Mutiert
hat sogar Ihre Größe.«
» Wenn ich ihn ablenke, trauen Sie es sich zu, ihn kampfunfähig zu machen, bevor er Alarm schlägt?«
» Das käme auf einen Versuch an«, antwortete Gene.
» Also gut, es ist eine Chance.«
» Ich denke, wir sollten es versuchen«, antwortete Lila.
Der Cabo nickte. » Ich zähle langsam bis hundert. Ich denke, die Zeit wird für Sie ausreichen, um sich in seinen Rücken zu schleichen. Ich bringe ihn dazu, dass er die Tür öffnet, und dann schlagen Sie zu.«
» Wenn er Mist baut, dann sind wir alle tot!«, unternahm Rosburn einen letzten Versuch, den Cabo von seinem Plan abzubringen.
» Ich schätze, das sind wir sowieso«, entgegnete der Cabo. » Wenn es ihnen gelingt, das Flugzeug zu starten, dann werden sie wohl kaum Zeugen zurücklassen, die über ihren Fluchtweg Auskunft geben können.«
» Also legen wir los«, stimmte Gene zu und schlich sich zurück in die Dunkelheit. Leise begann der Cabo zu zählen.
Cuiabá, Bundesstaat Mato Grosso
Santa Rosa war ein Stadtteil im Nordwesten von Cuiabá, ein Stadtteil, in dem einige heruntergekommene Villen standen, deren Glanz bereits vor langer Zeit verblasst war. Laura Gustavo do Brentana wohnte am Ende der Avenida Portugal, wo die Straße in einem kleinen Wäldchen endete. Ihrem Haus gegenüber standen zwei Bauruinen, deren Besitzer wohl bereits seit langer Zeit den Ausbau beendet hatten. Schutt und zerbrochene Ziegelsteine lagen am Straßenrand. Zagallo parkte seinen Dienstwagen und stieg hinaus in das gleißende Sonnenlicht. Eine schwüle Hitze schlug ihm entgegen, nachdem er seinen klimatisierten Wagen verlassen hatte.
Die Villa der Gustavos war ein wahres Schmuckstück. Verwinkelte Erker und ein kleiner, runder Turm zierten die gelb getünchte Fassade. Zagallo hatte den Eindruck, dass er vor einem kleinen Schlösschen aus dem vergangenen Jahrhundert stand, so wie er es von Postkarten aus dem weit entfernten Europa kannte. Er schaute sich um, doch die Straße lag verlassen vor ihm. Niemand schien sich der morgendlichen Hitze eines weiteren heißen Tages aussetzen zu wollen. Seit zwei Tagen lag dieser unbarmherzige Hitzeschirm schon über dem südlichen Mato Grosso, und die Krankenhäuser waren überfüllt mit Patienten, vor allem älteren Menschen, die der Hitzewelle nicht gewachsen waren. Die Meteorologen befürchteten, dass sich das Hochdruckgebiet noch weitere vier bis fünf Tage über dem Land hielt und sich erst gegen Ende der Woche eine Änderung einstellen würde.
Zagallo trug ein kurzärmeliges, weißes Hemd und eine helle Leinenhose. Ein weißer Hut mit breitem, rostrotem Band schützte ihn vor der Sonne. Als er im Schatten der Platane angekommen war, die direkt vor der Haustür stand, nahm er den Hut ab und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Der im Jugendstil gehaltene Türklopfer an der Holztür aus geöltem Imbuia entpuppte sich als Türklingel, die einen satten Dreiklang-Gong ertönen ließ. Zagallo bezweifelte nicht, dass alleine die Tür zwei Monatslöhne eines Polizeioffiziers gekostet hatte. Er setzte seinen Hut wieder auf und klingelte erneut. Drinnen war keine Bewegung, kein Geräusch zu vernehmen, aber soweit er wusste, musste Laura zu Hause sein. Erneut klingelte er. Schließlich runzelte er die Stirn. Er wandte sich nach links und umrundete das Haus auf einem tadellos gefliesten Weg aus rotbraunen Terrakottafliesen. Ein weitläufiger Garten öffnete sich. Hinter dem in L-Form erbauten Haus erstreckte sich ein beinahe zehn Meter langer Swimmingpool. Die Frau lag unter einem grünweißen Sonnenschirm in einem Liegestuhl direkt neben dem Pool. Auf dem Beistelltisch daneben standen eine leere Weinflasche und ein noch halb gefülltes Glas.
» Chilenischer Rotwein«, murmelte Zagallo, als er näher kam. » Schwer und lieblich.«
Er betrat die Terrasse und blieb ein paar Sekunden lang vor der Frau stehen, die in einem knappen Bikini schlafend im Liegestuhl lag. Er betrachtete sie eine Weile. Sie war um die vierzig und hatte schwarze lange Haare, die zu einem Zopf zusammengebunden waren. Zagallo zweifelte keine Minute daran, dass sie vor ein paar Jahren noch das Blut der Männerwelt in Wallung gebracht hatte. Mittlerweile waren ihre Züge verlebt, und der Alkohol hatte seine ersten Spuren hinterlassen. Dennoch konnte sie wohl auch heute noch mit entsprechender Kosmetik die Männerherzen höher schlagen lassen. Augenblicklich befand sich die schlanke Frau in einer Krise. Ihr Ego hatte schwer gelitten, weil
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