Mutiert
für die Anzucht der Virenkultur vergangen, so dass sie sich entschlossen hatte, eine erste Analyse vorzunehmen.
» Wir bereiten heute noch eine Probe vor. Ich denke, unser Kuchen ist aufgegangen«, sagte sie zu Selina und betrachtete nachdenklich das Kulturengefäß.
Selina, die ebenfalls in einem hellgrünen Vollschutzanzug steckte, nickte nur und zog sich einen Stuhl heran.
» Ich bin schon gespannt, was unser kleiner Freund in den Zellen angerichtet hat«, murmelte Anne in das kleine Mikrophon, das sich direkt unter ihrem Mund im Helm befand und ihre Worte nicht nur innerhalb des Raumes, sondern bis hinaus in die Sicherheitszentrale übertrug, wo alle Gespräche digital aufgezeichnet wurden.
Bevor Anne die Proben unter das Mikroskop legen konnte, mussten sie fixiert und mit einem Färbemittel versetzt werden, damit sie inaktiv und unschädlich blieben, ohne dass die Strukturen instabil wurden. Sie verwendete Paraformaldehyd zur Fixierung und eine PI -Lösung zur Färbung. Insgesamt vier Mal wanderte das Kulturengefäß in die Zentrifuge, und eine ganze Stunde verging, bevor Anne das Lichtmikroskop einschaltete.
» Warten Sie, ich komme an Bord«, meldete sich die Stimme von Professor Sander im Helmlautsprecher.
» Wir sind schon mitten im Versuch«, antwortete Anne.
Die Vorschriften, die in einem Level- 4 -Labor peinlich genau eingehalten werden mussten, besagten nun mal, dass ein Betreten des Labors nicht erlaubt war, wenn sich gefährliche Stoffe außerhalb des Sicherheitsbehälters befanden oder gerade ein Versuch durchgeführt wurde.
» Anne, schalte dann wenigstens den Monitor ein, damit ich hier draußen auch etwas sehen kann.«
Anne betätigte den Schalter des kleinen Monitors, dessen Bild ebenfalls in den Kontrollraum übertragen wurde. Dort hielten sich ständig zwei Sicherheitsbeamte auf, die entsprechend eingreifen konnten, wenn etwas schiefgehen sollte. Sie war schon lange im Geschäft, und das Labor war zu ihrer zweiten Heimat geworden. Dennoch zog sie es noch immer vor, selbst durch das Okular zu blicken und mit eigenen Augen zu sehen, was sich auf dem Objektträger befand. Dem Monitor schenkte sie keine Beachtung.
Sie fixierte die Halterung am Objekttisch und begann mit dem kleinsten Objektiv. Am Einstellrad regulierte sie die Schärfe, doch außer roten, zusammenhängenden Bläschen, die wie eine Welle in den dunklen Rand des Sichtbereiches schwappten, war nicht viel mehr zu erkennen.
» Geh auf zwanzig!«, flüsterte Professor Sander gespannt.
» Ich mach ja schon«, antwortete Anne und wählte die nächste Größe des Objektivs. Doch das Bild veränderte sich nur wenig, obwohl sie die Schärfe nachjustierte.
» Es will uns noch nicht zeigen, was es angerichtet hat«, kommentierte Sander aus dem Kontrollraum.
Stück um Stück erhöhte Anne die Vergrößerung, doch erst bei der höchsten Vergrößerungsstufe waren morphologische Veränderungen in den Zellen zu erkennen.
» Blasen und Verschmelzungen, würde ich sagen«, verkündete Anne nachdenklich. » Ich denke, wir sind so weit, das Elektronenmikroskop wartet auf dich, kleiner Freund.«
» Das sieht aus wie nach einem Bombenangriff«, murmelte Professor Sander. » Das reicht für heute, wir machen morgen weiter.«
» Ich werde die Kulturen für das …«
» Wir haben keine Zeit mehr, in zwanzig Minuten ist Besprechung.«
» Besprechung? Ist etwas passiert?«
» Ich weiß es nicht«, antwortete der Professor. » Wir haben den Kontakt zu unserem Außenteam verloren.«
White Castle, Leblanc Airport, Louisiana
Staub und Gras wurden aufgewirbelt, als die mächtige, viermotorige Boeing C- 97 Stratofreighter auf dem Leblanc-Flugfeld von White Castle landete. Die Landebefeuerung erleuchtete die beginnende Nacht und das Dröhnen der Triebwerke ließ den Boden erzittern. Als die weiß-gelb gestrichene Maschine in der Nähe des Hangars ausrollte, startete ein Tankwagen und fuhr über die holperige Piste zum Flugzeug hinüber.
East-West Freightliner stand auf dem Leib des riesigen Langstreckenfrachtflugzeugs.
Gene nahm das Fernglas herab und fuhr sich über die Augen. » Hast du diese Maschine schon einmal hier gesehen?«, fragte er Terence, der neben ihm im Entwässerungsgraben lag.
» Vor zwei Monaten«, antwortete Terence.
Gene hob das Fernglas wieder an und beobachtete die Aktivitäten auf dem knapp vierhundert Meter entfernten Flugfeld. Zwei Pick-ups hielten in Höhe des Flugzeughecks, Männer sprangen von der Ladefläche und
Weitere Kostenlose Bücher