Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Muss ich denn schon wieder verreisen?

Muss ich denn schon wieder verreisen?

Titel: Muss ich denn schon wieder verreisen? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
Vom Netzwerk:
höchsten Götter verehrt. Sie sind übrigens immer noch da (nicht die Götter, sondern die Griechen!). Ihre Mönche bewachen die griechisch-orthodoxe St.-Elias-Kirche. Das Gegenstück dazu bildet die Verklärungs-Basilika, und die galt es nun zu besichtigen.
    Doch erst einmal mußten wir hinauf auf den Berg. Man kann das zu Fuß machen, sofern man die richtigen Schuhe anhat und seinen Jahresurlaub in den Schweizer Alpen verbringt. Untrainierte benutzen ein Taxi. Die stehen unten am Berg und halten den Pendelverkehr aufrecht. Da die Nachfrage meistens das Angebot übersteigt, richtet sich kein Fahrer nach der gesetzlich vorgeschriebenen Personenzahl. Ist niemand mit Übergewicht dabei, sitzen hinten vier und vorne einer; die Fahrt dauert ja nur wenige Minuten. Die allerdings bleiben unvergeßlich.
    Man stelle sich eine ganz normale Paßstraße vor mit ihren Serpentinen, ihren Leitplanken und den zum Teil gut ausgebauten Kurven. Jetzt vermindere man die Breite dieser Straße um ein Drittel, denke sich Leitplanken und Kurvenzugabe weg, füge alle zehn Meter ein Schlagloch unterschiedlicher Größe hinzu und multipliziere diese Gegebenheiten mit der doppelten Geschwindigkeit, die ein normaler Autofahrer auf einer solchen Straße einhalten würde. Ich hatte auch noch das Pech, hinten außen sitzen und beobachten zu müssen, wie die zur Seite spritzenden Schottersteinchen in wilden Sprüngen abwärts kullerten. Die uns entgegenkommenden Taxis – begreiflicherweise fast alle leer! – trugen auch nicht zur Beruhigung bei. Sie hupten zwar, bevor sie um die Ecke schossen, doch Platz zum Ausweichen wäre gar nicht vorhanden gewesen. Würde nur einer die Kurve nicht richtig kriegen, und würde genau in diesem Moment unser Wagen… bloß nicht daran denken!
    Oben angekommen, wußte ich nicht, was ich mehr bewundern sollte, die Aussicht oder die Fahrkünste unseres Chauffeurs. Zum Bewundern der Basilika hatte ich jedenfalls nicht mehr den Nerv. Ich blieb draußen und ließ mich von der Sonne bescheinen. Später erzählte mir Irene, die Mosaiken seien sehr schön gewesen. Na wennschon, ich würde bestimmt noch andere zu sehen bekommen.
    Des Vorschlags von Frau Marquardt, Wanderlustige könnten den Abstieg zu Fuß machen, die Zeit reiche, hätte es gar nicht bedurft. Schon vorher hatten wir einstimmig beschlossen, notfalls auf allen vieren den Berg runterzurutschen, bevor wir noch einmal in ein Taxi steigen würden. Lediglich Frau Conrads mußte in den sauren Apfel beißen. Begleitet von Glück- und Segenswünschen, wurde sie in den Wagen mit einem an Jahren und hoffentlich auch an Erfahrung gereiften Chauffeur gesetzt, wo sie sofort die Augen schloß und erst unten wieder öffnete. »Ich habe mich immer mit dem Gedanken getröstet, daß der Fahrer ja auch heil ankommen will.«
    Währenddessen stiefelten wir auf einem kaum erkennbaren Pfad abwärts, vorbei an knorrigen Olivenbäumen mit ihren silbrig schimmernden Blättern, an Gewächsen mit zentimeterlangen Dornen und an blühenden Pflanzen, die Irene alle mit lateinischen Namen belegen konnte, von denen ich aber noch nie etwas gehört hatte. Dabei hatte sie in Bio doch auch immer eine Vier gehabt!
    An der Imbißbude neben dem Busparkplatz gab es keinen Imbiß mehr, weil er alle war. Nachschub komme erst in einer Stunde. Ob wir so lange warten wollten? Auf keinen Fall, bis dahin wären wir ja alle verhungert! Also rein in den Bus und dank Shimons Ortskenntnis auch bald wieder raus. Vorne kaum als Restaurant erkennbar, gab es hinter dem Haus eine große Terrasse, von einer abenteuerlichen Konstruktion aus Holzstäben und Segeltuchplanen überdacht, umrahmt von Kletterpflanzen und blühenden Topfgewächsen. Während wir noch Tische und Stühle zu einer langen Tafel zusammenbauten, erörterte Menachem mit dem Wirt das Menü. Was dann wenig später aufgetragen wurde, sah sehr fremdländisch aus, roch fremdländisch und schmeckte auch so. Aber es war gut!
    Zuerst gab es einen Brei, der Tahina hieß und einen leicht süßlichen Geschmack hatte. Dann kamen Berge von Pitah auf den Tisch, eine Art Fladenbrot, und dazu jener (jenes?) Hummus, das wir schon auf dem Basar von Akko begutachtet, aber dann doch nicht gegessen hatten. Hummus ist eine Pampe aus Kichererbsen, die stundenlang eingeweicht, stundenlang gekocht und dann pikant gewürzt werden. Man stopft diesen Brei in das Fladenbrot, aus dem man vorher eine Tüte gedreht hat, und dann muß man versuchen, davon abzubeißen, ohne daß

Weitere Kostenlose Bücher