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Mut für zwei: Mit der Transsibirischen Eisenbahn in unsere neue Welt (German Edition)

Mut für zwei: Mit der Transsibirischen Eisenbahn in unsere neue Welt (German Edition)

Titel: Mut für zwei: Mit der Transsibirischen Eisenbahn in unsere neue Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Malchow
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den Sinn. Und Levi ist die personifizierte Aufforderung zur Planbrechung. Im Kleinen wie im Großen. Er fordert mich täglich dazu auf, flexibel und spontan auf die Gegebenheiten des Tages einzugehen. Ich lerne durch ihn nicht, besser zu planen, sondern anders zu denken: in grobem Rahmen den Tag und die Wochen gestalten und dann schauen, was die Gegenwart daraus macht. Davon zulässt. Ich lerne durch Levi, dass kein Plan wichtiger ist als das Leben. Es geht nicht darum, an einmal gefassten Plänen festzuhalten, wenn das Leben, wenn Levi Spannenderes bereithält, als ich zu planen in der Lage war. Es geht darum, immer wieder zu hinterfragen: Was will ich? Ist das, was ich meinte, gestern zu wollen, auch heute noch richtig für mich? Pläne sind für mich da. Und nicht umgekehrt: Ich lebe nicht, um Pläne zu erfüllen.
    Denn: Jenseits von Plänen wird vieles erst spannend. Lebendig. Vieles, was ich heute will, konnte ich mir vorgestern noch nicht einmal vorstellen. Völlig begeistert von dem Gedanken, dass Levi mich meinem Lebensgefühl täglich noch ein bisschen näher bringt, beschließen wir, uns zum Durchatmen auf neutralen Boden zu begeben.
    Zwei Stunden später sitzen wir im Jeep. Unser Ziel: Die Sonnenterrasse vor unserer Jurte nördlich von Ulan-Bator.
    Planänderung
    Laut Plan wartet die Wüste Gobi auf uns. Südgobi. Ein wackeliger Flug nach Dalandsadgad, einige rumpelige Stunden im Jeep über wegloses Gelände. Sandige Variationen des besonderen mongolischen Lichtes. Und die Ungewissheit, ob die Jurtencamps nicht doch schon dichtgemacht haben für dieses Jahr und wir in normalen Zelten auf Isomatten schlafen müssen. Was sicher kälter ist, als in einem Bett neben einem heizenden Ofen zu liegen?
    Plant einige Tage Puffer ein, hatte uns die Bekannte meines nepalesischen Freundes geraten, über die wir unser Mongoleiabenteuer gebucht hatten. »Die Flüge nach Dalandsadgad fallen oft aus!«, hatte sie erklärt. »Wegen des starken Windes. Ihr fliegt mit einer sehr kleinen Maschine. Wollt ihr nicht lieber im Jeep runterfahren? Dauert nur zwölf Stunden.«
    Levi ist ein bisschen erkältet. Ich bin ziemlich müde. Und auch Markus sieht man die Nachtwachen allmählich an.
    »Gestern ist in der Südgobi der erste Schnee gefallen!«, erzählt Aimee, unsere Übersetzerin, die uns begleiten soll. Ihr Deutsch hat sie in Chemnitz gelernt. Zu DDR -Zeiten. Sie spricht hart, laut und zackig. Wir fühlen uns wie Soldaten beim Morgenappell.
    Wir haben ihr noch nicht von unseren Zweifeln erzählt.
    »Übermorgen um fünf in der Früh hole ich euch ab. Morgens sind die Winde am schwächsten. Seid froh, dass wir den frühen Flug gebucht haben!«
    Hilfe.
    Aus Protest läuft Levi ein riesiger Faden Rotz aus der Nase. Ich ziehe daran, doch Levi plärrt. Kenne ich schon. Was ihm gehört, will er behalten.
    Plötzlich spüre ich, dass mein Hals kratzt. Levi hustet. Und Markus gähnt.
    Wir liegen in der Herbstsonne und sind in freudiger Erwartung einer von elektrischen Heizstrahlern gewärmten Nacht. Eigentlich haben wir genug. Wären da nicht die lockenden Rufe der Gobi. Als wir vor etwas mehr als einer Woche eine große Düne in der Nähe von Ikh Nart bestiegen hatten, tanzten wir vor lauter Vorfreude auf die Wüste. Und außerdem sind Rückzieher nicht so mein Ding.
    Wir reden wenig. Stapfen ein bisschen durch die Gegend.
    Die letzten Winter waren extrem hart in der Mongolei, hatte Aimee erzählt, bevor sie ging. Viele Tiere waren verendet und zahlreiche Nomaden dadurch gezwungen, ihr Leben in den Jurten aufzugeben und in die Stadt zu ziehen.
    »Peking 25 Grad und Sonne«, sagt mein iPhone.
    Unser Zimmer im Opposite House in Peking sei auch ab morgen schon verfügbar, sagt Lilo von der Reservierung.
    Levi niest.
    Ich spüre in mich hinein. Und alles ist klar: Wir verlassen die Mongolei. Auf dem schnellsten Weg.
    Peking, wir kommen!

6
    CHINA: ABGRENZUNG UND INTEGRATION – ÜBER CHINESISCHE KREATIVITÄT UND DIE BEHAUPTUNG DER EIGENEN IDENTITÄT
    Ein Abschied der anderen Art
    Unter uns zieht die Wüste Gobi vorbei. Sandige Unendlichkeit, von der Abenddämmerung in Lila getaucht. Lila wird zu Schwarz, und vereinzelt blinken Lichter auf wie winzige Satelliten in der Weite des Alls: Camps oder Jeeps. Irgendwann werde ich durch diesen Sand stapfen, das weiß ich. Nur halt nicht jetzt.
    Ich halte Ausschau nach einer Lichterkette, die sich kontinuierlich Richtung Südosten vorarbeitet. Denn ich möchte mich verabschieden. Von der

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