Mutiert
melde mich bei dir, sobald ich mehr weiß. Nur so viel, halte die Jungs von der USAMRIID aus der Sache. Ich weiß nicht, wie weit man ihnen trauen kann.«
» Gibt es etwas, das ich wissen sollte?«
» Ich melde mich, sobald ich Gewissheit habe«, wiegelte Joanna ab. » Ich hoffe, wir können den armen Menschen im Camp helfen.«
» Ich danke dir, Joanna«, entgegnete Professor Sander. » Ich vertraue dir.«
54
Landstraße Mt- 060 , am Tor zum Pantanal, Bundesstaat Mato Grosso
Die Scheinwerfer des VW Voyage fraßen sich durch die einsame Dunkelheit, die entlang der Landstraße 60 von Cuiabá in Richtung Süden führte. Der weiße Geländewagen, ein Toyota Cruiser Prado, in dessen Fond Anjo Platz genommen hatte, fuhr mit gleichbleibender Geschwindigkeit knapp zweihundert Meter voraus. Falcáo hielt Abstand und ließ dem Ford einen ausreichenden Vorsprung. So manches Mal verschwanden die roten Rücklichter hinter einer Kurve. Es war schwierig, in dieser menschenleeren Gegend einen Wagen über eine längere Distanz zu verfolgen, ohne aufzufallen. Doch die Männer in dem weißen Ford machten überhaupt keine Anstalten, ihre Geschwindigkeit zu erhöhen. Hier und da kam ihnen ein Lastwagen entgegen, aber außer den beiden Wagen schien sich in dieser Nacht niemand in Richtung Süden aufgemacht zu haben. Das zweite Team, das Falcáo zur Unterstützung angefordert hatte, lag noch weit zurück, und es würde wohl noch eine halbe Stunde dauern, bis sie den kleinen Tross eingeholt hatten, um sich dann bei der Verfolgung abwechseln zu können.
» Was machen wir, wenn sie plötzlich anhalten?«, fragte Falcáos Kollegin, die mit Vornamen Amanda hieß.
Falcáo hatte die Geschwindigkeit wieder einmal gedrosselt und ließ dem Geländewagen Vorsprung. In einem kleinen Wäldchen verloren sie die Rücklichter kurzzeitig aus den Augen.
» Ich glaube, sie fahren einfach nach Pocone durch«, antwortete Falcáo. » Wo sollten sie hier anhalten, hier gibt es weit und breit keine Siedlung.«
Die letzte Ansiedlung, Livramento, eine Kleinstadt direkt an der Mt- 060 , hatten sie vor gut einer halben Stunde passiert. Ungefähr dort befand sich gerade das zweite Team, das in einem Ford Focus Sedan unterwegs war.
» Ich meine ja nur, vielleicht muss jemand von ihnen pinkeln.«
» Sie fahren schnurstracks nach Pocone, da bin ich mir ziemlich sicher. Wir haben nicht oft das Glück, dass bei unseren Verfolgten das Reiseziel auf der Fahrertür steht.«
Falcáo lächelte Amanda verschmitz an.
» Ich hoffe, dass du dich nicht irrst«, antwortete sie und lehnte sich zurück.
» Schlaf ruhig ein bisschen, bei mir bist du sicher wie in Abrahams Schoß. Ich wecke dich, wenn wir in Pocone sind.«
Amanda seufzte und veränderte ihre Sitzposition, bis sie es sich gemütlich gemacht hatte und ihren Kopf gegen die Seitenscheibe lehnte. Aus dem Radio dudelte leise Unterhaltungsmusik, und seine Kollegin war bald eingenickt. Falcáo schmunzelte, als sie an der Abzweigung zur Mt- 451 geradeaus nach Pocone weiterfuhren.
Die Landschaft hatte vor ein paar Kilometern das Gesicht verändert. Der Straßenrand wurde von mittelhohen Büschen gesäumt, Bäume schien es hier nicht mehr zu geben. Der Abstand zum Toyota betrug nun fast einen halben Kilometer, näher traute sich Falcáo nicht heran. Als er eine Kurve durchfuhr, glitzerte Wasser neben der Straße. Das riesige Feuchtbiotop des Pantanal begann direkt neben der Fahrbahn, und durch die halb geöffnete Seitenscheibe ergoss sich die feuchtmodrige Luft des Sumpfgebietes in das Wageninnere. Auf Radio Pantanal lief Vida Vida von der Band Roupa Nova, und Falcáo beugte sich gerade zum Lautstärkeregler, als es plötzlich fürchterlich krachte. Glas splitterte, und Falcáo klammerte sich mit beiden Händen am Lenkrad fest. Unvermittelt drehte sich der Wagen und holperte über den Seitenstreifen. Amanda schrie laut auf, als der Wagen sich zur Seite neigte und im Graben auf der Beifahrerseite liegen blieb.
» Verdammt!«, fluchte Falcáo.
» Was ist passiert?«, fragte Amanda verstört.
» Bist du verletzt?«
Amanda fuhr sich über das Gesicht. » Nein, zum Teufel, was war das?«
» Ich habe keine Ahnung«, antwortete Falcáo und öffnete seine Tür. Mühsam befreite er sich aus dem verbeulten Wagen und half seiner Kollegin ebenfalls aus dem Wrack. Er fasste in seine Tasche und zog einen Schlüssel hervor, an dem eine kleine Taschenlampe hing.
Fassungslos musterte er den Haufen Schrott, der einmal der
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