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Muss ich denn schon wieder verreisen?

Muss ich denn schon wieder verreisen?

Titel: Muss ich denn schon wieder verreisen? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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immer soviel liest über die… äh, na ja, über diese unnormalen Freundschaften, auch bei ganz prominenten Leuten, von denen man so was ja nie gedacht hätte. Da habe ich eben geglaubt, Sie sind auch solche.«
    »Solche was?« fragte Irene hinterhältig.
    »Ah, nun ja, eben solche lesbischen Frauen.«
    Endlich hatte sie das verpönte Wort über die Lippen gebracht. Das mußte ihr ziemlich schwergefallen sein. »Dafür wollte ich mich noch einmal entschuldigen. Und dann wollte ich Sie auch noch bitten, daß Sie in Ihrem Buch nichts davon erzählen.« Jetzt tropften die Tränen schon auf ihre Spitzenbluse. »Ich verspreche Ihnen auch, daß ich alle Ihre Bücher kaufen werde.«
    Wenn das kein Grund für milde Nachsicht war! Ich versicherte der heulenden Anneliese, daß mir jegliche Rachegelüste fernlägen und ich sie ganz bestimmt nicht an den Pranger stellen würde. Halbwegs beruhigt zog sie von dannen.
    »Du glaubst doch wohl nicht im Ernst, daß sie auch meint, was sie eben geschluchzt hat.« Nachdrücklich schloß Irene die Tür. »Die hat doch bloß Angst, du könntest ihre Reputation als Oberschwester ins Wanken bringen.«
    »Manche Menschen haben wirklich eine merkwürdige Vorstellung von den Arbeitsmethoden eines Autors.«
    Deshalb, liebe Anneliese, die Sie in Wirklichkeit ganz anders heißen und auch woanders wohnen: Sollte Ihnen dieses Buch in die Hände fallen, dann werden nur Sie selbst sich wiedererkennen! Aber eine kleine Strafe muß schließlich sein!
    Irene war schon eingeschlafen, als ich noch an die Decke starrte und die letzten zehn Tage Revue passieren ließ. Hatte diese Reise gehalten, was ich mir von ihr versprochen hatte? Im großen und ganzen, ja. Ich hatte ein faszinierendes Land kennengelernt mit seinen Gegensätzen, mit seinen Schönheiten und seinen negativen Seiten. Zwar hätte ich lieber ein paar Kirchen weniger besichtigt und statt dessen ein paar Stunden mehr Freizeit gehabt, doch was nicht war, könnte immer noch werden. Vielleicht werde ich noch einmal mit Rolf herkommen, vorausgesetzt, er läßt seinen Aquarellblock zu Hause, oder mit den Zwillingen, wenn sie sich für Israel unter anderen Aspekten interessieren, als im Erdkundeunterricht verlangt wurde. Ein bißchen kannte ich jetzt das Land, und Mietautos kriegt man relativ preiswert.
    Auch Irene war auf ihre Kosten gekommen. Sie hatte nicht nur fünf komplette Filme verknipst, von denen mindestens drei exotischen Gewächsen vorbehalten gewesen waren, sie hatte sogar noch ein sehr befriedigendes Gespräch mit ihrem Zwiebellieferanten gehabt, zwar bloß per Strippe und auch nur dank Menachems Hilfe, der bereitwillig alles übersetzt hatte, was ihm von zwei Seiten ins Ohr gebrüllt worden war, aber nun waren sämtliche Unklarheiten beseitigt. Die Rhizomen der Oncocyclus Susiana bringen tatsächlich nur schwärzliche Blüten hervor, die gewünschten rosafarbenen heißen ganz anders. Im kommenden Katalog werden sie aufgenommen, dann wird auch Frau Meyer-Sinderfeld zufriedengestellt sein.
    Am nächsten Morgen ein letztes Mal Oliven zum Frühstück, Abschiednehmen von Jerusalem und ein nochmaliges Staunen über die abenteuerlichen Konstruktionen, mit denen Stromleitungen installiert werden. In zum Teil wirren Knäueln hängen sie über den Straßen und hätten hierzulande mindestens vier verschiedene Behörden auf den Plan gerufen. Doch Israel lebt nun mal von Improvisationen, seit Jahrzehnten schon, und seine Bewohner haben sich daran gewöhnt.
    Auf dem Flugplatz das gleiche Theater wie in München. Hat man uns ein Päckchen unbekannten Inhalts…? Nein, man hat nicht. Hatten wir Kontakte zu palästinensischen Bewohnern gehabt? Nein, wir hatten nicht. Auch keinen Brief entgegengenommen mit der Bitte, ihn in Deutschland aufzugeben? Was denn bitte sehr in jener Tasche sei?
    Nur dem offenbar vertrauenswürdigen Eindruck von Menachem und seiner Beredsamkeit hatte Irene es zu verdanken, daß sie ihre Ableger nicht einzeln ausbuddeln und die Blumenerde auf den Tisch kippen mußte. Eine Touristin, die statt eines halben Basars nur vermickerte Pflänzchen als Souvenir mitnahm, war dem Zöllner wohl noch nicht untergekommen.
    »Sei froh, daß der deine arabischen Blumenzwiebeln nicht entdeckt hat. Wenn du ihm gesagt hättest, von wem du sie bekommen hast, hätte er vermutlich jede einzelne Knolle aufgeschnitten.« Plötzlich kam mir ein Gedanke. »Was ist, wenn in den Dingern wirklich was drinsteckt?«
    »Hat dich auch schon die

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