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Muss ich denn schon wieder verreisen?

Muss ich denn schon wieder verreisen?

Titel: Muss ich denn schon wieder verreisen? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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Terroristen-Hysterie gepackt? Sei ganz beruhigt, ich habe mir jede Zwiebel aus einem großen Korb selbst herausgesucht.«
    Die Maschine, in die wir nach Identifizierung unserer Koffer klettern durften, war womöglich noch älter als jene, mit der wir hergekommen waren, aber sie brachte uns trotzdem nach München. Die halbstündige Verspätung war nicht etwa auf das ehrwürdige Alter unseres Vogels zurückzuführen, sondern auf den Gegenwind. Runter durften wir auch nicht gleich. Das Fliegen hat ja zweifellos seine Vorteile, aber hat schon mal jemand zwanzig Minuten lang um einen Omnibusbahnhof kreisen müssen?
    »Du hast es gut«, sagte ich zu Irene, als wir endlich wieder Boden unter den Füßen hatten, »du brauchst bloß ins nächste Flugzeug und eine Stunde später ins Taxi zu steigen, dann bist du zu Hause. Und was blüht mir? Eine halbe Tagesreise! Wenn ich Glück habe, schaffe ich es bis Mitternacht. Ich habe mir schon überlegt, ob ich mir einen Mietwagen nehme.«
    Den brauchte ich nicht. Neben dem Ausgang standen mit erwartungsvollen Gesichtern die Zwillinge. »Gott sei Dank, Mami, daß du wieder da bist«, begrüßte mich Nicole. »Bei uns geht alles drunter und drüber. Steffi hat nämlich…«
    Was Steffi hatte, interessierte mich im Moment herzlich wenig. Ich war heilfroh, daß mit den Zwillingen bestimmt auch ein Auto gekommen war und ich auf die Dienste der Bundesbahn verzichten konnte. Außerdem mußte ich erst einmal meine Freundin verabschieden.
    »… einfach abgehauen!« vervollständigte Nicki ihren Satz, von dem ich ohnehin nichts verstanden hatte.
    »Das könnt ihr mir nachher erzählen. Jetzt besinnt euch erst einmal auf die simpelsten Höflichkeitsregeln!«
    »’tschuldigung. Guten Tag, Irene«, sagte Katja artig, »ich habe dich gar nicht bemerkt.«
    »Dann brauchst du dringend eine Brille«, meinte Irene ungerührt, denn bei ihrer nicht gerade schlanken Taille ist sie einfach nicht zu übersehen.
    Gemeinsam brachten wir sie zum Check-in nach Berlin. »Tschüs, mein Mädchen.« Sie umarmte mich herzlich. »Es war schön mit dir zusammen, und die Nilfahrt machen wir auch noch. – Halt! Halt! Die Tasche gehört zum Handgepäck!« Hinter ihrem Koffer schaukelten bereits die Ableger davon, und nur dem beherzten Zugreifen des Angestellten verdankten es die Gewächse, daß sie heute ein von vielen Besuchern bewundertes Dasein in Irenes Garten fristen. Einige Stengel haben den Klimawechsel nicht überlebt, doch die anderen hat er nicht gestört, und zum Überwintern dürfen sie immer ins Treibhaus.
    »Also noch mal von vorn!« begann Nicki, den Gepäckwagen zum Parkhaus schiebend. »Zwischen Steffi und Horst Hermann ist es aus. Seit einer Woche wohnt sie wieder zu Hause, weiß aber nicht, wohin sie mit ihren Möbeln soll, und Papi hat gesagt, ihm ist das wurscht, seinetwegen kann sie die Sachen zerhacken, und er hat ja schon damals vorhergesehen, daß die Sache nicht gutgehen kann, und überhaupt sollst du erst mal zurückkommen.«
    »Ach ja, noch etwas«, ergänzte Katja den Bericht zur Lage der Nation. »Sven liegt im Krankenhaus. Nichts Schlimmes, nur zur Beobachtung. Er hat was am Rücken.«
    »Habt ihr noch mehr Hiobsbotschaften?«
    »Nein«, sagte Nicki. »Papis Unfall ist ja glimpflich abgegangen, er war Gott sei Dank angeschnallt. Die neue Tür ist schon drin, sie muß bloß noch lackiert werden. Und nun erzähl doch mal, wie hat es dir denn in Israel gefallen?«

15
    Das Schönste am Urlaub ist, daß er – im Gegensatz zur Bräune – so lange vorhält. Wenn man im November Ferien gemacht hat, kriegt man erst im Dezember seine Dias, im Januar die Kreditkarten-Abrechnung und im Februar endlich die Brille, die man im Flugzeug liegengelassen hatte. Sie wurde mir genau an dem Tag zugeschickt, an dem Steffi mir eröffnete, sie habe für uns beide eine Reise gebucht, und zwar auf die Malediven.
    »Was soll ich denn auf den Malediven?«
    »Tauchen lernen!«
    »Jetzt bist du total übergeschnappt!«
    Die Hiobsbotschaften, mit denen mich die Zwillinge bei meiner Rückkehr überfallen hatten, hatten sich bei näherer Betrachtung als ›halb so schlimm‹ herausgestellt. An seinem Unfall war Rolf schuldlos gewesen, ein über die Vorfahrtsregeln nur unzulänglich informierter Autofahrer war ihm in die Beifahrertür gebrettert und mußte für den Schaden aufkommen. Svens fünfte Bandscheibe von oben hatte sich verklemmt und ihm neben einem Aufenthalt in der hiesigen orthopädischen Klinik einen

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