein, wie jung sie war.
    »Das Problem ist folgendes«, sagte ich. »Es ist uns nicht damit gedient, die besten Leute auf die vermeintlich sichersten Posten zu setzen. Dort können sie sich nicht entfalten und ihre Fähigkeiten nicht einbringen.«
    »Jeder muss am richtigen Platz stehen«, nickte sie.
    »Aber wenn nun«, führte ich weiter aus, »dieser Platz für einen bestimmten Mann in vorderster Front wäre, weil er eben der beste Kämpfer ist, und dieser Mann fällt – dann trifft den, der ihn auf diese Position geschickt hat, der Vorwurf, er habe ihn mit Vorsatz in den Tod geschickt.«
    »David und Uria«, warf sie vorlaut ein. »Ich wüsste nur zu gerne, wer die Bathseba in dieser Geschichte ist.«
    »Es war ja nur ein Beispiel ...«, entgegnete ich und wurde rot, als sie in lautes Gelächter ausbrach.
    »Ist schon recht, Commander, Sir«, gackerte sie.
    Wie wohltuend ihr Lachen war! Es bewirkte, dass der Druck von mir abfiel. Schließlich stimmte ich ein, und wir prusteten um die Wette. Dann beruhigten wir uns. Unsere Gläser waren leer. Die Musikanlage hatte zum dritten Mal das Ende der programmierten Auswahl erreicht und wartete mit blinkendem Rotlicht darauf, wieder in Gang gesetzt zu werden.
    »Es ist spät«, sagte sie auf einmal ganz nüchtern.
    Als wir nach unseren Gläsern griffen, berührten sich unsere Hände. Sie fasste mich und zog mich über das niedrige Tischchen zu sich. Ihre Lippen waren dicht vor mir. Dann spürte ich ihren Atem am rechten Ohr.
    »Geh schon mal vor«, flüsterte sie. »Ich komme in einer Minute nach.«
    Dann erhob sie sich, wand sich mit schlangenhafter Beweglichkeit aus meiner Umarmung und stolzierte zur Bar, wo sie die Gläser versorgte und die Apparaturen für die Nacht herunterfuhr.
    Ich stand auf und ging hinaus. Mit meiner ID entriegelte ich den Fahrstuhl und ließ mich zwei Decks nach unten tragen. Ohne Licht zu machen, nur im grünlichen Dämmer der Nachtbeleuchtung, schlich ich zu der letzten Tür auf der linken Seite. Dort zischte ich das Codewort in die automatische Verriegelung und drückte mich in die winzige Kabine, in der Xanýa für die Dauer ihres Ordonnanzdienstes hauste. Es war ein kleiner Raum, der nur ein schmales gravimetrisches Bett und einen in die Zwischenwand eingelassenen Schrank barg. Selbst auf der Akademie hatten wir luxuriöser gehaust. Es gab nicht einmal private Nasszellen, sondern man musste zum Duschen und Zähneputzen auf eine Sanitäranlage auf dem Gang, die sechs junge Offiziersanwärterinnen sich zu teilen hatten.
    Ich streckte mich auf dem Bett aus. Dann hörte ich den generatorgetriebenen Fahrstuhl, der mit charakteristischem Summen davonschwebte und nach einigen Augenblicken zurückkehrte. Die leisen, aber harten Schritte weißer Uniformschuhe kamen näher. Schließlich sprang die Tür auf. Ohne Licht zu machen, nur im schwachen bläulichen Schein zweier Kontrollleuchten, zog sie sich aus. Mir fiel wieder auf, wie feminin ihre Figur war. Die enggeschnittene Uniform verbarg ihre weiblichen Formen, aber als sie sich über mich beugte, pendelten ihre schweren Brüste in der Dünung unserer lautlosen Leidenschaft.
     
    »Was soll das?!«, rief sie und kam mit knallenden Schritten auf mich zugestiefelt.
    Ich saß an meiner Konsole auf der Wissenschaftlichen Abteilung. Der Schirm präsentierte mir einen Ausschnitt des Sternenfeldes. Etwa ein Dutzend Planeten waren auf der Karte markiert. Wenn ich einen von ihnen antippte, erschienen sämtliche verfügbaren Daten, die in

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