Mutiert
neueste Wagen im Fahrzeugpool der Kriminalpolizei von Cuiabá gewesen war.
» Vielleicht ist ein Reifen geplatzt«, mutmaßte Amanda, als Falcáo die blutigen Schlieren auf der Motorhaube betrachtete. Fetzen eines Fells hingen am Kühlergrill.
» Nein«, antwortete er und zeigte auf das Blut. » Warte hier.«
Falcáo ging zurück auf die Straße und folgte den Spuren, bis er am Straßenrand auf den dampfenden Leib eines etwa einhundert Kilo schweren Cervo do Pantanal stieß. Ein Hirsch hatte ihre Fahrtrichtung gekreuzt. Das Tier war tot. Grünes Gras quoll aus dem aufgeschlitzten Unterleib. Falcáo wandte sich ab und ging zurück zum Wagen.
» So eine verdammte Scheiße«, fluchte er. » Wir haben einen Hirsch erwischt.«
Amanda klappte ihr Handy zu. » Die anderen sind in zwanzig Minuten bei uns«, antwortete sie.
Falcáo schüttelte wütend den Kopf und schaute die Straße entlang. » Bis dahin sind die längst über alle Berge.«
» Ich dachte, du bist dir sicher, sie fahren nach Pocone in die Por do Sol 38 .«
Falcáo holte sein Handy aus der Hosentasche und wählte Zagallos Nummer. » Ich hoffe es, der Capitão reißt mir sonst den Kopf ab.«
Lago Maracarana, Amazonasgebiet
Der Lago Maracarana lag knapp vier Kilometer nördlich von Corrupira entlang des Flusslaufs des Rio Jatapu. Als sich die rote Sonne über die Baumwipfel schob und den Dunst des Morgens vertrieb, hatte das Außenteam mit seinem Patrouillenboot den kleinen See erreicht. Luisa Behringer, Lila Faro, Tenente Farraz mit dem Rest seiner Truppe sowie Gene und der Cabo blickten gespannt über die Reling und betrachteten argwöhnisch das mangrovenbewachsene Ufer. Corrupira, das kleine Dorf im Dschungel, in dem die Infektion zuerst ausgebrochen war, bevor sich das Virus über die Region am Amazonas verbreitet hatte, lag hinter ihnen. Nur noch wenige Meter trennten den Trupp von der Landungsstelle.
Joao Gumeiros hatte auf der langen Fahrt erzählt, dass die Bande von Glücksrittern aus zwei Gruppen bestanden hatte. Zum einen waren es die Führer der Organisation um den inzwischen verstorbenen Nelio, den feisten Venezolaner Garamon und Cardoso, den Mann, der als Einziger von einer Expedition an den Lago Maracarana zurückgekehrt war und die Infektion im kleinen Dorf verbreitet hatte. Der andere Teil der Bande bestand aus Flussbewohnern, die als Helfer vereinnahmt worden waren und eigentlich nur Geld verdienen wollten, um ihre Familien ernähren zu können. Die Regierung ließ die Menschen am Fluss im Stich, Arbeit auf den Plantagen gab es keine und der Raubbau an der Natur hatte bewirkt, dass selbst die Jagd im artenreichen Dschungel keine Grundlage zur Ernährung der Familien mehr darstellte. Eines Tages waren die Männer um Cardoso am Fluss aufgetaucht und hatten nach Helfern gesucht, die sich den einen oder anderen Real hinzuverdienen wollten. Und war man erst einmal in die Fänge dieser Kerle geraten, dann war man ihnen auf Gedeih und Verderb ausgeliefert.
Während sich Cardoso und Nelio mit ihren Mannen am geheimen Flugfeld niedergelassen hatten, so war Corrupira die Siedlung der Flussbewohner geworden. Denn nur der engste Kreis um die Führer der Bande von Garimpeiros sollte von der Lichtung wissen, die knapp sechs Kilometer nordwestlich von Corrupira lag.
Joao hatte erzählt, dass er zwei- oder dreimal hier am Lago Maracarana gewesen war, um beim Auswaschen des Goldes zu helfen. Er kannte den Weg zu der Lagerstätte, wo es einen steil ansteigenden Hügel gab, in dem sich kleine Verwerfungen aufgetan hatten.
» Glaubst du, dass sich dort noch immer Männer aus eurer Bande aufhalten?«, hatte der Cabo gefragt, als sie durch den kleinen Zulauf des Rio Jatapu in den See vorgestoßen waren.
» Nelio und seine Gruppe waren dort«, erklärte Joao, der sich sehr kooperativ verhielt, da ihm ein kompletter Straferlass in Aussicht gestellt worden war, wenn er die Aufklärung der Verbrechen und die Nachforschungen nach der Herkunft des Jatapu-Virus unterstützte. » Er ging dorthin, nachdem Cardoso allein zurückgekehrt ist. Aber auch Nelios Männer und er selbst sind erkrankt. Viele sind hier gestorben. Garamon hat uns zur Lichtung geführt und unser Dorf niederbrennen lassen. Er sagte, wir müssten warten, bis man das Gold abgeholt hätte. Erst dann würden wir unseren Lohn erhalten und könnten zu unseren Familien zurückkehren.«
Am südlichen Ende des Sees gab es eine Reihe von Zuflüssen kleiner und mittlerer Flussläufe. Erst als das
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