Mutiert
wir haben jeden von diesen verdammten Irakis zum Sprechen gebracht. Ganz wie du willst, wenn du die harte Tour bevorzugst.«
Schon holte er wieder zum Schlag aus.
» Ich … ich habe bei der CDC … jeder weiß, wo ich bin, und jeder weiß auch, dass die MedCom hinter dem Virus steckt«, beeilte sie sich zu sagen.
Schon klatschte die flache Hand erneut in ihr Gesicht. » Du lügst, du Schlampe. Ich habe es überprüft. In Atlanta weiß niemand, wo du dich herumtreibst und was du vorhast. Du wolltest ein paar Tage ausspannen, hieß es dort. Also halte mich nicht zum Narren, wer weiß davon?«
» Niemand«, antwortete sie wie aus der Pistole geschossen. Sie schmeckte Blut auf ihrer Zunge.
» Wie seid ihr auf den Professor gekommen?«
Joanna zögerte mit der Antwort. Sie wusste, was ihr blühte, wenn sie alle Trümpfe aus der Hand gab. Doch schon holte Tanner Grady wieder zum Schlag aus.
» Ich … ich … ich alleine«, schrie sie. » Ich habe Altmanns Muster erkannt.«
Es klopfte an der Tür.
» Du hast Glück gehabt«, sagte Tanner Grady zynisch. » Aber ich bin noch nicht ganz fertig mit dir.«
Die Angst schnürte Joanna die Kehle zu. Macombie betrat den Raum. Grady schloss die Tür hinter ihm und drehte den Schlüssel um, während Macombie Joanna lang und eingehend betrachtete. Tränen liefen über ihre Wangen, und ein feines blutiges Rinnsal führte von ihrer Unterlippe zum Kinn.
» War das wirklich notwendig?«, fragte Macombie mitleidig.
Tanner Grady trat an Joannas Seite. » Sie kann uns alle ins Gefängnis bringen, dann war alles umsonst. Ich bin hier für die Sicherheit zuständig, und diese Frau ist eine Bedrohung.«
Macombie wandte sich Joanna zu. » Sie hätten nie hierher kommen dürfen«, sagte er mit sanfter Stimme.
» Und Sie hätten nie diese Viren unter die Menschen bringen dürfen«, entgegnete Joanna bissig. » Sie haben den Tod von über tausend Menschen zu verantworten.«
» Wir alle müssen Opfer bringen. Wir hatten keine Ahnung, dass das Virus mutiert. Wir ich hörte, haben Sie bereits mit Altmann gesprochen, meine Teuerste. Leider, ich kann nichts für Sie tun.«
» Sie sind ein Mörder, Professor!«
» Ich ein Mörder? Sie irren, meine Liebste, Sie irren. In wenigen Wochen werden wir mit XA 512 auf den Markt kommen. Das wird künftig die Behandlung von Millionen Patienten auf der ganzen Welt revolutionieren. Keine aufwändigen und zermürbenden Chemotherapien mehr, keine Fehler bei der Früherkennung. Uns ist es bereits jetzt gelungen, weit fortgeschrittene Erkrankungen zu kontrollieren. Wir werden Millionen von Leben auf diesem Planeten retten, was ist da der Verlust von tausend Menschenleben in einer nahezu unbewohnten Region des Amazonas. Wir werden Helden sein, meine Teuerste, und wir haben diese Würdigung auch verdient.«
» Sie verdienen den elektrischen Stuhl, Macombie.«
Der Professor lachte laut. » Wenn wir diesen Weg nicht gegangen wären, dann würde es noch unzählige Jahre dauern, bis wir die ersten Erfolge erzielen könnten. Nur die Versuche am lebenden Organismus haben uns so weit gebracht.«
Joanna Kim schüttelte verständnislos den Kopf.
» Wir haben den Versuch beantragt, hier in den Staaten. Wir hatten auch freiwillige Patienten, für die es der letzte Ausweg gewesen wäre, doch die Ethikkommission hat unseren Antrag abgelehnt. Diese Bande von ignoranten Möchtegernwissenschaftlern, überflüssigen Philosophen und Kirchenmännern, die noch im tiefsten Mittelalter leben, hat meinen Antrag einfach zurückgewiesen. Was blieb uns für eine andere Wahl? Es gibt andere Länder auf dieser Erde, wo man unsere Anliegen nicht so einfach abtut.«
» Sie haben die Ärmsten in unserer Welt für Ihre Forschungen missbraucht, ganz egal wie viele Leben es kostet, Sie sind und bleiben ein Mörder.«
» Alle nahmen freiwillig an den Versuchen teil. Sie waren ohne jede Hoffnung. Wir haben ihnen zu einer Chance verholfen. Es war ein faires Geschäft.«
» Ein faires Geschäft, dass ich nicht lache.«
» Im Leben muss man Opfer bringen, meine Teuerste«, sagte Macombie. » Schade nur, dass wir mit unseren Ansichten so weit auseinanderliegen. Tut mir leid, meine Teuerste, unsere gemeinsamen Tage in Chicago waren eine schöne Zeit, doch jetzt kann ich leider nichts mehr für Sie tun.«
Der Professor wandte sich zur Tür. Als er an Tanner Grady vorüberging, blieb er kurz stehen. » Was haben Sie mit ihr vor?«, fragte er seinen Sicherheitschef.
» Jährlich sterben
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