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Muss ich denn schon wieder verreisen?

Muss ich denn schon wieder verreisen?

Titel: Muss ich denn schon wieder verreisen? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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isch’n Ihr Monn ned mitkumme?« »Einer muß ja auf die Kinder aufpassen.«
    Ännchen stellte ihre Tasse so heftig zurück, daß ihr Inhalt überschwappte. »Sie häwä Kinder?«
    »Natürlich. Fünf.«
    »Des glaab i ned.«
    »Dann lassen Sie’s eben bleiben.«
    Aber genau das wollte sie ja nicht. »Häwä Sie Bilder däbei?«
    »Nein, ich trage nie ein Fotoalbum mit mir herum.«
    Ich weiß nicht mehr, wer damit angefangen hatte, doch eines Morgens kreisten am Frühstückstisch die Konterfeis eines schlafenden Säuglings, von dem außer seinem Schnuller nicht viel zu sehen gewesen war. Daraufhin zog jeder Fotos aus der Tasche, und wir mußten zwischen Corn-flakes und Rührei Kinder aller Altersstufen begucken, gefolgt von Außenaufnahmen diverser Häuser nebst Gartenanlagen mit Öko-Teich. Welche Fotos zu wem gehörten, blieb unklar. Nur das von Bernd war leicht zu identifizieren. Er hatte so wenig Haare wie Heini.
    Ännchen bohrte weiter »Isch Ihr Freindin a verheirat?«
    »Sie war es.«
    »Ach. Wohl g’schiede?«
    Die Antwort darauf wollte ich aus begreiflichen Gründen gern umgehen, deshalb bestellte ich erst einmal eine weitere Tasse Tee. Dann lenkte ich das Gespräch in andere Bahnen. »Wie hat Ihnen denn die Reise bisher gefallen? Haben wir nicht schon unwahrscheinlich viel gesehen?«
    »Doch, doch«, antwortete sie nickend, übrigens wenig überzeugend, »awer es isch so viel Kapudds däbei. Wir senn jo scho ämol in Italien gwest, wo mä äm Vesuv Pompeji besichtige konn. Diese Ruine do find i awer viel besser g’macht wie die hier in Israel.«
    Volltreffer! Wenn man neugierig ist, sollte man auf intelligente Weise neugierig sein. Anders ausgedrückt: Man muß lernen, nur solche Fragen zu stellen, die sein Gegenüber auch beantworten kann. Also noch mal von vorn. »Was hat Ihnen denn bis jetzt am besten gefallen?«
    »Wie moin Hoini in die Kochtöpf roig’stürzt isch.« Sie wollte sich vor Lachen ausschütten.
    Nun reichte es mir, doch wie konnte ich Ännchen loswerden, ohne sie vor den Kopf zu stoßen? Zwar hatte sie davor ohnehin ein Brett, aber man ist ja ein höflicher Mensch.
    So entschuldigte ich mich unter dem Vorwand, mich um meine Freundin kümmern zu müssen. »Sie ist schon so verdächtig lange weg.«
    »Ha, ihr wäd doch nix bassiert soi, wo es doch hier so gefährlich isch.« Klang das nicht ein bißchen sensationslüstern?
    Von Irene war weit und breit nichts zu sehen. Ich befragte die Obsthändler, von denen die meisten mich nicht verstanden und die anderen mich wohl nicht verstehen wollten. Einer grinste verhalten.
    Jetzt bekam ich es doch mit der Angst. Irene ist zwar eine sehr resolute Person, doch was nützt alle Courage, wenn man von einer Horde kriegswütiger Araber verschleppt…
    »Huhu!« Aus einem Seitenweg tauchte ein roter Punkt auf, begleitet von einem weißen. Der rote winkte, ich konnte nur nicht ausmachen, ob ich hinlaufen oder lieber stehenbleiben sollte. Mutig bin ich nicht, also blieb ich stehen, bis Irene mich fast erreicht hatte. Sehr herzlich verabschiedete sie sich von ihrem Begleiter, kriegte eine Tüte in die Hand gedrückt und kam endlich auf mich zu.
    »Findest du nicht, daß deine Fraternisierungsversuche etwas zu weit gehen? Ich zerbreche mir den Kopf, wie ich unseren Exminister Wischnewski von deiner Geiselhaft verständigen kann, damit er diplomatische Schritte einleitet, und dabei ziehst du seelenruhig mit einem Araber durch die Gegend. Bist du eigentlich total bescheuert?«
    »Nee, bloß geschäftstüchtig, Guck mal, was ich hier habe.« Sie ließ mich in die Tüte sehen.
    »Etwas überalterte Mohrrüben. Na und?«
    »Das sind keine Mohrrüben, du Ignorantin, das sind Blumenzwiebeln. Wenn ich Glück habe, werden daraus herrlich leuchtende Blüten. Achmed hat den ganzen Garten voll damit.«
    »So, hat er tatsächlich? Ich kann mich noch gut an die Zeit erinnern, als Wilfried mich mit seinem Aquarium ködern wollte und Regina sich unbedingt die Plattensammlung ihres damaligen Schwarms ansehen sollte. Woher hat dieser Achmed denn gewußt, welches deine Achillesferse ist?«
    »Du bist ein Idiot!« meinte sie ärgerlich, und dann, schon wieder versöhnlicher: »Wir haben uns nur ein bißchen unterhalten, so das Übliche, woher ich komme, was ich mache und so weiter, und da bin ich zwangsläufig bei den Blumenzwiebeln gelandet. Woraufhin dieser Mensch mir erzählt, daß er auch welche hat, und zwar eigenhändig gezogene. Er würde gern welche holen und sie

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