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Mut für zwei: Mit der Transsibirischen Eisenbahn in unsere neue Welt (German Edition)

Mut für zwei: Mit der Transsibirischen Eisenbahn in unsere neue Welt (German Edition)

Titel: Mut für zwei: Mit der Transsibirischen Eisenbahn in unsere neue Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Malchow
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Transsibirischen Eisenbahn. Ich möchte mich nicht davonstehlen. Mit dem Flugzeug.
    Ich sehne mich nicht mehr nach unserem transsibirischen Nest. Dieses Kapitel der Reise ist vorbei. Was wir von der Transsib lernen konnten, hat sie uns gezeigt. Pflichterfüllung steht nicht auf unserem Plan. Von Petersburg bis Bayangobi haben wir intensiv zusammengelebt. Wenige Kilometer vor der mongolisch-chinesischen Grenze war eben Schluss.
    Darüber bin ich froh, denn schlimmer, als die letzten Kilometer zu schwänzen, wäre das Gefühl, nicht aussteigen zu wollen, aber zu müssen.
    In meinem Kopf spielt immer noch die mongolische Pferdehaargeigenmusik, begleitet von Kehlkopfgesang von der Kassette unseres Fahrers zum Flughafen von Ulan-Bator. Dann ist alles schwarz.
    Chinesische Perfektion
    Die mongolische Staatsairline MIAT spuckt uns auf den Pekinger Flughafen, und wir landen vor den Füßen des Paradechinesen aus der Harald-Schmidt-Show: dünn, schlechte Zähne, über den Bauchnabel gezogene blaue Hochwasserhose. Er hält ein Schild mit meinem Namen darauf in der einen Hand. Mit der anderen bedient er ein iPhone. Wir geben uns zu erkennen. Er rennt los. Wir hinterher.
    An den übervollen Einreiseschaltern lotst er uns vorbei, hin zu dem verwaisten Baby-und-Handicapped-Schalter. Im Laufschritt geht’s vorbei an von Norman Foster gestalteten Glasstahlwänden und elektronischen Werbeplakaten eines bayerischen Autoherstellers und eines großen deutschen Versicherungskonzerns mit chinesischer und englischer Beschriftung. Alles ist weiß. Fast schmerzhaft strahlend weiß. Hohe Decken, geräumige Gänge, alles perfekt. Ich atme tief durch. Und rieche nichts.
    Es sind noch viele Menschen unterwegs am Flughafen, aber es kommt zu keinen Kollisionen. Wie von Zauberhand verwandelt sich jedes Mal, wenn wir angerannt kommen, die klumpige Masse vor uns in ein längliches Wesen und lässt uns passieren.
    Wir steigen in eine fahrerlose Metro. Levis Kinderwagen bleibt an der Tür hängen. Schwarmintelligent teilt sich die Masse, und trotz eines Aufenthaltes von maximal dreißig Sekunden finden mehr Menschen ohne Gerempel und Gemeckere im Inneren des Abteils Platz, als von den Metrodesignern vorgesehen. Auch ich. Mit Schweiß auf der Stirn.
    Unsere Taschen warten schon auf uns, als wir am Gepäckband ankommen. Trotz Menschenmassen ist alles angenehm ruhig. Liegt das an der akustisch optimierten Architektur, oder warum dringen kaum Geräusche, wie ich sie von anderen Flughäfen kenne, an mein Ohr?
    Stellen sich meine Ohren taub, um den Wechsel von mongolischer Stille zu chinesischem Gewusel zu verarbeiten? Ich fühle mich wie unter Starkstrom gesetzt. Warum zum Teufel rennen wir eigentlich so?
    25 Minuten nach der Landung sitzen wir in einem nach Jasmin duftenden Auto und brausen mit Spitzengeschwindigkeit auf dem Airport Express Highway durch die Nacht. 35 Minuten später stehen wir in der Hotellounge, fünf Minuten darauf sitzen wir mit zwei Bier auf dem Balkon unseres Zimmers und lassen uns die warme Pekinger Nachtluft des aufstrebenden Vergnügungsviertels Sanlitun um die Nase wehen.
    Von keinem Flughafen dieser Welt bin ich bisher so schnell und reibungslos weggekommen. Kein Hotel dieser Welt hat mich jemals so schnell eingecheckt. Und meine persönlichen Wünsche dabei noch erfüllt. Zu denen ich, zugegebenermaßen, vorab per E-Mail befragt wurde.
    Wow.
    Überrollt von dem Adrenalin des nächtlichen Tempos und glücklich, früher als gedacht für uns zu sein, grübeln Markus und ich darüber, warum den Deutschen ein besonderes Prozessoptimierungs- und Organisationstalent nachgesagt wird.
    Levi öffnet uns für China
    Die Sonne strahlt. Ich sehe Hochhäuser, Bäume, Geschäftsleute in Anzügen oder Kostümen und junge Frauen und Männer in knallbunten Farben. Menschen sitzen auf den Stühlen vor hippen Coffeeshops, wie es sie überall auf der Welt in Großstädten gibt, in lebhafte Gespräche vertieft. Oder in ihre Laptops. Die Luft ist schwülwarm. Vor den Menschen auf den Stühlen und den Schaufenstern trendiger Modeläden spielt sich Eigenartiges ab: Hundert junge Männer – alle tragen schwarze Hosen, weiße Hemden und schwarze Krawatten – stehen ordentlich in Zehnerreihen zum Quadrat angeordnet in der Sonne. Plötzlich läuft einer der Männer los. Mit kleinen trippeligen Schritten. Ungefähr 50 Meter weit. Dann bleibt er stehen, dreht sich um 180 Grad und erstarrt. Ich hole mir einen Kaffee. Als ich zurück auf unseren Balkon

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