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Mustererkennung

Mustererkennung

Titel: Mustererkennung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson
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Propeller aufgewirbelt wird, findet sie.
    Sie hält schützend die Hand vor die Augen und sieht zwischen den Fingern hindurch, wie er landet, ein plumpes, unbeholfen aussehendes Ding mit beinah rechteckigem Rumpf. Aus der Tür an der Seite springt eine Gestalt, die einen riesigen, wackligen Schatten wirft, und kommt durch das Licht und den Staub auf sie zu.
    Sie hört, wie die Rotoren allmählich langsamer werden, aus—trudeln, zum Stillstand kommen.
    Er tritt aus dem grellen Lichtkegel, kommt auf sie zu, bleibt stehen, knapp zwei Meter vor ihr, mit dem Rücken zum Licht.
    »Cayce Pollard?«
    »Wer sind Sie?«
    »Parkaboy.«
    Das kriegt sie jetzt irgendwie überhaupt nicht auf die Platte.
    »Wer hat den Thread gestartet, der den Komplettisten zum erstenmal eine formale Basis gegeben hat?«
    »Maurice.«
    »Als Antwort worauf?«
    »Auf ein Posting von Dave-in-Arizona, theoretische Grenzen von Live-Action.«
    »Parkaboy? Bist du das?«
    Er geht im Bogen, bis er mit dem Gesicht zum Licht steht, und da sieht sie einen Mann mit straff zurückgekämmtem, rötlichem, vorne schon etwas ausgedünntem Haar. Er trägt Tarnhosen aus Beständen der Army, ein dickes schwarzes Hemd, darunter ein weißes T-Shirt, und um den Hals hat er ein großes Fernglas hängen. Die Okulare sind riesig und erinnern an eine Schutzbrille, die Objektive aber verjüngen sich nach unten hin und verschmelzen zu einer einzigen Röhre, die in Größe und Form einer Taschenlampe ähnelt.
    Er greift in seine Hemdtasche und zieht eine Visitenkarte heraus. Macht einen Schritt nach vorn, reicht sie ihr. Sie nimmt sie, blinzelt gegen den Staubschleier und das grelle weiße Licht an und liest: PETER GILBERT
    MITTELALTER WEISSER TYP
    »SEIT 1967«
     
    Sie schaut hoch zu ihm.
    »Musikbranche«, sagt er. »In Chicago braucht man so was, wenn man eine bestimmte Art von Musik macht.«
    »Was, so was?«
    »Na einen M-A-W-T Einen mittelalten weißen Typen.« Er kauert sich hin, zwei Meter weg von ihr, um sie nicht zu bedrängen. »Kannst du laufen? Im Hubschrauber ist ein Arzt.«
    »Was machst du hier?«
    »Ich dachte, du hast dir’s vielleicht anders überlegt.«
    »Was soll ich mir anders überlegt haben?«
    »Du bist soeben aus dem einzigen Gefängnis in Rußland aus—gebrochen, in das die Leute normalerweise einzubrechen versuchen.«
    »Echt?«
    »Die Traumakademie, so heißt der Laden. Da hat ein Son—dertrupp von Wolkows Leuten dich hingebracht, nachdem dir Mama zuviel Roofie eingetrichtert hatte.«
    »Was –?«
    »Rohypnol. Klassische Date-Rape-Droge. Hättst dabei drauf—gehn können, aber so ist sie nun mal, unsere Mama. Du hast allerdings paradox auf des Zeug reagiert. Eigentlich soll man davon sanft wie ein Miezekätzchen werden, aber du bist wie ‘ne Furie auf sie losgegangen.«
    »Tatsache? Bist du dabeigewesen?«
    »Nein. Ich war grade beim Einchecken, als der Krankenwagen und die Polizei eintrafen. Du kennst doch diese Szene in den alten Filmen, wenn der Cowboy in der Wüste verdurstet und die berittenen Soldaten kommen an und sagen: ›Hier, trinken Sie das, aber nicht zuviel.‹«
    Sie starrt ihn an.
    Er knöpft sich eine Plastikflasche vom Gürtel und reicht sie ihr.
    Sie nimmt einen Schluck, spült sich damit den Mund und spuckt aus, dann trinkt sie.
    »Wie’s aussah, hat Mama immer noch versucht, die Situation unter Kontrolle zu behalten«, sagt er, »aber mit blutiger Nase und einem zugeschwollenen Auge war sie nicht sonderlich überzeugend.«
    »Du wußtest, daß sie es war?«
    »Nein. Ich hätte noch nicht mal gewußt, daß du das bist, wenn ich nicht ungefähr fünfmal ›Pollard‹ oder so was Ähnliches gehört hätte. Ich hatte mir zwar bei Google ein paar Fotos angeschaut, aber du sahst dir auch nicht so wahnsinnig ähnlich auf dieser Trage da. Ich hatte allerdings den Eindruck, daß die Lady mit der blutigen Nase dermaßen Druck gemacht hat, daß sie sie fast verhaftet hätten. Sie hat, glaub ich, gesagt, man soll dich einfach auf dein Zimmer bringen, sie bleibt bei dir. Und dann sind drei Jungs in schwarzen Lederjacken aufgetaucht, und da waren auf einmal alle ganz ehrerbietig, außer Mama. Du hast dich irgendwie samt deiner kleinen Krankentrage in Luft aufgelöst, kein Heckmeck mehr, und Mama ist mit den Lederjacken weg und hat darob nicht allzu glücklich ausgeschaut.
    Und ich hab mich ausgeschlossen gefühlt. Danach habe ich dann meine Mails gecheckt. Eine von dir, die mit Stellas Adresse. Ich hab ihr gemailt. Hab gesagt, ich

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