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Muss ich denn schon wieder verreisen?

Muss ich denn schon wieder verreisen?

Titel: Muss ich denn schon wieder verreisen? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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Oasen immer frische Datteln essen ließ, würde wohl auch anderes Obst dort wachsen. Inschallah!
    Nein, die Sahara war es nicht, durch die wir rollten, die ist nämlich weiß. Glaube ich wenigstens, denn ich kenne sie nur aus neuntausend Meter Höhe. Die Judäische Wüste dagegen ist braun, an manchen Stellen sogar dunkelbraun, und hin und wieder sind da schwarze Beduinenzelte, angepflockte Kamele und winkende dunkelhäutige Kinder. Gäbe es nicht die moderne Straße, fühlte man sich um Jahrtausende zurückversetzt. So haben die Menschen wahrscheinlich schon zu Christi Zeiten gelebt.
    Im Bus kreisten die Wasserflaschen. Anneliese behauptete, sie spüre schon lauter Sand auf der Zunge, und was denn passieren würde, wenn wir hier eine Panne hätten und liegenbleiben würden: »Ich habe noch nirgends ein Notruf-Telefon gesehen.«
    Vielleicht ist es ja nur mir aufgefallen, doch das Getuschel zwischen Frau Marquardt und unserem Chauffeur erschien mir im nachhinein verdächtig. Plötzlich steckten wir nämlich fest. Shimon hatte drei Räder des Busses in den Sand gesetzt. Sehr tief hatten sie sich nicht eingegraben, doch offenbar gelang es ihm nicht, sie wieder rauszubekommen. Seufzend stellte er den Motor ab.
    »Alles aussteigen!« befahl Frau Marquardt. »Jetzt müssen wir schieben.«
    »Setz erscht doin Hütle auf, sunsch kriegsch noch än Sunnestich!« Aus ihrer Tasche holte Ännchen ein Babyhütchen aus hellblauem Leinen und stülpte es über Heinis Glatze.
    Die Männer, allesamt Autofahrer und natürlich Experten bei jeder Art von Panne, umrundeten den Bus, wobei sie die verschiedenen Möglichkeiten erörterten, das Gefährt wieder flottzumachen. Ich hätte mich durchaus auch als Fachmann bezeichnen können, doch mich hatte seinerzeit ein Traktor aus dem Graben gezogen, und mit so was war hier kaum zu rechnen. Also hielt ich lieber den Mund.
    »Schieben nützt gar nichts«, konstatierte Herr Terjung, »die Räder müssen ausgegraben werden.«
    »Womit denn? Wir haben doch kein Werkzeug dabei.«
    »Haben wir!« Unter dem Sitz zog Shimon einen noch sehr neu aussehenden Klappspaten hervor. »Bei Fahrten durch die Wüste ist eine Schaufel genauso wichtig wie Wasser«
    »Matten sollten wir zum Drunterlegen haben«, meldete sich Uwe zu Wort. »Jacken und Hemden gehen aber auch.« Zum Beweis zog er sein T-Shirt über den Kopf und stopfte es unter den rechten Hinterreifen. »Los, Leute, seid nicht so zimperlich! Runter mit den Klamotten!«
    »Am besten wäre eine Seilwinde«, sagte Heini, sah aber ein, daß sie hier nicht viel nützen würde.
    »Selbst wenn Frau Irene eines ihrer Pflänzchen opfern würde, können wir nicht warten, bis aus dem Ableger ein Baum gewachsen ist«, bemerkte Gregor ganz richtig.
    Jens schippte schon. Am Vorderrad. Der Huber-Sepp buddelte hinten. Mit bloßen Händen. Anneliese trank bereits zum drittenmal aus ihrer Flasche. Waltraud protestierte. »Nicht soviel! Nimm nur einen Schluck! Wer weiß, wie nötig wir das Wasser noch brauchen werden.«
    Frau Terjung kippte ihre Pumps aus; sie war vom rechten Wege abgekommen und in den Sand geraten. Mit den Schuhen wollte sie durch das Wadi laufen?
    Jens wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Ist das eine Affenhitze!«
    »Lieber Schweißtropfen als gar keine Perlen«, ulkte Gregor, doch damit hatte er ins Fettnäpfchen getreten. Jens warf ihm den Spaten vor die Füße. »Du bist dran!«
    »Wieso ich? Soll doch Shimon auch mal was tun. Schließlich hat er uns ja hier reingekarrt.«
    Der hatte sich allerdings hinter der aufgeklappten Motorhaube versteckt, wo er an irgendwelchen Drähten herumfummelte.
    »Wir sollten eine Art Graben schräg zur Straße ziehen.«
    Uwe schritt die vorgesehene Strecke ab. »Das sind ungefähr acht Meter.«
    »Meine Güte«, sagte Frau Conrads halblaut, »je länger Männer etwas überlegen, desto dümmer wird es gewöhnlich. Warum schieben sie den Bus nicht einfach an? Mit einem Rad steht er doch noch auf der Straße.«
    Zu dieser Ansicht war wohl auch Shimon gekommen. Er klappte die Motorhaube zu und schwang sich auf seinen Sitz, nicht ohne uns vorher instruiert zu haben, daß wir uns nach Anlassen des Motors kräftig ins Zeug legen müßten. »Zuuugleich!« kommandierte Menachem. Der Motor jaulte auf, die Männer schoben, ich auch, aber nicht so besonders viel, und dann hatte der Wagen auch schon wieder festen Boden unter den Rädern.
    »Na also, warum nicht gleich so?« sagte Frau Conrads befriedigt.
    Eine knappe

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